Franzobel: Pfarrer, Erfinder & "Bankräuber"
Von Dieter Chmelar
Mit sechs wollte er unbedingt Pfarrer werden und mit zehn Erfinder. Da hatte er am Dachboden bündelweise uralte Micky-Maus-Heftln – und darin Daniel Düsentrieb als großes Vorbild – entdeckt. Als HAK-Maturant in Vöcklabruck (OÖ) sollte Franzobel (bürgerlich: Franz Stefan Griebl) so wie sein Vater Chemiearbeiter in Lenzing werden. Da wusste er freilich längst: "Mich interessiert ein Leben, das spannender ist, eines, das mit mir zu tun hat." Also wurde er Bachmann-, Schnitzler- und Nestroy-Preisträger, jüngst mit dem historischen Thriller "Das Floß der Medusa" (Zsolnay) erneut Favorit von Fans & Feuilleton.
Zwei Jahre hatte sich Franzobel in die abgründige Materie hineingekniet und dann, so die Marotte des bekennenden Hypochonders, liegend in den Laptop gehämmert. "Ich weiß, das ist nicht gut fürs Rückgrat", sagt er, "aber aufrechte Haltung zeige ich lieber an anderer Stelle."
Nach Lesereisen von Kanada bis Neuseeland empfindet er es als "schwierig, sich wieder auf den österreichischen Sumpf einzulassen". Sein persönliches Extremerlebnis nimmt sich im Vergleich zum nackten Überlebenskampf mit Mord, Totschlag und Kannibalismus auf der Medusa ziemlich harmlos aus: "Vor Jahren wurde ich in Stuttgart als vermeintlicher Bankräuber fest-genommen – das Kurioseste dran war, dass meine eigene Mutter den absurden Verdacht für richtig hielt."
Wie er seine Frau Maxi Blaha (44) gewann, klingt ebenso herzig. Sie stellte sich für sein Drama "Lady Di" (Linz, 2007) als Titelheldin vor, er sah sie lieber als Camilla. Wie hätte der Maturant Franz den 50-er Franzobel gesehen? "Wenns d’ mir damals dieses Leben angeboten hättest, du, ich hätt’s genommen."