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Beruf: First Lady

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Lange waren sie bloß bunter Aufputz ihrer mächtigen Männer, zuständig für den Speiseplan in den Residenzen und für ein reizendes Lächeln, wenn hoher Besuch kam. Doch die Zeiten sind vorbei, First Ladys haben zu einer eigenen Rolle gefunden. Nie zuvor haben in den USA die Ehefrauen zweier Präsidentschaftskandidaten so stark in den Wahlkampf eingegriffen wie Michelle Obama und Ann Romney. Auch andere erste Damen machen von sich reden: Frankreichs Staatspräsident Hollande steht zwischen zwei Frauen, die sich politisch und auch sonst in den Haaren liegen, sein Vorgänger Sarkozy geriet fast mehr durch Carla Bruni als durch sein politisches Wirken in die Schlagzeilen, in Deutschland ist’s ein Thema, dass Bundespräsident Gauck in "wilder Ehe" lebt, und die Frau seines Vorgängers Wulff klagt jedes Medium, das ihr ein Vorleben im Rotlichtmilieu unterstellt.

 

Charme

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Fasziniert haben First Ladys immer schon. Kein Wunder, die Männer in ihren grauen Anzügen erfüllen bedeutende Aufgaben, strahlen aber meist wenig Glamour aus. Jacqueline Kennedy war wohl die Präsidentengattin, die das "Amt" der First Lady – das es offiziell gar nicht gibt – am nachhaltigsten veränderte. Wie keine Frau eines Staatsoberhauptes davor, repräsentierte sie die Nation und erfreute sich weltweit ebenso hohen Ansehens wie ihr Mann, der genau wusste, was er an ihr hatte. Zu einem Staatsbesuch in Frankreich eingetroffen, stellte er sich schon am Flughafen vor: "Ich bin der Mann, der Jacqueline Kennedy nach Paris begleitet." Und 1961, beim Gipfeltreffen mit Chruschtschow in Wien, war es dann Jackie, die den Kremlchef durch Charme in gute Laune versetzte, was einem Wunder gleichkam, schien doch wenige Monate davor noch der Weltfriede in Gefahr, als die USA eine gescheiterte Invasion auf Kuba gestartet hatten.

Hartes Fell

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First Ladys müssen über ein hartes Fell und großes schauspielerisches Talent verfügen. Jackie Kennedy wusste längst von den Affären ihres Mannes, als sie in der Öffentlichkeit die glückliche Ehefrau mimte. Durch sie wurde das Weiße Haus, in dem es bis dahin nur langweilige politische Empfänge gab, zum kulturellen Mittelpunkt, an dem Künstler wie die Garbo, Nurejew und Tennessee Williams zusammentrafen.

Hillary

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Hillary Clinton hatte nicht nur wie Mrs. Kennedy einen fremdgehenden Mann, sie setzte auch Jackies Idee, das Weiße Haus zu öffnen, fort. Und sie ist die erste First Lady, die weit über ihre Rolle als Repräsentationsfigur hin­auswuchs und als US-Außenministerin eigenständig Karriere machte. Ähnlich der Weg der argentinischen First Lady Cristina Fernández de Kirchner, die ihrem Mann Néstor Kirchner im Jahr 2007 als gewählte Staatspräsidentin ins Amt folgte.

Den größten politischen Einfluss als First Lady hatte eine andere Argentinierin, nämlich Evita Perón, die über mindestens so viel Macht verfügte wie ihr Mann. Jedenfalls wäre Juan Perón ohne die Hilfe seiner ehrgeizigen Frau sicher nicht Staatspräsident geworden. Als sie 1952 im Alter von 33 Jahren starb, waren auch die Tage des Diktators gezählt. Juan Peron ohne Evita war nicht regierungsfähig.

"Jackie" und "Hillary" hatten ein großes Vorbild: Eleanor Roosevelt war es, die bereits vor dem Zweiten Weltkrieg wöchentliche Pressekonferenzen im Weißen Haus gab, bei denen sie Auskunft über den Tagesablauf des Präsidenten erteilte. Doch auch sie spielte der Nation eine Rolle vor. Von Franklin D. Roosevelt wurde nach seinem Tod bekannt, dass er mit seiner Sekretärin Alice LeHand ein Verhältnis hatte. First Lady Eleanor revanchierte sich mit ihrer besten Freundin Lorena Hickock, die 1941 im Weißen Haus Quartier bezog.

Tod im Weißen Haus

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Die schlimmsten Vorwürfe, die sich eine First Lady je gefallen lassen musste, galten der Frau des US-Präsidenten Warren G. Harding, die den Verdacht nie los wurde, ihren Mann 1923 im Weißen Haus vergiftet zu haben. Tatsächlich konnte sein mysteriöser Tod nicht geklärt werden.

Ins schiefe Licht geriet auch Winnie Mandela, damals Frau des südafrikanischen Präsidenten, der man vorhielt, ihre Leibwächter gefoltert und vier Jugendliche entführt zu haben. 1991 zu sechs Jahren Gefängnis verurteit, kam sie dann doch mit einer Geldstrafe davon. Auch Imelda Marcos, die wegen Korruption überführte langjährige First Lady der Philippinen, musste ihre Haftstrafe nicht antreten.

Kaum jemand versteht – um einen aktuellen Fall zu erwähnen – dass die in London aufgewachsene, studierte Ökonomin und Frau des syrischen Staatspräsidenten Baschar al-Assad als First Lady tatenlos zusieht, wie ihr Mann einen blutigen Krieg gegen sein Volk führt.

Gracia Patricia

In früheren Zeiten hatten First Ladys vor allem schön und repräsentativ zu sein, worin Fürstin Gracia Patricia unschlagbar war. Was Aussehen und Charisma einer First Lady für ihr Land bewirken kann, zeigte die Hollywoodschauspielerin besser als jede andere. Nach ihrer Hochzeit mit Fürst Rainier von Monaco genoss der Zwergstaat an der Côte d’Azur mehr Aufmerksamkeit und Kapitalzufluss als manch große Nation.

Österreichs First Ladys zogen es – wie zurzeit auch Margit Fischer – meist vor, möglichst privat zu bleiben und sich karitativen Aufgaben zu widmen. Kaiserin Elisabeth hasste ihre Rolle geradezu und ging inkognito auf Weltreisen, statt die Monarchie an der Seite ihres Mannes zu repräsentieren. In der Zweiten Republik fiel nur ein Bundespräsident in seinem Privatleben aus dem Rahmen: Thomas Klestil ließ sich während seiner Amtszeit von first First Lady Edith scheiden, um second First Lady Margot Löffler zu ehelichen.

Vergeben und vergessen

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Aber das alles ist längst vergeben und vergessen, inzwischen beschäftigen uns Carla und Michelle, Monsieur Hollande mit doppeltem Anhang, Bettina und einige mehr, die ganz andere Sorgen und Aufgaben haben als bloß für den Speiseplan ihrer Residenzen verantwortlich zu sein.