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Warum TV-Hitgarant Uli Brée den letzten Austro-Tatort schreiben will

Über jemanden zu schreiben, der genau damit seit Jahrzehnten höchst erfolgreich ist, ist schon eine besondere Herausforderung. Wie sagte Mark Twain schon so schön: „Schreiben ist leicht. Man muss nur die falschen Wörter weglassen.“ 

Und „falsche Wörter“ scheint es bei Drehbuchautor und Regisseur Uli Brée (60) nicht zu geben. Er ist u. a. für Serienhits wie „Vier Frauen und ein Todesfall“, unzählige Tatort-Folgen (er hat Bibi Fellner Leben eingehaucht), „Die Vorstadtweiber“ und „Biester“ verantwortlich.

„Der Moment des Schreibens macht mich glücklich. Das erfüllt mich mehr als der Erfolg. Das klingt jetzt vielleicht ein bissl arrogant, aber vom Befriedigungsgrad her ist der Schreibprozess der Schönste und mich am glücklichsten machende. Und ob das dann nachher erfolgreich wird, das hab ich überhaupt nicht mehr im Griff. Da sind dann viel zu viele Menschen involviert“, erzählt er in der KURIER-TV-Sendung „Herrlich ehrlich – Menschen hautnah“.

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Geboren in Deutschland (auf einer Couch), fand er über eine Clownausbildung in Amsterdam als junger Mann den Weg nach Wien, wo er eine Schauspielausbildung absolvierte und auch seine Liebe zum Kabarett entdeckte. 

„Kabarett ist so der Rock ’n’ Roll unter dem Theater. Als ich mit der Schauspielschule fertig war, bin ich an normale Theater gekommen und das war für mich ganz schrecklich, weil ich so voller Ideale war. Und eigentlich bin ich nur mit desillusionierten Alkoholikern auf der Bühne gestanden. Ich hab gemerkt, da bin ich falsch und bin dann zum Kabarett gegangen. Da hab ich dann mit Alkoholikern voller Illusionen gearbeitet.“

Zum Schreiben kam er aus dem Bedürfnis heraus, kreativ zu sein. Das Stück „Männerschmerzen“ entstand. „Das ist dann im Amerlingbeisl rausgekommen und war vom ersten Tag an bummvoll. Und dann ist das seinen Weg gegangen.“

Keine düsteren Krimis

Von düsteren Krimis hat Brée genug, er kann „diese ganzen dunklen, grauslichen Serienmordgeschichten nicht mehr sehen“. Mit den „Liesl von der Post“-Krimis („Jugendsünde“ und „Klapperstorch“ sind im Ueberreuter Verlag erschienen) wollte er „bewusst etwas Lebensbejahendes, Positives kreieren“. 

Zuerst kamen die Drehbücher (mit Kathi Straßer in der Hauptrolle auf ServusTV), daraus entstanden dann die Romane. Inspiriert dazu hat ihn Briefträgerin Michi aus seinem Tiroler Heimatort Affenhausen (dort lebt er im ehemaligen Bergdoktor-Haus), die den Ort quasi noch nie verlassen hat. Ihr Mann Sascha ist Fernfahrer und berichtet ihr, was sich so alles tut.

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„Diese Kombination fand ich so lustig. Sie sagt dann: Warum soll ich wo hinfahren? Der Sascha erzählt mir eh, wie der Stau auf der A12 ausschaut. Und diese Figur fand ich interessant. Noch dazu, weil eine Postlerin jeden im Ort kennt. Die weiß, welche Post du bekommst, ob du Mahnungen bekommst vom Finanzamt, von Anwälten, vom Jugendamt, einen Liebesbrief, welche Pakete du dir schicken lässt. Die war in jedem Haus schon mal. Es wundert mich eigentlich, dass noch niemand auf die Idee gekommen ist, eine umtriebige Postlerin zu schreiben, die halt ermittelt, wo keine Morde sind.“

Und Ideen hat Brée viele, oft hat er schon beim Schreiben für seine Figuren dann auch die passenden Schauspieler im Sinn – wie zum Beispiel Adele Neuhauser, mit der er besonders gerne arbeitet. 

„Es gibt keine Schauspielerin, für die ich so gerne schreibe, wie für die Adele. Da hat sich so eine Symbiose über die vielen Jahre entwickelt, dass ich immer das Gefühl hab, dass ich beim Schreiben die Adele hier auf der Schulter sitzen hab, die mir ihren Text diktiert.“

Der letzte Austro-Tatort

Auch den letzten Fall des Tatort-Duos Moritz Eisner (Harald Krassnitzer) und Bibi Fellner (Adele Neuhauser) würde er gerne zu Papier bringen. Eine konkrete Idee, wie es mit den beiden ausgehen könnte, hat er zwar noch nicht, aber „ich finde es sehr schön, das miteinander auch zu beenden, was man begonnen hat.“

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Kritik an seiner Arbeit prallt mittlerweile ab an ihm, denn „es gibt natürlich einige Flops, aber das Schöne ist, dass die Leute das dann nicht so mitkriegen, weil es ein Flop ist. Ich hab da inzwischen auch eine Gelassenheit.“ 

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Schreibblockaden hat Brée nicht gekannt, bis jetzt. „Ich bin jetzt 60 Jahre alt und mein Sohn hat zu mir gesagt: 60 Jahre, 60 Tage Urlaub. Das versuche ich dieses Jahr wirklich hinzukriegen. Und zum ersten Mal hab ich das Gefühl, jetzt sollte ich wirklich mal eine Pause machen und nix schreiben.“ 

Was rausfließt, muss auch irgendwie wieder rein, daher liest er auch sehr viel. „Weil ich das Gefühl habe, alles, was ich rausschreibe, muss ich wieder reinlesen. Und jetzt hab ich das Gefühl, ich sollte wieder ein bissl reinlesen.“

Viel Neues

Nach der verdienten Pause geht’s aber gleich wieder weiter, aufgrund des großen Erfolges „Der Vorstadtweiber“ auf Netflix gibt’s da „Gedanken und Pläne. In welcher Form wird man dann sehen“. Mit den „Biestern“ geht’s weiter, ein Film rund um Marianne Mendt und den Austropop ist im Werden und auch eine Folge von „Blind ermittelt“. Sein letzter mörderischer Krimi, wie er betont.