Prädikat: Ausgezeichnet für österreichische Regisseurinnen
Von Barbara Reiter
Es dauert keine zwei Minuten, da beantwortet Sabine Derflinger im Eiltempo die Anfrage nach einem Interview. Power-Frau halt! „Ich dreh grad, 13 Uhr?“ Drehen wird auch unser Thema sein, genauer gesagt, Regisseurinnen und ihr Stellenwert. In Österreich starteten Mitte der 1990er-Jahre mit Barbara Albert, Jessica Hausner, Ruth Mader und Derflinger nach Abschluss der Film-Akademie gleich mehrere Filmgrößen durch und lieferten eine wie die andere ausgezeichnete Filme ab. Das findet derzeit eine Fortsetzung.
Kommende Woche feiert Marie Kreutzer bei der Berlinale die Uraufführung ihres Films „Der Boden unter den Füßen“ – und startet damit auch im Hauptbewerb.
In Utah stellten Veronika Franz und Severin Fiala beim renommierten Sundance Film Festival ihren Psycho-Thriller „The Lodge“ der Welt erstmals vor. Und bei den Filmfestspielen in Venedig wurde Sudabeh Mortezai 2018 für ihren Film „Joy“ gleich doppelt geehrt: als bester Film und beste weibliche Regisseurin. Scheint so, als wären die Frauen in Sachen Ansehen mit den Männern gleichgezogen.
„Es gibt tolle Regisseurinnen, die tolle Filme machen und viele Preise gewinnen“, sagt Sabine Derflinger. „Aber wenn es um ganz viel Geld geht, zeigt sich, welcher Gipfel noch zu erklimmen ist.“ Indiz dafür ist auch, dass Oscar-nominierte Regisseurinnen noch die Ausnahme sind. Neun Folgen der „Vorstadtweiber“ hat Derflinger 2015 verantwortet und dreht nun in Köln zwei Folgen für die Krimi-Reihe „Die Füchsin“. Ein großer Kinospielfilm und eine Serie für Netflix und Co. fehlen aber noch. Immerhin sagt sie: „Ich nähere mich an.“
Derflinger war auch die erste weibliche Regisseurin eines Österreich-Tatort. „Ich habe oft an Türen geklopft. Man hat die Aufträge immer an Männer vergeben. Warum, weiß ich nicht.“ Von diesen Grabenkämpfen profitiert heute die jüngere Generation wie Johanna Moder, die derzeit den Spielfilm „Russenstory“ dreht. Für sie ist das Geschlechter-Thema am Set nicht mehr ganz so zentral. „Ich sage nicht, dass alles in Ordnung ist, aber es scheint mir, dass die Männer in meinem Umfeld sehr sensibilisiert sind. Männer schätzen Frauen und umgekehrt.“
Großproduktionen und Professuren an der Filmakademie wären aber weiterhin in Männerhand. Ein Fall für den 2010 gegründeten „FC Gloria“, der weibliche Filmschaffende stärkt und sich für sie einsetzt. Nomen est Omen: Der Ruhm der Frauen ist unübersehbar.