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Piotr Beczała: "Ich vermisse gar nichts"

"Vom Straßensänger zum Kammersänger“, lacht Tenor Piotr Beczała angesprochen auf den ehrenvollen Titel, den er am 23. Juni verliehen bekommt. Der KURIER hat den sympathischen Welt-Star in der Staatsoper (und da sei gleich vorweg verraten, er bleibt ihr auch unter neuer Direktion erhalten) getroffen.

Anlass, das große Benefiz-Konzert „Musik (be-)wirkt“ zugunsten des gemeinnützigen Vereins Superar (musikalische Förderung für Kinder und Jugendliche) am kommenden Montag im MuTh, wo er nebst anderen großen Namen seine Stimme in den Dienste der guten Sache stellt.

KURIER: Gleich zu Beginn des Interviews darf ich gratulieren, der Kammersänger-Titel wartet.

Piotr Beczała: Ja, eine große Ehre.

Also ist das schon wirklich etwas Besonderes für einen Sänger?

Piotr: Ja! Ich weiß nicht, wie die anderen Kollegen das sehen. Ich sehe es schon als eine große Ehre. Ich bin einer der wenigen, der wirklich den ganzen Weg gemacht hat – vom Straßensänger zum Kammersänger. Das bedeutet mir sehr viel.

Sie haben ja auch in den Wiener Straßen für Geld gesungen und so auch Wien kennengelernt, oder?

Ja. Meine erste Visite in Wien war 1986. Ich war in einem kleinen Chor, wir waren Richtung Niederösterreich unterwegs. Auf Einladung von dem Chor haben wir ein bisschen gesungen und in Melk haben wir in der Bibliothek gesungen. Und ein Jahr später bin ich – ich hab schon seit einem Jahr studiert– hierhergekommen, um ein bisschen Geld zu verdienen. Das war eine großartige Erfahrung für mich.

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Sie haben in ihrer Karriere nie etwas überstürzt, sondern alles immer Schritt für Schritt gemacht.

Ich habe das einfach so gemacht, wie es sein soll. Ich habe auch in ganz frühen Jahren mit Kammersängerin Sena Jurinac, die mich sehr geprägt hat, viel darüber gesprochen, wie man eine Karriere gestaltet. Und so habe ich mir das vorgestellt. Es war nie mein Plan, hier so weit zu kommen. Es war wirklich Schritt für Schritt und ich bin einer der wenigen, der keine Krisen gehabt hat oder irgendwelche Fehlentscheidungen. Wenn es eine Fehlentscheidung von meiner Seite war, wenn ich gespürt habe, dass etwas schiefgehen kann, habe ich rechtzeitig die Bremse gezogen. Man kann sagen was man will, aber die Ergebnisse sprechen für sich. Ich bin froh, wo ich bin. Ich genieße mein Leben. Ich habe eine intakte Familie. Meine Frau und ich sind schon seit 27 Jahren zusammen. Das ist schon eine gewisse Besonderheit in diesem Beruf. Ich vermisse gar nichts.

Ihre Frau unterstützt Sie ja auch bei allem, was Sie tun…

Das ist wirklich ein Glücksfall. Einerseits schade, weil sie wirklich eine super Karriere gestartet hat und die dann für mich geopfert hat, wobei sie diese Bezeichnung gar nicht mag. Sie realisiert sich jetzt durch mich. Sie hat großen Einfluss darauf, was meine Entscheidungen betrifft und sie ist bei vielen Proben dabei. In fast jeder Vorstellung oder Konzert und wir reden auch viel darüber. Wenn mich jemand von den Kollegen um etwas beneiden kann, dann genau dafür. Wir sind ein Team. Es ist nicht so, dass meine Frau zuhause bleibt und kocht und ich komme dann von der Probe, sondern wir sind wirklich Partner. Wir haben sogar eine Geheimsprache entwickelt bei Aufnahmen. Ich gehe zum Beispiel bei Aufnahmen gar nicht ins Studio, um die Sachen abzuhören, sondern sie sitzt beim Produzenten und wir kommunizieren. Das hat sich wirklich bewährt und funktioniert sehr gut.

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Aber sie ist auch sehr streng…

Oh ja. (lacht) Naja, sie kennt mich sehr gut. Sie kennt meine Stimme und meine Grenzen. Sie weiß genau, dass die optimale Gesangsleistung so und so ist. Ich kann wirklich nicht schummeln. Sie weiß ganz genau, wie das klingen soll. Wir üben da und ich teste auch meine Grenzen. Und dann ist sie eine sehr bewusste Zuhörerin und eine Gesprächspartnerin in diesem Bereich.

Schaffen Sie es denn überhaupt zuhause einmal nicht von der Arbeit zu sprechen?

Aber sicher. Wir sind ganz normale Menschen. Klar, ich bin permanent beschäftigt. Wenn ich nicht in der Oper singe, dann habe ich Konzerte. Wenn ich keine Konzerte habe, muss ich neues Repertoire lernen. Ich muss ja alles vorbereiten, was ich da tue. Klar, da gibt’s auch Momente, wo wir bewusst nicht über Gesang oder Musik sprechen. Wir spielen Golf und haben auch andere Interessen. Zum Beispiel Bücher.

Ihre Frau hat in einem Interview einmal gesagt, dass Sie auch ein genialer Lehrer sind

Das ist sehr großzügig von meiner Frau.

Sie meinte, dass es ein großes Talent von Ihnen ist, Talente zu erkennen.

Ich beschäftige mich sehr stark damit. Ok, man kann sagen, mit dieser Gabe. Man muss auch irgendwie ein Talent dazu haben, auf eine gewisse analytische Art an diesen Beruf heranzugehen. Wirklich ein bisschen hinter den Klang zu sehen. Wenn ein Student schlecht singt, dann gibt es immer einen Grund, wieso er so singt und eben nicht wie Pavarotti oder Sutherland klingt. Diese Gründe zu erkennen und ein gewisses System zu entwickeln, wie man einer oder einem helfen kann, hat mich sehr beschäftigt und beschäftigt mich immer mehr. Was hat er oder sie falsch gemacht? Welche Art der Stimmgabe wurde vernachlässigt? Das sind Themen, die wirklich sehr komplex sind. Ich weiß, dass sich viele Sänger nicht damit beschäftigen, weil der eigene Gesang viel interessanter ist.

Was würden Sie jungen Sängerinnen und Sängern raten?

Den Frust in Grenzen zu halten. Das hat viel mit Geduld zu tun, mit Vorstellungskraft, viel mit richtige Entscheidungen zu treffen oder mit falschen Entscheidungen leben zu müssen. Auch der Ansatz: Was will ich erreichen? Wieso singe ich? Wieso gehe ich zu Vorsingen? Wenn ein 22-jähriger Sänger kommt und sagt: Ich hab einen Plan, in fünf Jahren singe ich an der Metropolitan Opera. Ja, das ist wunderbar. Das kann man eventuell auch mit Bangen und Brechen schaffen. Es gibt viele Möglichkeiten. Aber das Ziel ist nicht, dort aufzutreten, sondern dort zu bleiben. Das Ziel ist nicht, eine Vorstellung an der Wiener Staatsoper zu singen oder eine Reihe von Vorstellungen. Das Ziel ist, durch Jahre dem Publikum treu zu bleiben. Das ist eine ganz andere Sache. Die Persönlichkeit ändert sich ja auch. Mit 22 denkt man anders als mit 27, mit 35 oder dann mit 40 oder 50. Ich mag diesen Karrieredrang nicht. Ich bin eher einer, der versucht, alles mehr oder weniger richtig zu machen oder zumindest die falschen Entscheidungen zu reduzieren und dann schauen, wie weit ich kommen kann. Ich wäre überhaupt nicht unglücklich, wenn ich zum Beispiel nie den Othello singen könnte. Ich habe kein Problem damit. Mein Ziel könnte sein, ein Single-Handicap im Golf. Das wäre ein Ziel. Und eventuell ist das einfacher. (lacht) Beim Singen geht nicht alles ums Training, da ist viel Mentales dabei. Die Konstellationen müssen auch stimmen. Wie die Dirigenten zu mir stehen, wie ich mit den Kollegen auf der Bühne umgehe, bringt mich das weiter? Das sind viel komplexere Vorgänge.

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Wenn ich Ihnen so zuhöre, würde ich Sie eher als einen analytischen, als einen Kopfmenschen einschätzen. Liege ich da richtig?

Stimmt, aber diese Kopfanalyse endet in einem Moment, ungefähr zwischen der Garderobe und der Bühne. Da muss die Kopfsache reduziert sein. Neue Rollenangebote analysiere ich aber schon. Ich singe zum Beispiel keine Uraufführungen. Alle Rollen, die ich singe, wurden schon mal gesungen. Ich kenne die Rollen. Fast alle Rollen, die auch in Zukunft auf mich zukommen werden, sind mir mehr oder weniger bekannt. Aber, ich muss auch mein Bauchgefühl einschalten. Meine Frau ist eine intuitive Person. Wenn sie sagt, ,Ich habe ein schlechtes Gefühl, was das betrifft‘, nehme ich nie ein Angebot an. Niemals im Leben, weil ich weiß, irgendein Haken ist dabei, der unsichtbar ist und der sich dann plötzlich bei der Generalprobe oder so zeigt. Gefahr lauert überall. (lacht)

Wie schwierig war die Entscheidung, statt eines analytischen Berufs (er wollte ursprünglich Schiffskapitän werden), einen künstlerischen zu ergreifen?

Mein Vater hat noch Jahre danach Zweifel gehabt, ob ich richtigliege, weil ich zur gleichen Zeit Examen für Polytechnik und die Musikakademie gemacht habe. Nur, die Prüfung für die Musikakademie war einen Monat früher. Und als die mich angenommen haben, hab ich alles andere sausen lassen. Meine Frau hat am Anfang auch gezweifelt.

Sie werden ja am Montag ein Benefiz-Konzert zugunsten des gemeinnützigen Vereins Superar singen. Wie wichtig ist Musik für die Entwicklung von Kindern?

Sehr wichtig. Musik fördert jede Verhaltensweise. Sie stärkt einfach die Konzentration. Speziell so ein Projekt für Kinder und Jugendliche, die nicht an einem Ort leben, wo gleich eine Musikschule ist, ist sehr unterstützenswert. Das war ja auch bei mir der Fall. Ich musste 30 Kilometer zur nächsten Musikschule gehen. Das war es mir damals dann nicht wert. Schade. Ich hab ein Jahr Akkordeon gespielt, oder als 12-jähriger habe ich mir eine Gitarre gekauft, aber ich habe es nicht weit gebracht. Aber irgendwie hat mich das dann doch ein bisschen geprägt. Und man weiß ja nie, was aus einem dieser Kinder, die da mit Musik in Berührung kommen, später einmal wird.

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Also ist es einfach wichtig, den Kindern Musik überhaupt zu ermöglichen?

Das ist wichtig. Das ist wie eine Tür offenlassen. Es ist einfach ein Kontakt mit der Musik. Und wenn man da was tun kann, sehr gerne.

Das Besondere bei diesem Konzert ist ja auch, dass die Besucher danach die Opernstars kennen lernen können. Ist Ihnen vielleicht eine Begegnung mit einem Fan besonders in Erinnerung?

Ja, viele. Die Leute belästigen mich nicht, sodass ich permanent weglaufen muss. Das sind meistens, in meinem Fall, kultivierte Menschen. Es ist wirklich toll, wenn man kleine Kinder oder Jugendliche oder alte Menschen, egal woher sie kommen oder was sie beruflich machen, für Musik begeistern kann. Ich rede ja auch sehr viel mit den Leuten. Ich gehe nicht gleich nach dem Applaus nachhause, ich unterhalte mich sehr gerne. Zum Beispiel mit einem spanischen Priester, der fast bei jedem meiner spanischen Konzerte dabei ist. Ein sehr kultivierter, hochintelligenter Mensch. Er schreibt mir Briefe über Architektur und Theologie. Das ist für mich als Person sehr aufbauend.

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Es wird ja auch ganz viele weibliche Fans geben, oder? Wie geht Ihre Frau damit um?

Toll! Das ist so lustig. Meine Frau ist total offen, was meine Kolleginnen und Bühnenpartnerinnen und Fans betrifft. Ich habe hier vor ein paar Jahren ,Romeo und Juliet‘ mit Sonya Yoncheva gesungen und meine Frau ist nach irgendeiner Generalprobe in meine Garderobe gelaufen und hat gesagt: ,Das ist viel zu wenig, mehr Sex!‘ Und als ich das Sonya erzählt habe, ist sie fast vom Hocker gefallen. (lacht) Manche Partnerinnen und Partner sind da schon mehr eifersüchtig.

Apropos, Stichwort Staatsoper: Bleiben Sie uns erhalten?

Ja, selbstverständlich. Wir haben schon wirklich schöne Pläne für die Zukunft. Wir reden immer noch über Einzelheiten, aber es gibt schon viele Angebote und ich freue mich sehr, dass ich dem Publikum treu bleibe. Das liegt auch nicht an mir, das liegt an der Produktion. Der Sänger muss nur ein Angebot bekommen und dann eventuell ja oder nein sagen.

Gibt es eigentlich Rituale, die Ihnen vor einem Auftritt wichtig sind?

Es gibt vieles, was ich nicht mache. Ich gehe zum Beispiel nie in die Sonne. Das trocknet die Stimmbänder aus und man kann dann ein bisschen heiser werden am Abend. Auch wichtig, kein Alkohol am Tag der Vorstellung, sehr wohl aber nach der Vorstellung. (lacht)

Sie sind ja auch ein Weinliebhaber…

Ja, ich hab nix gegen ein Glas Wein nach der Vorstellung, aber am Tag der Vorstellung – ausgeschlossen. Was das Essen betrifft, muss man auch aufpassen: Nicht zu schwer, nicht zu leicht. Timing ist wichtig, je nach Rolle.

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Gibt es derzeit eigentlich auch CD-Projekte?

Ja, ich bin gerade dabei. Ich bin jetzt zu Pentatone gewechselt und wir wollten im Sommer aufnehmen, aber Bayreuth hat dazwischengefunkt und es musste alles verschoben werden. Aber, wir werden jetzt im Oktober aufnehmen. Die Idee von dem Ganzen ist Verismo, also von Cavaradossi, Giordano, Andrea Chenier, Canio und so weiter. Interessantes aus meiner Vergangenheit. Ich werde zum Beispiel wieder Rinuccio singen. Das wird sicher lustig, eine schöne Sache.

Sie haben einmal in einem Interview angemerkt, dass Sie kaum auf Polnisch singen…

Ja, ich singe fast alles in Fremdsprachen. Im Gegensatz zu meinen Kollegen. Wenn die von Osteuropa kommen, singen die viel in Russisch, Polnisch oder Tschechisch. Ich habe mich eher davon distanziert, ich wollte nicht so viel slawisches Repertoire singen, aber auch Tschechisch und Russisch sind für mich ja fremde Sprachen, wie auch Deutsch oder Italienisch. Das ist aber eine interessante Sache, weil, wenn man eine fremde Sprache permanent singen muss, dann gibt man der Sprache viel mehr Aufmerksamkeit in der gesanglichen Umwelt. Die Projizierung der Vokale, wie man die Konsonanten produziert. Wie geht das Legato in der jeweiligen Sprache, der Stimmsitz im Französischen, im Deutschen, im Italienischen. Also sehr interessant für mich. Ich habe mich damit sehr viel beschäftigt und auch stimmlich habe ich davon sehr profitiert, dass man diese stilistischen Unterschiede relativ sicher erkannt hat und dann verwirklicht. Das gibt mir einfach ein bissl Zuversicht. Aber Polnisch wird lustig. Ich hab‘ bis jetzt noch keine Oper auf Polnisch gesungen. (Anmerk. d. Red.: Am Theater an der Wien wird er mit Halka am 15. Dezember 2019 sein Debüt geben.)

Denken Sie in Deutsch oder in Polnisch?

Nein, ich denke in Deutsch.

Und in welcher Sprache träumen Sie?

Das kommt drauf an. Wenn ich eine italienische Opernpremiere habe und ich mich gerade mit dieser Sprache beschäftige, dann gibt’s Momente, wo ich tatsächlich italienisch träume, aber man träumt wenig mit den Worten. Das sind ja eher Bilder, das hat wenig mit Sprache zu tun. Ich habe sofort angefangen Österreichisch zu sprechen, obwohl ich nur fünf Worte konnte. Ich hab nur schnell gesprochen. Ich habe nur so getan als ob. Meine Frau hat drei Jahre gar kein Wort Deutsch gesprochen, obwohl sie viel mehr verstanden hat als ich. Sie war zuhause, hat viel Fernsehen geschaut und ich habe mit meinem Garderobier Seppi von Bad Leonfelden gelernt, der immer auf Oberösterreichisch geplaudert hat und das war eine gute Schule. (lacht)

Sie sind ja mit Ihrer Frau auch schon wahnsinnig lange zusammen…

Wir waren zuerst Freunde, Kollegen und dann hat sich das so ergeben.

Aber Sie haben keine Kinder…

Nein, das hat sich nicht ergeben.

Bedauern Sie das?

Das haben wir eine Zeitlang getan. Da haben wir alles getan, um die Situation zu ändern. Aber wir sind erwachsen, wir können damit gut umgehen und es gibt viele Kinder in der Familie. Da sind wir guter Onkel und Tante.

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Können Sie es sich überhaupt vorstellen, einmal nicht mehr auf der Bühne zu stehen?

Sicher. Ich bin nicht an den Opernbetrieb gekettet. Das ist einfach das, was ich jetzt gerade am besten nach 27 Jahren kann. Ich kann mir ganz gut vorstellen, dass ich einmal sage: Ok, Basta das war‘s. Und mir eine andere Tätigkeit suchen. Es wird wahrscheinlich schon etwas mit Gesang zu tun haben, weil ich mich da einfach gut auskenne. Ich finde, es ist sehr schade, dass viele große Kammersänger nicht weitergeben, was die gelernt oder für sich selber entwickelt haben. Mein Gesangslehrer war ein Pianist und mit dem habe ich 19 Jahre lang die Stimme aufgebaut, weil der hat das System aufgebaut. Jemand, der das Auto bauen und warten kann, muss kein Rennfahrer sein. Das ist immer mein Lieblingsvergleich. Es ist gut, wenn er fahren kann, aber es ist nicht notwendig. Das Beste ist, dem jeweiligen Studenten das System zu erklären, damit er kapiert, wie die Stimme funktioniert. Dann kann er sie für sich selbst weiterentwickeln. Ich singe auch fast nie selbst beim Unterricht. Das bringt auch nix. Es geht nicht um Kopieren. Das hat viel mit Ego zu tun. Es gibt auch Kollegen, die nur vorzeigen und der Student macht dann nach. Meiner Meinung nach funktioniert das in ganz wenigen Fällen, weil jeder eine andere Persönlichkeit hat. Auch wenn die Stimme das gleiche Stimmfach hat, kann man einen anderen Stimmsitz haben, eine andere Körperspannung, eine andere Stimmspannung, das sind verschiedenste Dinge. Man muss auch wissen, was man hören soll. Welche Art, welche Komponente von der Stimme des Professors sollte der Student eventuell nachmachen. Sagen wir ehrlich: Die, die in die Jahre kommen, um zu unterrichten, singen nicht mehr so gut. Das heißt, es bringt auch nicht so viel, wenn sie dann singen. Es ist viel besser, das zu erklären damit der Student das versteht und für sich selber umsetzt.

Gibt’s eigentlich etwas, dass man von Ihnen als Privatperson noch nicht weiß?

In der heutigen Zeit, wo alles online ist – keine Ahnung. Ich gehe ungern barfuß, aber es ist so heiß, dass ich gerade keine Socken trage. Ich bin ein vollkommen langweiliger Mensch, was das betrifft. (lacht) Ich wünsche mir sehr, ich würde einen richtig supercoolen Sportwagen haben. So ein 600 PS-Monster, aber ich bin da zu praktisch. Ich bin ein Motorsport-Enthusiast. Die Saison ist bei mir nicht nur aufgeteilt in das, was ich singe, sondern auch Skispringen im Winter, Formel 1 im Sommer. Und Gott sei Dank überschneidet sich da fast nichts. Das letzte Formel 1-Rennen und eine Woche später kommt das Skispringen. Das finde ich wirklich toll. Ich habe wirklich keine Geheimnisse, tut mir leid. Wobei, ich habe jahrelang einen Slice gehabt in meinem Golfschlag, jetzt habe ich eher einen Hook. Die Golfer wissen, was ich meine. (lacht)