Körperwelten: Martin Leutgeb wagte vorab den Blick unter die Haut
Von Lisa Trompisch
Schauspieler Martin Leutgeb hat keine Angst vor der Vergänglichkeit, wollte er doch als Kind sogar Totengräber werden.
"Wir mussten als Kinder oft zu Begräbnissen mitgehen. Der Lehrer, der nicht nur uns, sondern auch die Orgel geschlagen hat, war bei den Beerdigungen immer dabei und dann mussten auch wir dabei sein. Und wir mussten die Kränze und die Bouquets schleppen. Da gab es den Othmar Lechner und das war der Leichenbestatter und der hat das Zeremoniell wunderbar vollzogen. Und dann dachte ich mir: Leichenbestatter müsste man sein", erzählt er.
Und für Christopher Wolf ist es im wahrsten Sinne des Wortes eine Herzensangelegenheit, denn als Kardiologe hat er sich ganz der „Lebenspumpe“ verschrieben. Passend, dass bei der heute, Freitag, beginnenden Körperwelten-Ausstellung in der Wiener Stadthalle eben das Herz im Fokus steht.
Beide durften gemeinsam mit einem ORF-Studio2-Kamerateam und dem KURIER schon vorab die faszinierende Schau besichtigen.
„Es ist sehr kunstvoll gestaltet und das macht das Ganze schon auch besonders. Ich habe völlig die Scheu verloren, weil ich wusste: Das war mal ein menschlicher Körper, ein lebendiger Mensch. Weil das ist ja klar, die Leute haben unterschrieben, dass sie gern später so präsentiert werden wollen“, so Leutgeb. (Das Heidelberger Institut für Plastination unterhält nämlich ein eigenes Programm mit derzeit 18.883 registrierten Körperspendern weltweit.)
„Natürlich gibt es da eine gewisse Ehrfurcht und einen gewissen Respekt und auch ein bisschen Pietät. Aber es ist einfach zu schön zu sehen, wie toll das ist und was unser menschlicher Körper alles hergibt“, zeigt sich der Schauspieler ganz begeistert.
„Ich finde, dass das jeder sehen sollte! Ich habe gemeint, dass es eigentlich Pflichtprogramm für Medizinstudenten ist. Aber eigentlich sollte sich jeder Mensch so ein bisschen mit seinem Körper auseinandersetzen. Ich denke, da fehlt ein wenig das Verständnis. Die Leute lassen sich so viel Angst machen. Ein Verständnis für den Körper zu entwickeln, ist ganz wichtig, und jeder hat einen und man sollte sich auch damit beschäftigen“, meint Christopher Wolf, der auch selber sehr gesundheitsbewusst lebt.
Sein Tipp für alle: „Ich finde, dass die österreichische Diabetes-Gesellschaft jedes Jahr die beste Empfehlung in ihren Guidelines formuliert hat. Sie schreiben da in ihrem letzten Satz: Und jede Bewegung ist besser als keine! Das ist ein schöner Satz, den man so stehen lassen kann.“
Leutgeb hat jetzt übrigens auch beruflich ein bisschen mit Anatomie zu tun, spielt er doch im Stadttheater Berndorf im Stück „Die Niere“ mit. Selbst würde er ohne zu zögern ein Organ spenden. „Ja, würde ich zweifellos. Ich würde etwas hergeben, aber ich würde nichts nehmen.“
Die Ausstellung ist bis 9. Februar 2020 zu sehen.