Barbara Klein & Krista Schweiggl: Kabarett ist keine Frage des Alters
Von Lisa Trompisch
In den frühen 1980er-Jahren gründeten Barbara Klein (66) und Krista Schweiggl (78) „Chin & Chilla“ und eroberten damit als erstes feministisches österreichisches Kabarettduo die Bühnen. Im ersten Lockdown haben die beiden Damen wieder zusammengefunden und sich als „Die SpätSies“ neu erfunden. Herausgekommen ist das Programm „Voll Zeit“ (am 11. Jänner und am 16. Februar im Theater Akzent in Wien).
„Wir haben uns gedacht, wir haben jetzt beide voll Zeit, also wollen wir auch nicht im Kreis laufen, wenn wir jetzt isoliert sind. Und wir mussten natürlich als vulnerable Gruppe besonders darauf achten. Systemrelevant sind wir auch nicht, das haben wir schnell begriffen. Also zogen wir zusammen und machten mal was und schauten, was daraus wird. Krista hat schon einen Prosa-Text geschrieben, den ich sehr gut gefunden habe und den haben wir dann sozusagen für die Bühne bearbeitet“, erzählt die Kosmostheater-Gründerin Barbara Klein im KURIER-Interview.
Warum sich auch Männer das Stück ansehen sollten und wie Klein zur sogenannten Stutenbissigkeit steht, sehen Sie hier:
Spannend auch der neue Duo-Name. „Das Weibliche ist ja ganz wichtig. Und wenn man es ausspricht, heißt es ,Spezis’. Also, die Freundinnen auch noch, perfekt“, lacht Klein.
Das Programm handelt von einer späteren Frau, die ihren Führerschein zurück möchte und dabei allerhand erlebt. „Da ist auch der Witz begraben, dass man vieles nicht mehr so ernst nimmt und mit der Zeit eine ironische Sicht auf die Dinge bekommt“, erzählt Klein.
„Wir spielen eigentlich ein Kabarettstück. Das hat einen Anfang, ein Ende, eine Entwicklung. Die Themen mäandern, weil das auch dem Gedankengang einer älteren Frau entspricht. Die kommt da vom Hundertsten ins Tausendste. Die Zuschauer sollen das nachvollziehen und sich vielleicht, wenn sie älter sind, damit identifizieren. Und wenn sie jünger sind, sich überlegen: Wie wird das sein? Vielleicht auch mehr Verständnis für Ältere bekommen“, so Klein, die auch nach wie vor für die Rechte der Frauen eintritt.
„Es muss insgesamt mehr aufgestanden werden. Ich mache den Frauen gar keinen Vorwurf, ich mache den Männern einen Vorwurf, die nicht verstehen, dass ein Team, das durchwachsen ist in jeder Richtung, also auch von der Herkunft her oder von der Hautfarbe her oder eben vom Gender, einfach etwas ist, das viel mehr bringt“, meint sie. „Viel mehr Fantasie, Weite, Spektrum, andere Lebenserfahrungen und auch nutzbar ist. Im Privaten, aber vor allem auch im Beruflichen. Es ist unverständlich, wieso Frauen noch immer nicht gleich in der Hierarchie sind, gleich viel verdienen. Man fasst es einfach nicht“, sagt die Schauspielerin, die 1997 eine der Initiatorinnen des österreichischen Frauenvolksbegehrens war, das von knapp 645.000 Personen (11,17% der Wahlberechtigten) unterzeichnet wurde.
„Es ist ein patriarchales System. Es wird sehr viel Profit gemacht auf dieser Basis. Die Ausgrenzung von Frauen hilft natürlich Männern Karriere zu machen und schafft Profit.“
Auch Frauen in der Kabarettszene sieht sie nach wie vor benachteiligt. Erst im Juli gab es große Aufregung bezüglich des ORF-Sommerkabaretts, weil da anfangs keine weibliche Beteiligung vorgesehen war.
„Die Leute, die oben sitzen und entscheiden, sind meist Männer und die finden halt Frauen nicht so wahnsinnig lustig. Sie haben aber keine Ahnung, wie lustig Frauen Frauen finden. Und sie interessieren sich auch nicht dafür. Aber das Problem haben wir in allen Wirtschaftsbereichen, dass die weibliche Kundschaft ignoriert wird. Auch der weibliche Patient wird ignoriert.“