Auf einer seiner seltenen Harley-Ausfahrten gibt sich der TV-Star überraschend offen. Er spricht über seine sensible Ader, ab wann man die Menschen nervt und wieso sie ihm die Affäre verziehen haben.
Sogar eine Harley Davidson wirkt klein, wenn Armin Assinger drauf sitzt. Der Fernsehstar stellt sein Motorrad ab, er trägt eine neuwertige Harley-Jacke, dazu Sneakers und Jeans. „Ich bin ja kein Motorradl-Fahrer. Und im Leder ist es viel zu heiß“, erklärt Assinger zur Begrüßung, eigentlich sagt er in seinem berüchtigten Kärntner Dialekt „vü z’haaß“. „Ich habe sogar die Jeans mit Löchern genommen, damit es zieht. Und am liebsten würde ich ohne Jacke fahren.“ Assinger ist keiner, der über belangloses Wetter redet, aber es hat 37 Grad an dem Tag, als er dem KURIER schöne Flecken seiner Heimat zwischen Hermagor und Weißensee zeigt. Auf dem Motorrad, das er nur selten ausführt.
Die weiße Harley hat das Ehepaar Assinger 1994 zur Hochzeit gekauft, trotzdem hat es nur 20.000 Kilometer auf dem Tacho. „Das meiste davon ist mein Vater gefahren.“ Aber Assinger ist stolz auf seine Maschine, will auf keiner anderen sitzen, selbst die stylische Honda CB 1100 im Retrodesign lockt ihn nicht. Aber Biken sei als Hobby zu zeitintensiv und gefährlich. „Wir fahren zum Weißensee hinauf über den Kreuzberg, die neu ausgebaute Organspendestrecke.“ Assinger serviert manche Witze staubtrocken. „Aber es hat hier noch keiner Organe gespendet.“
Rad-Fanatiker
Lieber sitzt Assinger auf dem Fahrrad. Dieser Passion fiel aus Zeitgründen auch das Golfspiel zum Opfer. „Meine Frau sagt immer, ich soll vorsichtig fahren.“ Am Vortag brachte er es bei der Rückfahrt vom Nassfeldpass – die 1000 Höhenmeter dorthin nimmt Assinger in einer Stunde – auf 86 Stundenkilometer. „Das lasst sich halt manchmal nicht vermeiden“, kokettiert er. Denn Limits gibt es nicht, der Mensch sei ein getriebener und „nicht dafür gemacht, dass er nur die Beine hochlagert. Er will etwas machen, der Welt etwas hinterlassen.“ Sein persönlicher Wahnsinn ist der Sport im Allgemeinen und Radfahren im Besonderen. Über seine Touren und Fahrzeiten – jenseitig für Normal-Radler – spricht er nicht öffentlich. Das klinge angeberisch, außerdem könne jeder von Graz nach Pörtschach fahren. „Das Tempo tötet – nicht die Strecke. Mir taugen die Ausdauer-Sportarten. Wandern und Berggehen hat mich immer angezipft. Jetzt, wo ich es gerne tun würde, kann ich nimmer.“ Nach acht Knieoperationen.
Assinger fährt los und gibt schon bei der ersten langen Geraden den Easy Rider, Füße auf die Chrombügel, die Lederfransen im Wind. Er fährt verhalten und ruhig, es wirkt entspannt, später sagt er, dass es sich nicht ganz so anfühlt.
Am Weißensee lenkt Assinger auf einen Hügel mit perfektem Ausblick. Er zeigt seine Heimat gerne her. „Als Gendarm wäre ich am liebsten hier bei der Polizei gewesen – eine gute Zeit beim und auf dem Wasser haben, im Fall des Falles bereit zu helfen.“ Er kam stattdessen zur Grenzkontrolle in den Karawankentunnel, als er nach der Skikarriere 1995 ernsthaft versuchte, seinen Brotberuf auszuüben. „Aber das war nix für mich.“
Im Gegensatz zu seiner zweiten Karriere. Noch immer ist Assinger als Ski-Kommentator gefragt, die Millionenshow läuft seit elf Moderatoren-Jahren mit konstant guten Quoten. Bei seinem Freund Peter im Hotel Arlberger Hof in Gatschach kehrt Assinger auch heute ein. Bestellt einen Café Latte und widerspricht dem Vergleich mit Hansi Hinterseer, der als mittelerfolgreicher Skifahrer auch Showkarriere gemacht hat. „Der Hansi war erfolgreicher. Aber es schmeichelt mir.“ Einen Unterschied gebe es: „Ich kann singen.“ Das laute Lachen verrät, dass Assinger seinen Witz mag. Wie Hinterseer versucht sich Assinger nun auch als Schauspieler, der Pilot zur Serienkomödie „Hart an der Grenze“ mit ihm als Polizist ist gerade in Begutachtung. Wird man den Menschen nicht irgendwann zu viel? „Von irgendwas muss ich ja auch leben.“ Ein schnelles Lächeln, dann ernst: „Meistens arbeite ich, wenn man mich sieht. Deshalb bleibe ich auch jedem Prominentenpokern fern.“
Ob er als Moderator oder Sportler besser war, will Assinger nicht beurteilen. „Aber es fühlt sich so an, als ob ich in den letzten elf Jahren das gerissen habe, was ich beim Skifahren nicht gerissen habe. Nur wäre es ohne die Vorgeschichte nicht möglich. Wie ein schönes Yin und Yang des Lebens.“ Sagt er heute. Die erste Zeit im Scheinwerferlicht war nicht immer schön. „Am Anfang der Millionenshow habe ich brutale Kommentare über mich ergehen lassen: ‚Du dumme Bauernsau, bleib daham bei deinen Kühen.‘ Damals konnte ich zwei Nächte nicht schlafen.“ Assinger sensibel? „Genauso sensibel wie andere, die sich bemühen und Erfolg haben wollen. Aber man wird abgebrühter, weil man kapiert, der Mensch kritisiert lieber als zu loben. Die Halbwertszeit des Angeschlagenseins wegen so etwas nimmt rapide ab. Ich bin gut beim Negativ-Motivieren: Jetzt erst recht!“ Ein breites Lachen kündigt etwas Schelmisches an: „Wenn du von 100 Rennen nur vier gewinnst, musst du dich 96 Mal neu motivieren.“
Nicht ständig in der Öffentlichkeit zu sein, sei wichtig für Erfolg. „Ich glaube, man nervt die Menschen, wenn man immer seinen Senf abgibt. Im Vieraugengespräch diskutiere ich gerne, habe meine Meinung, die auch spinnert sein kann.“ Zum Reglementierungswahn unserer Welt etwa. „Ehrlich: Es ist noch nie eine 70er-Beschränkung abgeschafft worden, aber ständig kommt eine neue dazu.“
Assinger besinnt sich. „Es fällt mir manchmal schwer, aber man muss sich immer fragen: Was bringt es, wenn ich mich äußere? Wer meiner Meinung ist, sagt nix dazu. Andere sagen: ‚Assinger, eigentlich bist du ein Riesen-Arschloch.‘“ Feigheit sei das Schweigen nicht. Er nimmt einen Schluck vom zweiten Latte und denkt nach. Kein Lächeln, kein Schelm. „Ich würde es eher Selbstschutz nennen. Auch der Familie gegenüber. Wenn ich mich äußere, müssen das womöglich meine Kinder ausbaden.“ Bettina und Armin halten Fiona (13) und David (18) aus den Medien. „Wir wollen das so, die Kinder noch mehr. Könnte uns der David da sitzen sehen, würde er sich ein Sackerl über den Kopf ziehen.“ Das Leben eines Vaters zweier Teenager bestehe aus Prüfungen, aber: „Ich bin für meine Kinder auch eine Prüfung. Eigentlich muss man meine Frau fragen, wie es ist, mit drei Kindern zu leben. Auch ich will hören: Brav warst du!“
Assinger gibt das Stichwort, ohne es zu wollen und ohne es zu merken. Wieso haben die Menschen ihm, dem smarten ORF-Star, seine außereheliche Affäre verziehen? „Ich kann es nicht sagen.“ Keine Antwort-Verweigerung. „Wir hatten damals andere Sorgen. Ich denke ganz selten darüber nach, weil ich sehr happy bin, dass wir das wieder hingebogen haben.“ Er habe gekämpft, aber vor allem sei Bettina verantwortlich. „Vielleicht ist bei den Leuten hängen geblieben, dass sie mir nicht den Spitz gibt, wir uns nicht, wie heute üblich, gleich scheiden lassen. Ich kann es mir nur so erklären.“ Ein leises Durchatmen, ein Blick in die Ferne. Assinger ruhig.