www.turnstunde.at
Von Jürgen Preusser
Die nackten Zahlen sind erschreckend: 28 % der Kinder dieses reichen und hoch entwickelten Landes betreiben Sport (33 % der Burschen; 25 % der Mädchen).
28 % der Buben und 25 % der Mädchen zwischen 6 und 18 Jahren sind fettleibig oder übergewichtig. Mit diesen Werten und beim Alkohol- und Nikotinkonsum liegt die österreichische Jugend nicht nur im europäischen Spitzenfeld, sondern sogar auch auf den Medaillenrängen, die bei den Olympischen Spielen verfehlt wurden.
19,4 % der Österreicher nennen Sport als Freizeitbeschäftigung.
80,2 % Fernsehen.
Nur 20,4 % der Schüler betreiben eine Stunde Sport täglich. Bei praktisch allen körperlichen Aktivitäten liegt Österreich unter dem EU-Schnitt.
All das soll jetzt anders werden.
Seit zwei Jahrzehnten taucht in dieser Kolumne die Forderung nach der täglichen Turnstunde in den Schulen immer wieder auf. Doch das dringende volksgesundheitliche und volkswirtschaftliche Anliegen wurde von der Politik zu 100 % ignoriert.
Nullnummer
Es bedurfte einer olympischen Nullnummer, es bedurfte der Hartnäckigkeit des Volleyball-Präsidenten Peter Kleinmann, es bedurfte eines Schulterschlusses zwischen praktisch allen Sportverbänden, es bedurfte der Unterstützung der Bundes-Sportorganisation (BSO).
Endlich passiert etwas: Unter www.turnstunde.at kann jeder für die tägliche Sportstunde in den Schulen unterschreiben.
Klingt nach Werbetext? Sorry, ist es auch. (Betrachten Sie es als Ausnahme.)
Mit mindestens 100.000 Unterschriften will man die Politiker überzeugen. Täglich Sport – das soll auch schon im Kindergarten zum Alltag werden. Viele Sportler und Sportmediziner sind sogar der Meinung, dass es sich um vorsätzliche Körperverletzung handelt, wenn Kinder sechs Stunden am Tag still sitzen müssen.
Eine schwedische Studie belegt, dass sportliche Kinder deutlich lernfähiger sind als unsportliche.
Ohne die tägliche Sportstunde braucht man die vielen anderen Probleme – von dubiosen Verbandsstrukturen bis zur Ahnungslosigkeit – gar nicht anzugehen.