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Fenninger holt auch im Riesentorlauf Gold

Achtes Rennen der WM in Colorado, achte Medaille für den Österreichischen Skiverband – die fünfte in Gold!

Und wieder wurde Anna Fenninger dekoriert: Nach ihrem Erfolg im Super-G am Dienstag vor einer Woche legte die 25-Jährige aus Adnet den nächsten Titel nach. Mit einer beeindruckenden technischen Leistung im ersten Durchgang legte die nunmehrige Doppelweltmeisterin die Grundlage: Um 0,81 Sekunden war Fenninger schneller als ihre Zimmerkollegin Michaela Kirchgasser, die die Erfolge aus Kombination (Bronze) und Teambewerb (Gold) eindrucksvoll mit dem zweiten Zwischenrang bestätigte.

Die viertplatzierte Slowenin Tina Maze, bis Donnerstag bei jedem ihrer WM-Starts in den Medaillenrängen und amtierende Riesenslalom-Olympiasiegerin, lag bereits 1,10 Sekunden zurück – und verpasste am Ende das Podest als Fünfte deutlich.

Anna Fenninger hatte nach Teil eins ihres Arbeitstages „gar nicht das mega-gute Gefühl, denn ich war im oberen Streckenteil bei zwei, drei Toren zu rund und hatte den Eindruck, als wäre ich drei Meter von den Toren weg. Auch beim Zielsprung war ich ein bissl weit weg von der Linie. Aber das kommt wohl davon, dass ich so schnell war.“

Ein Rezept, das auch Michaela Kirchgasser anzuwenden wusste: „Ich habe eine etwas rundere Linie gewählt, das scheint das richtige Mittel gewesen zu sein. Lieber so, als wenn ich die Schwünge abbrechen muss, hatte ich mir gedacht.“ Kein Wunder, war die 29-Jährige doch bei der WM-Generalprobe in Beaver Creek im Dezember 2013 nicht einmal in den zweiten Lauf gekommen. Das schaffte die Filzmooserin dieses Mal – doch verschenkte sie im Finale auf den letzten 26 Fahrsekunden sieben Zehntelsekunden („Mir ist leider der Ski ein bisserl weggegangen und das macht doch viel aus“) und wurde am Ende Sechste.

Fenningers Triumph in Bildern

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Auch Anna Fenninger schien ihre Einschätzung vom „tückischen Hang“ bestätigen zu wollen, als sie noch einen Beinahe-Steher einbaute – doch mit der zweitbesten Laufzeit reichte es zum überlegenen Sieg vor der Deutschen Viktoria Rebensburg und der Schwedin Jessica Lindell-Vikarby.

„Das ist ein Wahnsinn, ich habe so einen großen Fehler gemacht und nur gekämpft. Ich hab’ gedacht, ich lieg’ auf der Papp’n“, sagte die 25-Jährige, die ihre 1,4 Sekunden Vorsprung am Ende gar nicht glauben konnte.

Damit hält die Titelverteidigerin im Gesamtweltcup nun schon bei drei WM-Goldenen und einem Olympiasieg. „Ich hab’ mir diesen Sieg so sehr gewünscht ... dass ich das jetzt geschafft hab’, das ist so etwas Großes, das ist so emotional – es ist für mich eine Wahnsinns-WM. Und ich bin glücklich, dass ich das alles im Kopf so gut geschafft habe.“

Pech hatte Kathrin Zettel: „Ich bin verkühlt – und die Erkrankung bring’ ich in der Höhe hier einfach nicht weg.“ So quälte sich die Göstlingerin zum 13. Platz bei Halbzeit, am Ende wurde es nach der viertbesten Zeit im zweiten Durchgang („Es wäre noch besser gegangen“) Platz sieben – immerhin 32 Hundertstelsekunden vor Lokalmatadorin Mikaela Shiffrin.

Die 19-jährige Amerikanerin und die 28-jährige Niederösterreicherin verbindet die Hoffnung auf den Slalom am Samstag. Kathrin Zettel, stellvertretend für beide: „Der Slalom ist meine stabilste Disziplin, da geht noch was.“

So viel hatte sich Eva-Maria Brem vorgenommen: In der Form ihres Lebens war die 26-Jährige zur WM gekommen; nebenbei hatte sie mit dem österreichischen Team am Dienstag Gold geholt; im Riesentorlauf hätte es dann ihre erste Einzel-Medaille bei einer WM werden sollen.

Hätte. Sollen.

Nach 18 Sekunden war der Auftritt der Tirolerin schon wieder vorbei. Bei einer Welle wurde Brem ausgehoben, sie flog Richtung Netz am roten Tor vorbei. Kein Trost war für sie, dass sie zu diesem Zeitpunkt noch vor Anna Fenninger gelegen war.

„Das ärgert mich extremst. Ich muss mir das selber noch anschauen, was da passiert ist“, sagte Brem. „Ich wollte auf der Welle noch die Richtung korrigieren, dann habe ich Druck bekommen und war dann machtlos.“ Viel vorzuwerfen hatte sie sich aber nicht: „Ich habe mir diese Stelle lange angeschaut, bin dann aber um so viel schneller hingekommen als gedacht. Das soll nicht passieren, aber bei so einem Rennen versucht man, alles zu riskieren – vielleicht war’s ein bisserl zu viel.“

Mit hängenden Köpfen stapften nach dem ersten Durchgang auch Lindsey Vonn (vor den Augen von Tiger Woods) und Julia Mancuso aus den Zielraum. Die US-Ladys, die bei Weltmeisterschaften bereits elf Medaillen gesammelt hatten, landeten erneut unter den Geschlagenen – doch Vonn dankte ihren zahllosen Fans immerhin nach dem 27. Platz bei Halbzeit („Das Timing war nicht hundertprozentig da, und ich habe einen Fehler gemacht“) mit der fünftbesten Zeit im zweiten Lauf – ergibt Platz 14. Julia Mancuso kam nicht über Platz 26 hinaus.

Die 43. alpinen Ski-Weltmeisterschaften in Vail/Beaver Creek könnten die bisher erfolgreichsten für Österreich werden. Anna Fenninger eroberte am Donnerstag mit ihrem Riesentorlauf-Triumph die bereits fünfte Goldmedaille für das ÖSV-Team in Colorado.

Drei Bewerbe vor Schluss kann also sogar noch das historische Ergebnis von 1962 in Chamonix, als insgesamt 15 Medaillen - sechs in Gold, vier in Silber und fünf in Bronze - erobert wurden, von Fenninger, Hirscher und Co. übertroffen werden. Schon jetzt ist die WM 2015 die fünfterfolgreichste für Österreich.