Sport/Wintersport

Von Villach aus in die NHL

Villacher Stadthalle, 9 Uhr am Vormittag. Ein paar Eishockey-Spieler gehen gemeinsam aufs Eis und spielen ein wenig. Kaum schnelle Schritte, kein Körperkontakt, einfach nur zum Spaß.

Sie könnten es aber auch anders.

Denn zwei der Spieler in den Trainingstrikots des Villacher SV sind Michael Grabner und Michael Raffl. Grabner spielt seit 2009 in der National Hockey League (NHL) und gilt als der schnellste Spieler der besten Liga der Welt. Raffl hat im Mai einen Vertrag bei den Philadelphia Flyers unterschrieben und trainiert bereits für den Saisonstart im kommenden Oktober.

Damit ist der VSV der einzige Klub Österreichs, der zwei Spieler in die NHL gebracht hat. Woran das liegt? „Vielleicht am Wasser“, sagt Raffl, begleitet von einem kindlichen Lachen. Die gute Stimmung bei Raffl und Grabner hat auch etwas mit dem Villacher Kirchtag zu tun, der die Stadt an der Drau in diesen Tagen in Ausnahmezustand versetzt.

„Es passt gut, dass ich jetzt in meinem Trainingsplan Recovery-Woche habe“, sagt Grabner, der kommende Saison bei den New York Islanders drei Millionen Dollar verdient. Der Kirchtag sei für die Villacher Spieler ein Abschluss des Sommers.

Am Donnerstag geht es nach Nordamerika zurück. Grabner nimmt Raffl unter seine Fittiche und mit nach Spokane. Dort schaffte Grabner den Sprung ins Profi-Eishockey. „Wir trainieren, bis es mit unseren Teams losgeht. Ich muss am 5. September in Philadelphia sein“, sagt Raffl, der wegen dieser großen Chance allmählich nervös wird. „Jetzt spüre ich es schon“, sagt der Stürmer. Grabner beruhigt: „Ich habe ihm gesagt, dass er so spielen soll wie bisher. Die Flyers haben ihn aus einem Grund geholt. Sie haben an seiner Spielweise etwas gesehen, das ihnen gefällt.“

Die Ex-Profis

In einem sind sich die beiden einig. Der Grund für die gute Nachwuchsarbeit in Villach liegt an den Trainern. Grabner erläutert: „Die Trainer im Nachwuchs waren alles Ex-Spieler wie Michis Papa oder der Herr Petrik. Die helfen dir mehr als irgendwelche Trainer, die nie erfolgreich gespielt haben.“

Besonders geholfen hat Michi Raffl die Zeit mit seinem Vater Peter, 53, der die Unter-20-Mannschaft der Villacher trainiert und mit 333 Treffern zweitbester Torschütze des VSV war. „Es war hart. Mein Vater hat gesagt, er will nicht, dass die anderen Spieler glauben, ich würde eine Sonderbehandlung bekommen. Also hat er mich noch strenger behandelt. Wenn Blödsinn gemacht worden ist, habe immer ich vor allen anderen eine auf den Deckel bekommen. Aber je härter der Trainer ist, desto mehr lernst du, wenn du jung bist. Letztendlich war es gut für mich.“

Die Warnung

Peter Raffl, der in diesen Tagen alle Hände voll zu tun hat, den Kader für die Unter-20-Mannschaft zu finden, ist „richtig stolz“ auf seinen Sohn. „Zu einer NHL-Karriere gehört auch Glück dazu, aber mir taugt es so, dass er immer die Herausforderung annimmt und nie zufrieden ist.“ Für ihn liegt das Geheimnis der Villacher Nachwuchsschmiede auch an der langen Eiszeit, die die Jugendlichen bekommen. „Talente spielen oft in zwei Teams und werden auch bei den Älteren eingesetzt, wo sie lernen, sich durchzusetzen.“

Außerdem habe der VSV Coaches gehabt, die bereits 16-Jährige, wie Michael Grabner 2004, bei den Profis eingesetzt haben. „Die Talente müssen mit Männern trainieren und spielen. Wegen der hohen Zahl an Legionären geht das jetzt leider nicht mehr. Jetzt kommen die Jungen erst mit 20 zu den Profis“, sagt Peter Raffl.