Sport/Wintersport

Viveiros: Mit Disziplin zum Klassenerhalt

Mit dem Spiel gegen die USA startet Österreich am Samstag (11.15 Uhr, ORFeins) in die Weltmeisterschaft der 16 besten Eishockey-Nationen. Von der Papierform her ist Österreich ein großer Favorit auf den 15. oder 16. Platz und den damit verbundenen Abstieg.

Im KURIER-Interview erklärt Teamchef Manny Viveiros, warum die Stimmung unter den Spielern trotzdem gut ist und warum er sich sogar das Viertelfinale zum Ziel gesetzt hat.

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KURIER: Das Wort Momentum wird heutzutage von Eishockey-Trainern bei fast jeder Spielanalyse verwendet. Was bedeutet es für Sie?Manny Viveiros: Bei uns ist es diese positive Einstellung zu unserem Programm. Egal was bei der WM passiert, wir müssen diese Stimmung weitertransportieren. Im letzten Jahr haben wir mit ein paar Entscheidungen Signale gesetzt, wodurch die Spieler wieder gerne zum Team kommen. Sie spielen jetzt nur noch für Österreich und nicht für sich selbst. Sie ordnen dem Erfolg alles unter. Das ist unser Momentum.

Die sensationelle Qualifikation für die Olympischen Spiele 2014 verstärkt diesen Trend. Natürlich. Dieser Erfolg zeigt, was die Spieler mit der richtigen Einstellung erreichen können. Olympia ist eine große Ehre für uns.

Merken Sie durch die Qualifikation, dass Spieler noch lieber zum Team kommen, weil sie sonst in Sotschi vielleicht nicht dabei sein könnten? Logisch. Alle wollen eine Chance haben ins Olympia-Team zu kommen. Ein österreichischer Eishockey-Spieler spielt vielleicht einmal in seiner Karriere bei Olympia.

Viele Spieler betonen die jetzt gute Stimmung im Team. Was haben Sie geändert? Es geht nicht nur um mich. Es geht auch um das Trainerteam, den Verband und auch um die Spieler. Wenn Spieler die kurze Zeit im Team sind, können sie nicht nur spielen, sondern müssen auch etwas lernen. Wenn die Spieler aber nicht wollen, kannst du gar nichts ändern. Jetzt sind alle voll dabei. Wenn es ein Problem gibt, dann reden wir darüber. Und deshalb läuft es im Moment richtig gut.

Worauf legen Sie als Coach besonderen Wert? Es ist immer wichtig, eine Linie zu haben. Es geht nur mit Respekt und Disziplin. Wenn einer nicht auf unserer Linie ist, dann kann er sofort gehen.

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Hat sich bei der Behandlung der Spieler viel geändert im Vergleich zu Ihrer aktiven Zeit?Sportler sind jetzt viel intelligenter. Du kannst heutzutage als Trainer kein Diktator mehr sein. Dann verlierst du einen nach dem anderen. Im modernen Sport geht alles über die Kommunikation. Du gibst eine Linie vor. Wenn du fair und ehrlich bist, dann bekommst du das von deinen Spielern zurück. Ab und zu musst du ein wenig härter sein, aber immer mit Respekt. Die Zeit der Diktatoren ist vorbei.

Haben Sie als Trainer auch Vorbilder? Ich beobachte gerne, wie Football-Trainer mit so großen Mannschaften umgehen. Wichtig ist in allen Bereichen des Lebens, dass man auf hoch qualifizierte Mitarbeiter setzt. Bei uns bringen zum Beispiel Rob Daum und Christian Weber (Anm. die Co-Trainer) sehr viel Erfahrung ein. Das musst du nutzen. Wenn so gute Leute dabei sind, ist unsere Chance auf Erfolg viel größer.

Österreich trifft in Helsinki auf Finnland. Wie schwer ist es, sich vor solchen Kulissen auf das Wesentliche zu konzentrieren? Wir sind das gewohnt. Aber die beste Möglichkeit, die Lautstärke zu minimieren ist es, wenn wir gegen Finnland gut spielen.

NHL-Star Thomas Vanek ist nach vier Jahren wieder im Team. Wie kann seine Stärke vor dem Tor genützt werden?Er hilft uns schon durch seine Ausstrahlung. Wir spielen gegen NHL-Stars und er ist einer von ihnen. Ich fordere nicht, dass er das Spiel dominiert. Er ist nur ein Teil unserer Mannschaft. Es ist kein Geheimnis, dass wir den Puck vor das Tor bringen müssen, wenn Thomas dort steht.

Österreich hat sieben Spiele in zehn Tagen. Kann man Kräfte für Schlüsselpartien wie gegen Frankreich am Sonntag sparen? Du kannst dich auf dem Eis nicht schonen, sonst verletzt du dich. Als Trainer kannst du nur die Einsatzminuten deiner Top-Spieler reduzieren, wenn die Partie gelaufen ist. Aber ich denke, dass wir auch gegen die USA eine gute Chance haben.

Warum ist die Mannschaft nach der B-WM 2012 in Laibach wieder älter geworden? Es gibt keinen Spieler hier, der nicht eine gute Saison gehabt hat. Wir haben leider nicht viele Spieler, die in der Lage sind, auf diesem Niveau zu spielen.

Wie kann Österreich den Klassenerhalt schaffen? Wir müssen konstant spielen und nicht nur an den Klassenerhalt denken. Warum sollen wir nicht alles daran setzen, dass wir ins Viertelfinale kommen? Wenn du kein hohes Ziel hast, hast du im Sport nichts verloren. Nur wenn man Selbstvertrauen hat, kann man besser werden. Realistisch gesehen haben wir vielleicht das Potenzial für das Viertelfinale, aber trotzdem kann es auch sein, dass wir wieder absteigen.

Seit einem Jahr gibt es mit Alpo Suhonen erstmals einen Sportdirektor und eine starke Persönlichkeit in sportlichen Fragen im Verband. Wie läuft die Zusammenarbeit mit ihm? Sehr gut. Er hat viel Erfahrung, die wir gerne nutzen. Die Kommunikation ist sehr gut. Er ist enorm wichtig, nicht nur für die Senioren-Mannschaft, sondern für das ganze Programm mit den Nachwuchsteams.

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Manuel "Manny" Viveiros wurde am 8. Jänner 1966 in St. Albert in Kanada geboren. Er konnte sich in der NHL nicht durchsetzen und heuerte 1991 in Villach an, spielte dann noch in Lustenau, beim WEV und beim KAC.

2006 beendete er seine Karriere als Spieler, wurde KAC-Cheftrainer und 2011 Teamchef. Viveiros lebt mit seiner Frau Laurie und den Söhnen Landan (19) und Layne (17) in Klagenfurt.

Die USA sind bei Eishockey-Weltmeisterschaften in der Anfangsphase schon fast ein traditioneller Gegner für Österreich. Seit 1996 war ein US-Team fünf Mal der Kontrahent im ersten oder zweiten WM-Spiel.

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Die Hoffnungen auf eine Sensation haben sich aber nie erfüllt. Am Samstag (11.15 Uhr, live ORFeins) erfolgt in Helsinki zum rot-weiß-roten WM-Auftakt der nächste Versuch.

Umstellung

Die Amerikaner sind kaum eingespielt, wenig an die größere europäische Eisfläche gewöhnt und haben wegen der kurzfristigen Anreise manchmal noch mit dem Jetlag zu kämpfen. Doch Österreich hat daraus noch nie Kapital schlagen können.

"Man darf nicht vergessen, die Spieler kommen aus der NHL. Für sie ist es auch Gewohnheit, über den halben Kontinent zu fliegen und am nächsten Tag zu spielen", sagt Manny Viveiros.

Modus: 3 Punkte für einen Sieg, 2 Punkte für einen Sieg in Overtime oder Penaltyschießen, 1 Punkt für eine Niederlage in Overtime oder Penaltyschießen.

Die ersten vier jeder Gruppe steigen ins Viertelfinale auf, die Plätze fünf und sechs schaffen den Klassenerhalt, die beiden Gruppenletzten steigen ab. Sollte Weißrussland als Ausrichter der WM 2014 Letzter der Gruppe Stockholm werden, dann steigen jene zwei Teams mit den wenigsten Punkten ab. Diese könnten dann auch aus einer der beiden Achtergruppen kommen.

Das Viertelfinale wird innerhalb der Vorrunden-Gruppe gespielt, die Mannschaften bleiben also in der jeweiligen Stadt.

Gruppe Helsinki

Sp S N OTS Tore Pkte
1. Slowakei 1 1 0 0 6:2 3
2. Finnland 1 1 0 1 4:3 2
3. Deutschland 1 0 1 0 3:4 1
4. Lettland 0 0 0 0 0:0 0
. Österreich 0 0 0 0 0:0 0
. Russland 0 0 0 0 0:0 0
. USA 0 0 0 0 0:0 0
8. Frankreich 1 0 1 0 2:6 0

Freitag, 3. Mai: Frankreich - Slowakei 2:6 Finnland - Deutschland 4:3 n.V

Samstag, 4. Mai:USA - Österreich (11:15) Russland - Lettland (15:15) Finnland - Slowakei (19:15)

Sonntag, 5. Mai:Frankreich - Österreich (11:15) Deutschland - Russland (15:15) Lettland - USA (19:15)

Montag, 6. Mai: Deutschland - Slowakei (15:15) Finnland - Frankreich (19:15)

Dienstag, 7. Mai:Österreich - Lettland (15:15) Russland - USA (19:15)

Mittwoch, 8. Mai:Österreich - Deutschland (15:15) USA - Finnland (19:15)

Donnerstag, 9. Mai: Russland - Frankreich (15:15) Slowakei - Lettland (19:15)

Freitag, 10. Mai:Slowakei - Österreich (15:15) Russland - Finnland (19:15)

Samstag, 11. Mai: USA - Frankreich (11:15)Finnland - Österreich (15:15) Deutschland - Lettland (19:15)

Sonntag, 12. Mai: USA - Deutschland (15:15) Slowakei - Russland (19:15)

Montag, 13. Mai: Lettland - Frankreich (15:15)Österreich - Russland (19:15)

Dienstag, 14. Mai: Slowakei - USA (11:15) Frankreich - Deutschland (15:15) Lettland - Finnland (19:15)

Gruppe Stockholm

1. Tschechien 1 1 0 0 2:0 3
2. Schweiz 1 1 0 0 3:2 3
3. Dänemark 0 0 0 0 0:0 0
. Kanada 0 0 0 0 0:0 0
. Norwegen 0 0 0 0 0:0 0
. Slowenien 0 0 0 0 0:0 0
7. Schweden 1 0 1 0 2:3 0
8. Weißrussland 1 0 1 0 0:2 0

Freitag, 3. Mai: Tschechien - Weißrussland 2:0 Schweden - Schweiz 2:3

Samstag, 4. Mai: Norwegen - Slowenien (12:15) Kanada - Dänemark (16:15) Tschechien - Schweden (20:15)

Sonntag, 5. Mai: Weißrussland - Slowenien (12:15) Schweiz - Kanada (16:15) Norwegen - Dänemark (20:15)

Montag, 6. Mai: Schweiz - Tschechien (16:15) Schweden - Weißrussland (20:15)

Dienstag, 7. Mai: Slowenien - Dänemark (16:15) Kanada - Norwegen (20:15)

Mittwoch, 8. Mai: Slowenien - Schweiz (16:15) Norwegen - Schweden (20:15)

Donnerstag, 9. Mai: Tschechien - Dänemark (16:15) Schweden - Kanada (20:15)

Freitag, 10. Mai: Slowenien - Tschechien (16:15) Weißrussland - Kanada (20:15)

Samstag, 11. Mai: Schweiz - Dänemark (12:15) Schweden - Slowenien (16:15) Norwegen - Weißrussland (20:15)

Sonntag, 12. Mai: Kanada - Tschechien (16:15) Norwegen - Schweiz (20:15)

Montag, 13. Mai: Dänemark - Weißrussland (16:15) Kanada - Slowenien (20:15)

Dienstag, 14. Mai: Weißrussland - Schweiz (12:15) Tschechien - Norwegen (16:15) Dänemark - Schweden (20:15)

K.o-Phase

Viertelfinale - Donnerstag, 16. Mai: 1H-4H (12:00) 2H-3H (17:30)

1S-4S (14:45) 2S-3S (20:15)

Halbfinale - Samstag, 18. Mai Stockholm 15:00 und 19:00

Spiel um Platz 3 - Sonntag, 19. Mai Stockholm 16:00

Finale - Sonntag, 19. Mai Stockholm 20:30

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