Sport/Wintersport

Sprünge ins Ungewisse bei der Vierschanzentournee

Ein bisschen ungewohnt ist es ja schon: Dass die österreichischen Skispringer einmal als Außenseiter zum Tourneestart nach Oberstdorf reisen und nicht als die großen Gejagten, das hat fast schon Seltenheitswert.

Seit 2009 haben die ÖSV-Adler noch jedes Jahr den Tourneesieger gestellt, und was diese Erfolgsserie erst so richtig beeindruckend macht: Mit Wolfgang Loitzl, Andreas Kofler, Thomas Morgenstern, Gregor Schlierenzauer, Thomas Diethart und Stefan Kraft gelang gleich sechs verschiedenen Springern der begehrte Coup beim prestigeträchtigen Schanzenklassiker.

Doch vor der 64. Auflage der Tournee, die am Dienstag in Oberstdorf ihren Anfang nimmt, stehen die einstigen Höhenflieger an den Wettbörsen nicht wirklich hoch im Kurs. Titelverteidiger Stefan Kraft? Springt in diesem Winter seiner Form aus dem Vorjahr und dem ersten Podestplatz noch hinterher. Superstar Gregor Schlierenzauer? Gibt derzeit mehr sich selbst und den Trainern Rätsel auf, als früher der Konkurrenz.

Die ehemaligen Tourneesieger Andreas Kofler (2010) und Thomas Diethart (2015)? Gehören wegen hartnäckiger Formschwäche erst gar nicht dem Aufgebot an, das diesmal ohnehin nur mehr aus fünf Athleten bestehen darf, da die heimischen Springer nicht die nötigen Ergebnisse abgeliefert haben und daher einen weiteren Quotenplatz verloren.

Bleibt als Hoffnungsträger für eine Fortsetzung der rot-weiß-roten Siegesserie also vorerst wohl nur Michael Hayböck übrig. Der Tourneezweite der Vorsaison hat als einziger Österreicher in diesem Weltcupwinter bereits den Beweis erbracht, dass er um den Sieg mitspringen kann.

Im Aufwind

Der zweite Rang bei der Tournee-Generalprobe in Engelberg bestätigte den Aufwind des 24-Jährigen ("ich habe gesehen, dass die Form Richtung Tournee passt"), der für beiden einzigen Podestplätze in dieser Saison verantwortlich zeichnet. Aber nur einmal zum Vergleich: Das starke Team aus Norwegen hat heuer bereits fünf verschiedene Springer auf das Stockerl gebracht.

Das Formtief einiger Leistungsträger, dazu die Stärke der Konkurrenz aus Norwegen, Deutschland und SlowenienHeinz Kuttin hätte genügend Gründe, beunruhigt zur Tournee zu reisen. Doch der Cheftrainer der Österreicher verfällt nach dem mühsamen Saisonstart keineswegs in Panik, sondern sieht in der ungewohnten Ausgangslage und der Außenseiterrolle sogar eine Chance.

"Wir können heuer ganz unbekümmert in die Tournee gehen", sagt der Kärntner, der sich die bisherigen Ergebnisse nicht schlechtreden lassen will. "Das Konzept, das wir verfolgen, funktioniert immer besser. Das österreichische Team ist kompakt und stark, wir können die Topfavoriten ärgern."

Abflug-Daten: 64. Vierschanzentournee

Die Österreicher (5): M. Fettner (30 Jahre), M. Hayböck (24), S. Kraft (22/Titelverteidiger), M. Poppinger (26), G. Schlierenzauer (25).

Das Programm:

Oberstdorf: Qualifikation am 28. Dezember (17.15), Bewerb am 29. Dezember (17.15). Letzter Sieger: Kraft.

Garmisch: Qualifikation am 31. Dezember (14 Uhr). Bewerb am 1. Jänner (14 Uhr). Letzter Sieger: Jacobsen (NOR).

Innsbruck: Qualifikation am 2. Jänner (14 Uhr), Bewerb am 3. Jänner (14 Uhr). Letzter Sieger: Freitag (GER).

Bischofshofen: Quali am 5. Jänner (17), Bewerb am 6. Jänner (17). Letzter Sieger: Hayböck.