Sotschi: Rekordanzahl an Doping-Tests
Das IOC versucht möglichen Betrügern bei den Olympischen Spielen in Sotschi mit einer neuerlichen Rekordzahl an Dopingtests auf die Schliche zu kommen. Vom 30. Jänner, dem Tag der Eröffnung des Olympischen Dorfes, bis zum Schlusstag der Winterspiele am 23. Februar sollen 2.453 Proben genommen werden. 2010 in Vancouver waren es 2.149 gewesen.
Im Vorfeld der Wettkämpfe in Sotschi werden es 1.269 Kontrollen sein, das sind 57 Prozent mehr als vor vier Jahren. Aber nicht nur die große Zahl der Tests soll abschreckend wirken und Betrüger überführen, die Kontrollen werden auch intelligenter und zielgerichteter erfolgen, versprach der neue IOC-Präsident Thomas Bach. "Wir werden im Kampf gegen Doping klüger und hartnäckiger sein als jemals bei Winterspielen zuvor", betonte der deutsche Chef des Internationalen Olympischen Komitees (IOC).
Labor
Wenig Anlass zu Euphorie sorgte aber noch vor einigen Wochen die Entziehung der Akkreditierung des für die Sotschi-Proben zuständigen Moskauer Labors und ihre Wiederzuerkennung unter Auflagen. Die Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) hatte beträchtliche Mängel im Qualitätsmanagement festgestellt.
Für die Analyse der Olympiaproben sollte das Labor und seine eigens eingerichtete Außenstelle in Sotschi aber alle Auflagen erfüllen, hatte es jüngst geheißen. Anders als bei Olympia 2012 in London werden in Sotschi übrigens keine Experten des österreichischen WADA-Labors Seibersdorf aushelfen.
Das IOC lässt sich das olympische Testprogramm wieder einige Millionen Euro kosten. Eine Vielzahl an überführten Dopingsündern ist aus Erfahrungsgründen aber nicht zu erwarten. Denn in den vergangenen 40 Jahren gab es während Olympia weniger als zwei Dutzend Fälle. Darin sind aber beispielsweise einige österreichische Langläufer, Biathleten und deren Betreuer, die aufgrund von Dopingfunden bei den Razzien 2006 in Turin nachträglich bestraft wurden, nicht enthalten. 2010 in Vancouver wurde nur eine polnische Langläuferin erwischt.
Chronologie der Doping-Skandale:
Viele Dopingsünder werden üblicherweise aber schon während der Aufbauphase für Olympia entlarvt. Vor den Winterspielen in Vancouver waren es mehr als 30 gewesen. Im Sotschi-Vorfeld hat vor allem ein neuer Test mit einer deutlich längeren Nachweisbarkeit von Anabolika zu vermehrten Befunden geführt. Prominente Wintersportler gingen durch das in Köln und Moskau entwickelte Verfahren aber nicht ins Netz.
Es steht aber zu befürchten, dass vermehrt zu Hightech-Methoden gegriffen wird, die (noch) nicht nachgewiesen werden können. Mikrodosierungen aller Art, Gendoping, das Hormon IGF-1 und andere noch nicht einmal als Medikamente zugelassene Präparate stehen in Verdacht, im Spitzensport eingesetzt zu werden.
Bis dafür geeignete Nachweisverfahren vorliegen, behilft sich das IOC mit dem Einfrieren und nachträglichen Tests der Proben. Und hat damit auch Erfolg. Bei Nachtests der Sommerspiele 2004 konnten einige Medaillengewinner Jahre später überführt werden.
Nachwirkung
Auch Olympia-Athleten von 2006 könnte noch Ungemach drohen, denn aktuell werden die letzten Proben der Winterspiele von Turin neu analysiert. Rechtzeitig vor Ablauf der achtjährigen Verjährungsfrist zu Beginn der Sotschi-Bewerbe will man damit fertig sein und etwaige Falschspieler wenigstens noch im Nachhinein aus dem Verkehr ziehen.
Neben den Bemühungen des IOC sind in der Olympiasaison auch die nationalen Anti-Doping-Agenturen wieder verstärkt im Fahndungseinsatz. Die österreichischen Olympiakandidaten müssen sich seit dem Herbst verstärkten Kontrollen der heimischen NADA unterziehen. Dazu kommen freilich auch noch die üblichen Tests der internationalen Sportdachverbände während der Wettkämpfe und im Training.