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Slalom-Krise: Eine WM ohne Qualifikationskampf

Eigentlich beginnt mit dem Flutlicht-Slalom in Zagreb am Dienstag für die Herren die heiße Phase: Fünf der zehn Saisonslaloms stehen im Jänner auf dem Programm, ehe es zur WM nach Colorado geht. Der Kampf um die Startplätze für die Titelkämpfe sollte auf Hochtouren laufen.

Eigentlich.

Denn von einem internen Qualifikationskrimi ist man im österreichischen Weltcup-Team derzeit weit entfernt. Vielmehr gilt beim rot-weiß-roten Auswahlverfahren die Devise: Wer hat noch nicht? Wer will noch mal? – Alle fünf Fahrer auf Weltcup-Niveau dürfen bereits für die US-Reise planen – aus Mangel an Alternativen. "Angebot und Nachfrage stimmen nicht mehr", fasste Marcel Hirscher im Interview mit Sky Sport News die Nachwuchssorgen zusammen. "Man muss sich nur die Resultate anschauen, es gibt definitiv eine Krise", sagt der 25-jährige dreifache Gesamtweltcup- und zweimalige Slalom-Weltcupsieger. "Wenn du heute Slalom fahren kannst, hast du einen Startplatz."

Es ist längst kein Geheimnis mehr, das Österreichs Ski-Star da ausspricht. Dass hinter Hirscher, der mit seinen Erfolgen vieles überstrahlt, eine Lücke klafft, ist auch Slalom-Chef Marko Pfeifer klar: "Das ist so, da braucht man nicht herumreden. Wir haben aber angesichts der Situation beschlossen, zu schauen, dass die Burschen auf Weltcup-Niveau in Form sind." Das bedeutet, dass in Beaver Creek neben Titelverteidiger Hirscher die Routiniers Reinfried Herbst (36 Jahre/20. in Åre), Benjamin Raich (35/15. und 18.), Mario Matt (34/drei Ausfälle), und Wolfgang Hörl (31/27. und 18.) an den WM-Start gehen werden.

Torlauf-Quintett

Auch Trainer Pfeifer geht nicht davon aus, dass sich in den kommenden Wochen trotz der fünf Slaloms in Zagreb, Adelboden, Wengen, Kitzbühel und Schladming an der Aufstellung noch etwas ändern wird. "Es wird kein anderer in dieser Zeit auferstehen. Außer ein Marco Schwarz explodiert im Jänner noch." Der 19-jährige Kärntner bestreitet am Dreikönigstag in Kroatien sein zweites Weltcup-Rennen.

"Es wird definitiv einen Neustart geben", sagt Pfeifer, auch in Hinblick darauf, dass Herbst, Raich und Matt nicht mehr ewig im Weltcup unterwegs sein werden. Man müsse Geduld haben. "Das wird zwei bis drei Jahre dauern", sagte der Slalom-Chef.

Auch im Riesentorlauf bleibt Marcel Hirscher derzeit der Einzelkämpfer der Ski-Nation. Einzig Benjamin Raich (zwei Mal Vierter) leistete dem Salzburger heuer Gesellschaft in den Top 10. Eine Situation, die auch dem Team-Leader zu denken gibt. "Ich kann mich erinnern, dass ich für meinen ersten Riesentorlauf in Sölden gegen Hermann Maier in der Qualifikation antreten musste. Davon sind wir jetzt weit weg", erinnerte sich Hirscher im Sky-Gespräch.

Auf das erste Herren-Rennen des Jahres 2015 hat sich der Slalom-Weltmeister auf der Reiteralm vorbereitet. "Tüfteln und Schrauben" lautete das Motto nach Rang sieben in Madonna di Campiglio. Dass Hirscher der Sljeme liegt, ist unbestritten: Zwei Mal in Folge war er zuletzt in Kroatien der Schnellste.