Sport/Wintersport

Hayböck war in Lillehammer der lachende Dritte

Wenn Heinz Kuttin dieser Tage von Michael Hayböck spricht, dann gerät der Cheftrainer der österreichischen Skispringer regelrecht ins Schwärmen. Im Flüsterton lobt er dann die Konstanz und die Reife des Oberösterreichers, um dann am Ende aber doch nicht auszusprechen, was sich alle Experten am Schanzentisch denken: dass die Zeit langsam reif ist für den ersten Weltcupsieg des 23-Jährigen, der auch im zweiten Springen in Lillehammer auf dem dritten Platz landete.

9, 5, 5, 3, 3 - diese beeindruckenden Daten spuckt der Flugschreiber des Oberösterreichers nach den ersten fünf Saisonbewerben aus. Kein anderer Adler im gesamten Weltcupzirkus sprang in der ersten Saisonphase so konstant auf einem so hohen Niveau. "Und dabei hatte er teilweise bei den Sprüngen richtig schlechte Bedingungen", erklärt Cheftrainer Heinz Kuttin.

Auch in Lillehammer erlebten die Skispringer am Sonntag wieder einen turbulenten Wettkampf. Der Wind spielte phasenweise verrückt und am Ende dauerte es fast zwei Stunden, um zumindest einen Wertungsdurchgang durchzupeitschen. Michael Hayböck ließ sich aber durch die ganzen Verzögerungen und Verkürzungen im Anlauf nicht aus der Flugbahn werfen und setzte einen sehenswerten 141,5-Meter-Sprung in den Auslauf. Am Ende fehlten ihm viereinhalb Punkte auf den tschechischen Sieger Roman Koudelka, der schon den Saisonauftakt in Klingenthal für sich entschieden hatte, der Norweger Anders Fannemel lag einen halben Zähler vor Hayböck.

"Es tut gut, wenn man seine besten Sprünge im Wettkampf abrufen kann", strahlte der Oberösterreicher nach dem besten Weltcupwochenende seiner Karriere. Einer Laufbahn, in der es nicht immer nur Höhen gab. Der ehemalige Juniorenweltmeister musste lange um seinen Platz und die Anerkennung in der Nationalmannschaft kämpfen. Noch vor einem Jahr war Hayböck in den Niederungen des Kontinentalcups im Einsatz, erst seit der Tournee ist der Oberösterreicher ein wertvoller Bestandteil des ÖSV-Teams und zählt inzwischen zu den Leistungsträgern und Führungsfiguren. "Ich habe gewusst, dass ich meine Chance bekommen und nützen werde."

Viele Skisprungexperten sehen in Michael Hayböck einen künftigen Siegspringer. Und auch der 23-Jährige selbst fühlt sich langsam reif für den ersten Triumph. "Ich bin mir im Moment meiner Sache sehr sicher", berichtet Hayböck, der am Sonntag als einziger Österreicher in den Top Ten landete. Allerdings waren Stefan Kraft (11.) und Gregor Schlierenzauer (13.), der Sieger vom Samstag, auf Tuchfühlung zu den Spitzenplätzen.

Lücke

Die übrigen österreichischen Skispringer bereiten derzeit den Trainern allerdings einige Sorgenfalten. Denn hinter dem Trio Hayböck, Kraft, Schlierenzauer klafft derzeit eine große Lücke. In Lillehammer schafften weder Andreas Kofler, noch Wolfgang Loitzl und Thomas Diethart den Sprung in die Punkteränge. Senkrechtstarter Diethart wurde überhaupt von Wolke sieben ganz auf den harten Boden der Realität geholt. Der amtierende Tourneesieger hat in diesem Winter noch keinen einzigen Weltcuppunkt gesammelt und wurde im zweiten Springen von Lillehammer sogar Letzter.

Die Mannschaft wird am Montag den Heimflug nach Österreich antreten. Bereits am Mittwoch geht es für das Team weiter nach Nischni Tagil. Nicht dabei sein werden Diethart und Loitzl, die sich mit der zweiten Trainingsgruppe in Ruhe auf die Tournee vorbereiten sollen.

Endstand (nach einem Durchgang):
1. Roman Koudelka CZE 140,0 153,9
2. Peter Prevc SLO 139,0 149,9
3. Michael Hayböck AUT 141,5 149,4
4. Severin Freund GER 136,0 148,2
5. Simon Ammann SUI 142,0 147.0
6. Anders Fannemel NOR 131,0 146,5
7. Anders Bardal NOR 137,5 145,3
8. Markus Eisenbichler GER 143,0 143,7
9. Marinus Kraus GER 141,0 140,8
10. Lauri Asikainen FIN 137,5 139,6
11. Stefan Kraft AUT 132,0 137,1
12. Robert Kranjec SLO 132,5 136,9
13. Gregor Schlierenzauer AUT 132,5 136,8
14. Daiki Ito JPN 129,0 136,7
15. Piotr Zyla POL 136,5 134,3
16. Taku Takeuchi JPN 136,0 131,8
17. Noriaki Kasai JPN 124,5 130,4
18. Jernej Damjan SLO 127,5 129,3
19. Jan Matura CZE 136,0 129,1
20. Michael Neumayer GER 133,0 125,2
21. Junshiro Kobayashi JPN 130,0 122,9
22. Wladislaw Bojarintsew RUS 133,5 122,2
23. Rune Velta NOR 126,5 122,1
24. Jarkko Määttä FIN 132,0 121,0
25. Anssi Koivuranta FIN 129,0 119,6
26. Ilmir Hazetdinow RUS 128,5 118,6
27. Michail Maksimoschkin RUS 119,5 118,5
28. Alexander Zniszczol POL 126,5 116,1
29. Davide Bresadola ITA 125,5 115,1
30. Kilian Peier SUI 128,0 114,6
Weiter:
38. Andreas Kofler AUT 121,5 112,0
47. Wolfgang Loitzl AUT 114,5 103,1
50. Thomas Diethart AUT 110,5 94,0