Sport/Wintersport

"Ich werde nichts mit der Brechstange machen"

Weitenjäger – so steht’s in riesigen Lettern auf der Startseite der Homepage von Gregor Schlierenzauer geschrieben. Mit der Jagd nach Metern ist es freilich nicht weit her, vielmehr erweckt der erfolgreichste Skispringer der Weltcup-Historie (53 Siege) seit Monaten den Eindruck, als würde er das Weite suchen.

Es ist ruhig geworden um den Mann, um den sich jahrelang alles im Skispringen gedreht hat. Gregor Schlierenzauer meidet das Scheinwerferlicht so gut es geht, wenn er sich ausnahmsweise einmal doch in der Öffentlichkeit zeigt, wie vergangene Woche bei der Modenschau des Skiverbandes und der Teekanne-Wahl zum beliebtesten Nordischen Sportler des Landes, dann hält er sich dezent im Hintergrund.

Das nährt zwangsläufig die Spekulationen über seine Zukunft. Nicht die Frage, ob er denn wieder ganz der Alte werde, beschäftigt seine Fans, sondern: Wird Gregor Schlierenzauer überhaupt wieder auf die Sprungschanzen zurückkehren?

Keine Form

Nur zur Erinnerung: Der 26-Jährige hatte die vergangene Saison nicht nur wegen chronischer Erfolglosigkeit vorzeitig beendet, der Tiroler hat sich im März in seiner Auszeit beim Skifahren in Kanada auch noch einen Kreuzbandriss zugezogen. Und eine Knieverletzung ist so ziemlich das Blödeste, was einem Skispringer passieren kann.

Gregor Schlierenzauer hat die vergangenen Monate intensiv genützt. Für seine Reha, aber auch um Dinge zu tun und zu erleben, die im Leben als Weitenjäger zu kurz gekommen sind. "Es ist schwierig, wenn du mit 16 schon erwachsen sein sollst", erzählt der 26-Jährige. Die Rolle als Jungstar, das Leben im Rampenlicht, der Druck der Öffentlichkeit – all das hat Gregor Schlierenzauer über die Jahre ordentlich zugesetzt.

Verständlich, dass der Stubaier in den vergangenen Monaten daher in erster Linie auf sich und seinen Körper geschaut hat. Ohne Hektik und ohne Zeitdruck arbeitet er an seiner Genesung und konnte dieser Tage immerhin verkünden: "Im Alltag merkt man nahezu nichts mehr." Nachsatz: "Das Thema Spitzensport ist freilich noch eine andere Sache. Ich werde nichts mit der Brechstange machen."

Kein Druck

Vom österreichischen Skiverband erhält der 53-fache Weltcupsieger alle Zeit der Welt. Zumal die Ärzte ohnehin immer von einer achtmonatigen Pause gesprochen hatten. "Wenn das Knie hält und ich mental bereit bin, folgen die nächsten Schritte", sagt Gregor Schlierenzauer. "Wann ich auf die Schanze zurückkehre, ist offen. Ich mache mir da keinen Druck und lasse mich auch nicht unter Druck setzen."