Ski-Bilanz: Ein Phänomen, aber kein Einzelkämpfer
Von Stefan Sigwarth
Weihnachten ist, doch die mutmaßlich besinnliche Pause ist auch in diesem Jahr nur kurz für die Alpinen. Bereits am 26. Dezember sind die Herren Abfahrer in Bormio wieder im Trainingseinsatz, am gleichen Tag reisen die Technik-Damen zum Semmering.
14 von 41 Bewerben haben die Herren absolviert, 13 von 38 die Damen. Zeit für eine Zwischenbilanz.
Damen-Speed
Mit dem Paukenschlag von Super-G-Weltmeisterin Nicole Schmidhofer startete die Saison in Lake Louise. Die beiden Abfahrtssiege der 29-Jährigen und der zweite Rang im Super-G von Gröden kamen für Damen-Chefcoach Jürgen Kriechbaum keineswegs von ungefähr. „Sie hat im Sommer viel gearbeitet und ist inzwischen ein richtiges Kraftpaket. Und sie hat sich sehr viel mit dem Material beschäftigt.“
Dass Cornelia Hütter (Zweite in der zweiten Abfahrt von Lake Louise) wegen ihrer Knorpelfraktur im rechten Oberschenkel erst wieder im Jänner eingreifen kann, ist für die Steirerin ärgerlich – denn die Konkurrenz im Team ist heuer groß. Das zeigte Ramona Siebenhofer als Dritte der Abfahrt von Gröden, das zeigte Stephanie Venier mit sechs Top-Ten-Platzierungen in sechs Bewerben. „Und das trotz ihrer Probleme am Start, die sie nach wie vor mit sich herumschleppt,“ wie Kriechbaum anfügt.
Nicht auszudenken, wäre auch Christine Scheyer (Kreuzbandriss) noch dabei. Bemerkenswert ist auch der sechste Rang von Mirjam Puchner in der Abfahrt von Gröden: Die Salzburgerin konnte nach ihrem Schien- und Wadenbeinbruch bei der WM 2017 in St. Moritz erst im Herbst wieder ins Renngeschehen einsteigen. Hut ab.
Damen-Technik
Im Riesenslalom hat Stephanie Brunner, 24, knapp sechs Monate nach ihrem Kreuzbandriss Ende März das Schneetraining schon wieder aufgenommen – Fünfte, Dritte, Sechste. Verstärkung erhält sie von Anna Veith, die speziell mit dem zweiten Lauf von Courchevel viel Selbstvertrauen tankte. „Da hat sie trotz schwieriger Bedingungen viele wirklich gute Schwünge gezeigt“, weiß ihr Chefcoach.
Im Slalom ist Bernadette Schild mit den Rängen drei und vier gestartet, in Courchevel schied die Salzburgerin nach starkem erstem Lauf aus. „Aber der Speed passt, und ein Ausfall kann auf diesem Leistungsniveau immer passieren“, sagt Kriechbaum. Nachdem sich die Olympia-Bronzene Katharina Gallhuber das Kreuzband gerissen hat, ist Katharina Liensberger eingesprungen (Vierte in St. Moritz, Fünfte in Courchevel). „Sie entwickelt sich kontinuierlich weiter“, lobt Kriechbaum nach der zweitbesten Laufzeit im zweiten Teil des Samstag-Rennens.
Herren-Speed
Wie bei den Damen ist auch bei den Herren ein Start nach Wunsch gelungen: Max Franz gewann die Abfahrt in Lake Louise, wurde in Gröden Zweiter und siegte auch im Super-G von Beaver Creek. „Und das trotz seiner Knieprobleme in der Vorbereitung“, sagt Herren-Cheftrainer Andreas Puelacher. Auch Vincent Kriechmayr (Vierter und Fünfter in der Abfahrt, Zweiter und Siebenter im Super-G) zeigte konstant starke Leistungen – ebenso wie Olympiasieger Matthias Mayer mit den Plätzen sechs, acht und sieben in seiner Spezialdisziplin.
Hannes Reichelt pendelte zwischen Platz vier und 44, war aber bei sechs Starts vier Mal in den Top Ten. Und mit dem 24-jährigen Niederösterreicher Christoph Krenn (Sechster im Super-G von Beaver Creek, 13. in Gröden) zeigte ein Team-Neuling aus Göstling an der Ybbs, dass er den Kollegen ziemlich Dampf machen kann. „So langsam kriegen wir wieder eine kompakte Mannschaft zusammen“, freut sich Puelacher.
Herren-Technik
Alles Hirscher, oder was? Nicht unbedingt, zumindest, was den Slalom angeht: Als der siebenfache Gesamtweltcupsieger am Samstagabend in Madonna di Campiglio nach einem Einfädler samt Zurücksteigen einmal nicht gewonnen hat, waren Marco Schwarz (Zweiter) und Michael Matt (Dritter) zur Stelle. Beide sind auch sehr konstant (der Kärntner war drei Mal in den Top Ten, der Tiroler drei Mal in den Top sieben), und mit Vizeweltmeister Manuel Feller hat Puelacher auch noch einen vierten Trumpf im Talon, der sich jedoch oft um die Früchte seiner Arbeit bringt. „Er will ab und zu zu viel und wird zu ungeduldig“, weiß Puelacher.
Weniger lustig sieht es im Riesenslalom aus, wo der 27-jährige Vizeweltmeister Roland Leitinger (nach Kreuzbandriss im Jänner) und Philipp Schörghofer (nach zwei Jahren mit Knieproblemen) noch den Anschluss suchen. „Mit den beiden hatten wir es uns leichter vorgestellt“, gesteht Puelacher, „wir hatten bislang aber auch schwierige Rennen, das ist in ihrer Situation nicht ideal.“ Somit ist auch hier Manuel Feller samt den erwähnten Nebengeräuschen (Ausfall, Elfter, Vierter, Ausfall) prinzipiell die Nummer zwei, und hinter dem Tiroler ist viel Luft für Höhenflüge, zumal Dominik Raschner wegen seines Kreuzbandrisses ausfällt.