Hirscher demütigt Konkurrenz in Garmisch-RTL
Nach dem knappsten aller Abfahrtssiege durch Hannes Reichelt (eine Hundertstel vor Romed Baumann) hat Marcel Hirscher 24 Stunden später in Garmisch den deutlichsten aller Riesenslalom-Triumphe in diesem Jahrtausend gefeiert. 3,28 Sekunden Vorsprung gegenüber dem zweitplatzierten bayrischen Lokalmatador Felix Neureuther! Zum Vergleich: Bei der Abfahrt am Vortag waren die ersten 33 Klassierten innerhalb von einer Sekunde gewesen.
Hirscher hat mit seiner Riesenleistung im Riesenslalom einen Riesenschritt Richtung erfolgreiche Weltcup-Titelverteidigung gemacht. Obwohl Verfolger Kjetil Jansrud im Riesenslalom erstaunlicherweise besser abschnitt als in der Garmischer Abfahrt, baute Hirscher seinen Vorsprung gegenüber dem Norweger auf 188 Punkte aus. "Ich mache aber nicht den Fehler, indem ich mich schon in Sicherheit wiege."
Hirscher pausiert
Acht Rennen stehen noch aus. Dass Hirscher die nächsten beiden Speed-Konkurrenzen im norwegischen Kvitfjell auslässt, überrascht nicht. Dass der Torlauf-Spezialist in Garmisch die Konkurrenz dermaßen demoralisieren würde, damit hatte hingegen kaum wer gerechnet. Auch Hirscher nicht.
"Es war abartig. Abartig geil. Ich kann mir den Vorsprung selbst nicht recht erklären", sagte Hirscher und streichelte seine Atomic-Skier, während Statistiker mit dem Blättern in ihren Ski-Büchern kaum nachkamen.
Es war der 30. Sieg von Hirscher und der 70. Podiumsplatz einen Tag vor seinem 26. Geburtstag. Und der Riesenslalom von Garmisch brachte zugleich für Hirschers ehemals großes Vorbild, für Benjamin Raich, den ersten Podestplatz in diesem Winter. Und das einen Tag nach Raichs 37.Geburtstag, den der Doppelolympiasieger von 2006 am Samstag bescheiden gefeiert hatte.
Der Raich-Kurs
Im von ÖSV-Trainer Florian Raich gesetzten schwierigen ersten Durchgang erzielte dessen Bruder zweitbeste Zeit, was den "alten Benjamin" sogar kurzfristig von seinem 37. Weltcupsieg anlässlich seines 37ers träumen ließ. Allerdings lag Hirscher schon zur Halbzeit fast zwei Sekunden vor ihm.
Raich hatte seine wenigen schweren Verletzungen jeweils in Garmisch (2001 Gehirnerschütterung beim Super G, 2011 Kreuzbandriss in der WM-Kombi) erlitten. Dass dem ÖSV-Dauerbrenner nun ausgerechnet dort das Comeback auf dem Podest gelang, verdient noch zusätzlich Applaus, auch wenn die Leistung vom Pitztaler Big Ben in der Hirscher-Mania ein bissel untergeht.
Raich war im WM-Riesenslalom von Beaver Creek als erster Starter mit bester Zwischenzeit ungebremst und ungewarnt in eine Falle geraten. Nach diesem Missgeschick folgte auch ein Torlauf-Out. Es war mit Sicherheit Raichs letzte WM. Ob es sich auch um seine letzte Weltcup-Saison handelt, wird der Tiroler erst irgendwann in der wärmeren Jahreszeit bei einer Pressekonferenz seines Sponsors im Wiener UNIQA-Tower verraten. So wie es seine Lebensgefährtin Marlies Schild im vergangenen September getan hatte.
Das nächste Mal wird Raich in zwei Wochen bei den Torläufen im slowenischen Kranjska Gora zu sehen sein. Dort, wo sowohl Raich als auch Hirscher schon siegten und Letzterer den Gesamtweltcup-Sack zuschnüren könnte.
Herren-RTL, Endstand | ||
1. | Marcel Hirscher (AUT) | 2:43.23 |
2. | Felix Neureuther (GER) | 3.28 |
3. | Benjamin Raich (AUT) | 3.44 |
4. | Ted Ligety (USA) | 3.56 |
5. | Alexis Pinturault (FRA) | 3.68 |
6. | Carlo Janka (SUI) | 4.29 |
7. | Roberto Nani (ITA) | 4.35 |
8. | Leif Kristian Haugen (NOR) | 4.40 |
9. | Victor Muffat Jeandet (FRA) | 4.61 |
10. | Tim Jitloff (USA) | 4.74 |
11. | Fritz Dopfer (GER) | 4.80 |
12. | Matts Olsson (SWE) | 4.81 |
13. | Henrik Kristoffersen (NOR) | 4.91 |
14. | Thomas Fanara (FRA) | 4.97 |
15. | Kjetil Jansrud (NOR) | 5.13 |