Feuz lebt wieder den Olympia-Traum
Ein Jahr nachdem seine Karriere zu Ende schien, kann Beat Feuz wieder lachen. Der 26-jährige Skirennläufer aus der Schweiz hat sich von seiner gravierenden Knieverletzung so gut erholt, dass er sich derzeit in Colorado gezielt auf ein baldiges Comeback vorbereitet. Sollten auch die Trainings in Lake Louise gut verlaufen, könnte Feuz schon kommende Woche in Kanada in den Skiweltcup zurückkehren.
Der Riesentorlauf am 17. März 2012 beim Finale in Schladming war das bisher letzte Rennen des Beat Feuz gewesen. Tags darauf verzichtete er wegen seiner bereits dramatischen Knieschmerzen auf den Slalom und überließ damit Marcel Hirscher kampflos die große Kristallkugel. Was folgte, war selbst für den an lange Verletzungspausen gewöhnten Feuz ein Leidensweg der besonderen Art.
Nach dem Finale ließ er sich einmal mehr am linken Knie operieren, verletzte es sich im Sommer aber neuerlich. Eine folgende Entzündung hätte dann fast die Karriere des Emmentalers beendet. Bluttransfusionen und wochenlange Behandlung waren notwendig, Feuz ging nur noch auf Krücken.
"Der schlimmste Moment war der, als die Ärzte sagten dass es um mein Knie gar nicht gut ausschaut und dass man es wahrscheinlich versteifen muss", erinnert sich Feuz mit Schaudern. "Das ist exakt ein Jahr her. Solche Momente vergisst man nie mehr. Es waren die schlimmsten Wochen meines Lebens."
Großer Wille
Es war letztlich einzig der große Wille, der Feuz zurück auf Ski gebracht hat. Sein früherer Gruppentrainer Sepp Brunner ist mittlerweile sein "Privatcoach", zusammen mit dem Österreicher tastet sich Feuz in kleinen Schritten wieder heran. "Aber eine Woche vor dem Saisonstart muss ich sagen, dass ich natürlich nicht hundertprozentig fit bin."
Beim finalen Vorbereitungstraining in Colorado konnte "Kugelblitz" Feuz trotz perfekter und griffiger Strecke nur ein reduziertes Programm absolvieren. "Ich kann nicht von null auf hundert starten, das hält mein Knie nicht aus. Ich muss zufrieden sein, wenn ich drei Läufe am Tag schaffe."
Immerhin tankte Feuz in Copper Mountain wieder so viel Selbstvertrauen, dass er am Wochenende nach Lake Louise aufbrach. Auch dort geht es aber nur Schritt für Schritt. "Ich werde das erste Training bestreiten, schauen wie eisig die Piste ist und wie das Knie reagiert. Nach dem zweiten Training werde ich entscheiden, ob ich antrete."
Sensation
Klappt es, wäre es auch für Feuz eine Sensation. "Alleine dass ich wieder Ski fahre, ist ein kleines Wunder. Wenn ich in Lake Louise starten und dann von dort nach Beaver Creek weiterreisen kann, wäre es definitiv ein Wunder. Das haben mir vor einem Jahr weder Ärzte noch die Physios zugetraut."
Begleitet und betreut wird Feuz von Brunner. Der Steirer hat seinerzeit schon Feuz' Landsfrau Sonja Nef zur RTL-Weltmeisterin gecoacht und ist derzeit exklusiv für Feuz abgestellt.
Dass mit dem neuen Alpinchef (Rudi Huber) und dem Abfahrtscoach (Walter Hubmann) auch seine nächsten Bezugspersonen bei Swiss Ski Österreicher sind, entlockt dem in Innsbruck lebenden weil mit der ÖSV-Ex-Rennläuferin Katrin Triendl liierten Feuz ein Lächeln. "Österreich ist meine zweite Heimat geworden."