Sport/Wintersport

Jansrud vor Reichelt im ersten Kitz-Training

Die Streif ist wie ein guter Actionfilm – bis zum Schluss spannend." Arnold Schwarzenegger

Nirgendwo sonst erfordert die eisige, steile Startpassage so viel Mut wie in Kitzbühel. Nirgendwo sonst bekommen die Zuschauer im Zielraum vom letzten Streckenabschnitt so viel mit wie am Fuße des Hahnenkamms. Das erste Training für das samstägige Abfahrtsrennen aber wirkte auf den Besucher keineswegs so aufregend wie der Film "On Hell of a Ride", der innerhalb weniger Woche bereits 160.000 Zuschauer in österreichische Kinos gelockt hat und über den Streif-Rekordhalter Fritz Strobl sagt: "Ich rate den Startern, sich den Film erst nach dem Rennen anzuschauen."

Tatsächlich täuschte die friedlich-beschauliche Idylle im Zielgelände: Weil die VideoWall noch dunkel war. Weil der Zielsprung doch nicht (oder noch nicht?) zu so akrobatischen Einlagen zwang wie befürchtet. Vor allem aber, weil sich die Harakiri-Szenen weiter oben abspielten.

Der Südtiroler Christof Innerhofer zappelte an der Steilhang-Ausfahrt im Netz, Olympiasieger Matthias Mayer musste auf Höhe der Seidlalm mit den Fäusten gegen die Plastik-Plane boxen, um seine Raserei fortsetzen zu können. Der Kanadier Manuel Osborne-Paradis blieb anders als auf dem Lauberhorn, wo er ebenfalls gestürzt war, am Dienstag nicht mehr ganz unverletzt.

Überlegener Norweger

Der Kärntner Otmar Striedinger, 23, wurde blass, als ihm die Trainer am Vorabend nach der Nummernauslosung das Einser-Trikot aushändigten. Ausgerechnet er, der Streif-Debütant, musste den Testpiloten spielen und feststellen, dass "die uns das erste Tor brutal vereist hatten." Er kam ohne Ausrutscher (Rang 17) ins Ziel. Im Gegensatz zu Streif-Baby Striedinger konnte der routinierte Kjetil Jansrud mit Nummer 16 Vollgas geben und – deutliche Bestzeit erzielen.

Auch Hannes Reichelt (Nummer 20, Rang zwei) spielte seine Streif-Erfahrung aus. Dem Salzburger ist bewusst, dass ihm in den nächsten drei Tagen vor der Abfahrt ein Interview-Slalom bevorsteht, zumal er im Vorjahr auf der Streif (unmittelbar vor einer Bandscheiben-OP) aufgetrumpft und am Sonntag am Lauberhorn gewonnen hatte. Wo er die größten Unterschied zwischen Kitz 2014 und 2015 sieht? "Dass ich heuer schmerzfrei bin, wenn ich täglich meine gymnastischen Übungen mache."

Als Favorit Nummer 3 gilt - nicht nur wegen drittbester Trainingszeit – Travis Ganong. Er nennt Kitzbühel "wichtiger als Olympia und WM." US-Teamkollege Bode Miller, 37, denkt eher umgekehrt, betrachtet der Rekonvaleszent seine Streif-Aktivitäten doch als Aufbautraining für die WM in Beaver-Creek. Kaum wieder bei Atem drückte die Nummer 46 des Trainings im Ziel Söhnchen Nate an sich.

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1. Training:
1. Kjetil Jansrud NOR 1:56,77
2. Hannes Reichelt AUT + 0,51
3. Travis Ganong USA 1,68
4. Werner Heel ITA 1,79
5. Adrien Theaux FRA 2,18
6. Johan Clarey FRA 2,32
7. Georg Streitberger AUT 2,35
8. Josef Ferstl GER 2,45
9. Matthias Mayer AUT 2,48
10. Carlo Janka SUI 2,65
11. Mauro Caviezel SUI 2,66
. Didier Defago SUI 2,66
13. Andrej Sporn SLO 2,70
14. Max Franz AUT 2,71
15. Otmar Striedinger AUT 2,79
16. Patrick Küng SUI 2,81
17. Steven Nyman USA 2,90
18. David Poisson FRA 3,07
19. Beat Feuz SUI 3,14
20. Alexander Glebow RUS 3,30
27. Romed Baumann AUT 3,63
31. Klaus Kröll AUT 4,48
35. Vincent Kriechmayr AUT 5,17
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