Sport/Wintersport

Sensation bei der Gröden-Abfahrt

Jetzt schlägt’s 13! Ein Niederländer fuhr schneller als alle Österreicher. Kurz-Protokoll der Grödner Abfahrtslotterie: 1. Steven Nyman (USA/ Startnummer 39), 8. Marvin Van Heek (Nl/53), 13. Joachim Puchner (Ö/15).

Im Vorjahr war die Abfahrt von Gröden nach 21 Läufern wegen Windes abgebrochen worden. Samstag wollte der deutsche Weltcup-Direktor Günter Hujara das Rennen unbedingt über die Südtiroler Neuschnee-Bühne bringen. Motto: Auch in der Kürze liegt Würze.

Der Startzeit wurde immer wieder verschoben, der Start auf der Saslong im Nebel nach unten verlegt. Dem langen Warten auf den Beginn erfolgte ein langes Rätseln über den Sieger. Die Ereignisse überstürzten sich, die Strecke wurde schneller.

Just in jenem Augenblick, als Weltmeister Erik Guay vor der ORF-Kamera zum Sieg gratuliert wurde, verdrängte Rok Perko den Kanadier von Rang eins, ehe der Slowene vom Amerikaner Steven Nyman übertroffen wurde. Gleitspezialist Nyman, 30, hatte bisher erst einmal gewonnen. Und wo? In Gröden 2006.

Irregulär war die erste Saisonabfahrt in Europa trotzdem nicht. ÖSV-Trainer machten allerdings schon lange Gesichter, als sie von der geplanten Streckenverkürzung erfuhren. Ihre Skepsis erwies sich, was die österreichischen Chancen betraf, als berechtigt:

Im sechsten Speed-Rennen der Saison schnitt das ÖSV-Abfahrtsteam so schwach ab wie seit dem 17. Jänner 2009 nicht mehr.

Zu lange waren Klaus Kröll und Joachim Puchner in der Vorbereitungszeit verletzt gewesen; zu sehr fehlt Max Franz; zu viele Routiniers kämpfen mit Materialproblemen; zu wenig jüngere ÖSV-Starter nützten im Gegensatz zum Niederländer ihre günstigen hohen Startnummern.

Durststrecke

Nach der turbulenten Abfahrt erfolgte das nächste problematische Rennen - der Weltcuptross versuchte im Schneetreiben übers Grödner Joch auf dessen nördliche Seite zu gelangen. Nach Alta Badia, wo es seit 15 Jahren keinen österreichischen Sieg mehr gegeben hat.

"Endlich wieder ein echter Riesenslalom", meint der Amerikaner Ted Ligety, ironisch darauf anspielend, dass der letzte, von Marcel Hirscher gewonnene Riesentorlauf in Val d’Isère eher einem Slalom glich.

Torlaufspezialist Hirscher ersparte sich das Auto-Abenteuer über den Dolomiten-Pass. Er kam ausgeruht, topfit und zuversichtlich von Österreich aus ins Hochabteital angefahren, weil er nicht an den Grödner Speedrennen teilgenommen hatte.

Im Gegensatz zu Hirscher tat sich dessen Team- und Atomic-Markenkollege Benjamin Raich den Super-G am Freitag sehr wohl an. Das Bemühen des Torlauf-Doppel-Olympiasiegers blieb wie so oft in diesem Winter unbelohnt. Rang 20.

Zum gegenwärtigen Zeitpunkt kann der in diesem Jahrtausend fleißigste österreichische Pokalsammler noch in keinem einzigen Bewerb ein Resultat vorweisen, das ihm einen Startplatz bei der WM ermöglicht. Offensichtlich sucht Raich noch immer nach der optimalen Materialabstimmung.

Endstand:
1. Steven Nyman USA 1:28,82
2. Rok Perko SLO 1:29,01
3. Erik Guay CAN 1:29,06
4. Kjetil Jansrud NOR 1:29,22
5. Aksel Lund Svindal NOR 1:29,27
6. Werner Heel ITA 1:29,32
7. Manuel Osborne-Paradis CAN 1:29,36
8. Marvin van Heek NED 1:29,41
9. Silvano Varettoni ITA 1:29,50
10. Roger Brice FRA 1:29,55
. Travis Ganong USA 1:29,55
12. Johan Clarey FRA 1:29,57
13. Joachim Puchner AUT 1:29,62
14. Georg Streitberger AUT 1:29,65
15. Dominik Paris ITA 1:29,67
16. Alexandre Bouillot FRA 1:29,68
17. Andrej Sporn SLO 1:29,77
18. Marco Sullivan USA 1:29,79
19. Matthias Mayer AUT 1:29,85
20. Adrien Theaux FRA 1:29,90
21. Philipp Zepnik GER 1:30,01
22. Florian Scheiber AUT 1:30,03
23. Frederic Berthold AUT 1:30,05
24. Vitus Lüönd SUI 1:30,07
25. Andreas Sander GER 1:30,09
. Silvan Zurbriggen SUI 1:30,09
27. Bostjan Kline SLO 1:30,13
28. Didier Defago SUI 1:30,15
29. Klaus Kröll AUT 1:30,22
30. David Poisson FRA 1:30,28
33. Markus Dürager AUT 1:30,48
37. Romed Baumann AUT 1:30,67
38. Hannes Reichelt AUT 1:30,70
45. Otmar Striedinger AUT 1:31,01
52. Johannes Kröll AUT 1:31,32

Politischen Strömungen wurde eine Absage erteilt. Toni Schutti bleibt Geschäftsführer der Sporthilfe. Darauf hat sich der Vorstand geeinigt. Mehr noch: Schutti wurde einstimmig für weitere fünf Jahre wiedergewählt.

Der aus dem Skilager kommende Schutti hatte nicht als Lieblingskandidat von Sportminister Norbert Darabos gegolten. Dem SP-Minister wäre eine Neubesetzung mit der ehemaligen Turmspringerin Anja Richter ursprünglich lieber gewesen. Auch ein Kärntner Wirtschaftsexperte bewarb sich um den Sporthilfe- Job.

Schutti war Langläufer und später Atomic-Rennmanager von Hermann Maier. Der Steirer gehört laut eigener Aussage keiner politischer Interessensgruppe an.