Premiere für Liensberger: Erstes RTL-Podest bei Shiffrin-Sieg
Von Stefan Sigwarth
Das Rennen vor dem Rennen haben sie schon einmal gewonnen, die Lienzer: Am Abend des Stephanstages war der Hauptplatz noch mit den Christkindlmarkt-Standln belegt, am Freitag wurde ab- und umgebaut, und am Samstagmorgen war (fast) alles fertig für die große abendliche Feier anlässlich 50 Jahre Osttiroler Skiweltcup.
Nachdem der erste Riesenslalom und der erste Slalom anno 1969 an die Amerikanerin Judy Nagel gegangen waren, schickte sich Mikaela Shiffrin an, ihrem bislang einzigen Sieg in Osttirol (Slalom 2017) einen zweiten hinzuzufügen. Jedoch: Selbst für eine Wonder Woman wie die 24-Jährige aus Colorado ist es nicht immer so einfach, wie es zuweilen scheinen mag.
Schlag’ nach in Courchevel, als sich Shiffrin als 17. im Klassement eingereiht hatte. Eine Weihnachtspause samt Besuch von Mutter und Vater später präsentierte sie sich runderneuert. Und hellwach: „Ich hatte gedacht, das Rennen würde erst um 10.30 Uhr gestartet werden“, sagte die 24-Jährige, die freilich schon eine Viertelstunde früher als vermutet an der Reihe war und deswegen auf ihre Startroutine verzichten musste.
Einfach nur aggressiv
„Ich wollte dann einfach nur aggressiv skifahren“, das brachte ihr bei Halbzeit 61 Hundertstelsekunden Vorsprung auf die zweitplatzierte Marta Bassino und die halbe Miete für den 63. Weltcupsieg. Eine weitere Laufbestzeit später hatte sie Annemarie Moser-Pröll hinter sich gelassen, damit bleiben nur noch Ingemar Stenmark (86), Lindsey Vonn (82) und Marcel Hirscher (67) einzuholen.
1. Ingemar Stenmark (SWE) 86 Siege
2. Lindsey Vonn (USA) 82
3. Marcel Hirscher (AUT) 67
4. Mikaela Shiffrin (USA) 63 *
5. Annemarie Moser-Pröll (AUT) 62
6. Vreni Schneider (SUI) 55
7. Hermann Maier (AUT) 54
8. Alberto Tomba (ITA) 50
9. Renate Götschl (AUT) 46
. Marc Girardelli (LUX) 46
„Es war wohl einer der besten Riesenslaloms meiner Karriere“, sagte Shiffrin. „Ich habe letzte Woche viel gelernt. Einmal den Schmerz von Courchevel loszuwerden, und auch wieder meine Einstellung zu ändern. Diesen Sieg heute habe ich nicht erwartet. Es war wirklich sehr, sehr speziell. Denn der Riesenslalom war schon immer der schwierigste Teil meiner Karriere. Das war wirklich ein großer Schritt heute.“
Beteiligt war auch Katharina Liensberger, die mit ihrem zweiten Lauf „gezeigt hat, was möglich ist, wenn man die Skier einfach laufen lässt. Ich habe sie im Fernsehen angeschaut und mir dann gedacht, mal schauen, ob ich das auch hinbekomme.“
Zurück auf dem Podium
Mikaela Shiffrin hat es sogar noch ein wenig besser hinbekommen als die Vorarlbergerin, die als Dritte hinter der Siegerin und der Italienerin Marta Bassino vor 5.300 begeisterten Fans überraschte.
13 Monate nach Rang drei für die derzeit am Kreuzband verletzte Tirolerin Stephanie Brunner in Killington war es an der 22-Jährigen aus Göfis, für einen Stockerlplatz zu sorgen. Und auch einen Schlussstrich unter den gescheiterten Materialwechsel von Rossignol zu Kästle zu setzen, der einige Trainingszeit gekostet hatte. Eine Befreiung. „Oft lernt man gerade aus negativen Erfahrungen am Meisten“, sagte Liensberger.
Am Sonntag (10 und 13 Uhr/live ORF 1) geht es mit einem Slalom weiter, und die Favoritin kommt abermals aus den USA. Ihr Name: Mikaela Shiffrin.