Sport/Wintersport/Olympia 2018

Goldes wert

Die größte Sportveranstaltung der Welt zusehends zu einem Sinnbild für Kommerz, Korruption und Klüngelei geworden.

Christoph Geiler
über die Olympischen Spiele von heute

Beim Sieg von Rodler David Gleirscher wurde einmal mehr deutlich: Olympia ist einfach nicht zu entzaubern. Es war in den vergangenen Jahren viel vom Verfall der olympischen Ideale die Rede. Die Spiele sind zu groß und undurchschaubar geworden, Olympia steht schon lange nicht mehr für den sportlichen Wettstreit. Vielmehr ist die größte Sportveranstaltung der Welt zusehends zu einem Sinnbild für Kommerz, Korruption und Klüngelei geworden.

Auch vor diesen Winterspielen in PyeongChang spielte der Sport wieder einmal nur eine Nebenrolle. Vorrangig ging es um den Umgang mit dem mächtigen und wichtigen Russland, um die fragwürdige Aufarbeitung der Staatsdopingaffäre von Sotschi 2014, bei der das Internationale Olympische Komitee ( IOC) nicht zum ersten Mal eine Entscheidung zu Ungunsten des Sports traf.

Niemand braucht sich deshalb mehr großartig darüber zu wundern, dass sich zuletzt praktisch überall die Bevölkerung gegen Olympische Spiele ausgesprochen hat. Von Oslo bis Sankt Moritz, von den Bayern bis zu den Tirolern – nirgendwo in den Kernregionen des Wintersports können sich die Menschen noch für das olympische Feuer erwärmen.

Die Konsequenz sind Spiele wie jene in Sotschi 2014 oder eben jetzt in PyeongChang. Spiele, die zugegebenermaßen perfekt organisiert sind, Spiele aber auch, bei denen der oft zitierte olympische Geist meist nichts weiter ist als ein fauler Spuk. Dass wegen der TV-Quoten in Europa das Skispringen in Korea erst lange nach Mitternacht (Ortszeit) enden durfte, wie das am Samstag auf der Normalschanze passiert ist; dass der König der Lüfte in einem leeren Stadion gekrönt wird; dass die Stars der Spiele, die Sportler, nicht zum ersten Mal als Marionetten herhalten müssen – all das kann nicht im Sinne der olympischen Idee sein.

Rund um Olympia mag in der Vergangenheit vieles falsch und aus dem Ruder gelaufen sein, eines ist dem IOC aber nicht gelungen: Auf die Sportler haben die Unsitten gottlob noch nicht abgefärbt.

Die Magie der Spiele, der berühmte Spirit, dem die Idee und die Faszination von Olympia zugrunde liegen, es war an diesem Sonntag wieder zu spüren und zu sehen in PyeongChang. Im Eiskanal fiel der österreichische Topfavorit Wolfgang Kindl, der leer ausgegangen war, dem Überraschungs-Olympiasieger David Gleirscher um den Hals. Zur gleichen Zeit ließen im Haus Austria die versammelten Bobfahrer, Skispringer, Snowboarder und Skifahrer aus Österreich den unbekannten Rodler und Teamkollegen hochleben.

Viel besser kann man eigentlich gar nicht mit dem IOC und den Olympischen Spielen von heute Schlitten fahren.