Sport/Wintersport

Österreichs Zitterspiel nach dem Sieg

55. Minute im Spiel Deutschland gegen Österreich: Rafael Rotter kommt im Angriffsdrittel an den Puck. Der Wiener sieht an der blauen Linie den Villacher Florian Mühlstein, spielt den Pass und sprintet in die Mitte. Mühlstein zieht ab und Rotter fälscht zum 2:1 ab.

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Die mit 11.302 Zuschauern – davon die Hälfte Österreicher – gefüllte O2-Arena wird zum Tollhaus. Mit diesem Ergebnis hätte Österreich erstmals seit 2004 wieder den Klassenerhalt bei einer A-Weltmeisterschaft erreicht. Die Journalisten beginnen ihre Jubelmeldungen zu schreiben, die Fans zählen die Zeit herunter.

Doch die Deutschen stehen immer noch auf dem Eis. "Dann kommt der Puck auf die blaue Linie. Im Tor sind zwei Zentimeter frei und es kommt wie es kommen muss: Mit ihrem elften Torschuss machen sie das zweite Tor", haderte Stürmer Michael Raffl. Es war zwar der 17. Torschuss der Deutschen, aber im Vergleich zu den 34 der Österreicher doch ziemlich kläglich.

Stich ins Herz

Zwei Minuten vor Schluss erzielt also Patrick Reimer das 2:2. "Das hat wehgetan, wie ein Stich ins Herz", sagte Teamchef Daniel Ratushny. Und wieder zeigt das Nationalteam, welchen großartigen Kampfgeist es entwickelt hat: 12,9 Sekunden vor dem Ende fälscht Brian Lebler einen Pass zum 3:2 für Österreich ab. Doch die Referees Bulanow und Olenin gaben das Tor nicht, weil sie ein Torraumabseits gesehen hatten. Eine strittige Situation.

Damit hatte Deutschland den einen Punkt für die Absicherung des Klassenerhaltes. Im Penaltyschießen trafen Dominique Heinrich und Konstantin Komarek zum 3:2 für Österreich.

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Mit diesen zwei Punkten hat Österreich fünf und wird wohl die Partie am Dienstag zwischen Frankreich und Lettland abwarten müssen. Gewinnt Frankreich in Overtime, haben alle drei Teams fünf Punkte und steigt Österreich ab. Bei jedem anderen Ergebnis bleibt Österreich unter den besten 16 Eishockey-Nationen.

Oder auch dann, wenn gegen Kanada am Dienstag (12.15 Uhr, ORF Sport +) sensationell ein Punktgewinn gelingen würde. Das ist aber genauso unrealistisch, wie wenn es im Juni in Wien schneien würde. "Man sagt natürlich nie, dass man keine Chance hat. Aber wir wissen schon, dass Kanada mit einer Weltauswahl da ist", sagt Rafael Rotter. Michael Raffl sieht die heutige letzte Partie als eine Frage der Ehre: "Jeder von uns hat eine Freude gegen solche Spieler auf dem Eis stehen zu dürfen. Wenn jeder alles gibt und versucht besser auszuschauen, als sein Gegenüber, sagt vielleicht jemand: ’Hey, der is ja besser als der Giroux.’ Es ist eine große Chance. Wir haben nichts zu verlieren."

Wenn danach Frankreich und Lettland auf das Eis kommen, müssen die Österreicher ihre Kabine in der O2-Arena räumen. Um 20 Uhr muss die gesamte Ausrüstung draußen sein. Raffl: "Hoffentlich können wir danach auf ein Bier gehen – mit einem Lächeln im Gesicht."

Das IIHF-Video zum Sieg gegen Deutschland

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