Sport/Wintersport

Österreichischer Bob überraschend bei Olympia

Benjamin Maier erweist seinem Namen alle Ehre. Mit seinen 19 Jahren ist der Tiroler nämlich der Benjamin in der Bob-Szene. Das hindert den jüngsten Piloten im Weltcup allerdings nicht daran, einige arrivierte Teams und Kollegen alt aussehen zu lassen. So gesehen und geschehen erst am Wochenende beim Heimrennen in Igls: mit dem 13. Rang, der besten Weltcupplatzierung in der noch jungen Karriere überhaupt, steuerte Maier den Zweierschlitten nach Sotschi und setzt damit eine österreichische Tradition fort.

Denn in den letzten Jahrzehnten war Österreich stets mit einem Bob bei Olympia vertreten. Aber dass nun auch in Russland ein Schlitten am Start sein würde, damit hatte bis vor wenigen Monaten noch niemand gerechnet im Lager der österreichischen Bob-Familie. Nachdem die Routiniers Wolfgang Stampfer und Jürgen Loacker ihre Karriere auf Eis gelegt hatten, war es schlecht um den rot-weiß-roten Bobsport bestellt. Es gab im ganzen Land keinen Piloten mit Weltcuperfahrung mehr, und auch kräftige Anschieber waren weit und breit nicht in Sicht.

Jugendstil

Fast schon zwangsläufig musste der Bobverband aus der Not eine Jugend machen und ein langfristiges Aufbauprogramm mit Nachwuchssportlern angehen. Als großes Fernziel wurde vor zwei Jahren die Heim-WM 2016 in Igls ausgerufen, Olympia 2014 stand nicht im Fokus. Dass nun in Benjamin Maier bereits nach zwei Jahren das erste Talent bei den Stars seinen Mann stellt, ist eine kleine Sensation. Auch für den Youngster selbst: „Ich habe insgeheim darauf gehofft, aber in Wahrheit kommt das für mich selbst überraschend“, gesteht Maier.

Immerhin sitzt der Tiroler erst seit vier Jahren im Bob. Immerhin fuhr er bis vor Kurzem noch in Nachwuchsrennen und im Europacup; immerhin musste er wenige Stunden vor dem Weltcup-Start in Igls am Samstag noch in St. Moritz antreten, um das Limit des internationalen Verbandes zu erfüllen; und immerhin ist er gerade einmal halb so alt wie einige seiner erfahrenen Piloten-Kollegen. „Aber in Igls kenne ich eine schnelle Linie“, schmunzelt Maier, „da bin ich im Bob sicher schon dreihundert Mal runter gefahren.“

Die Olympia-Bahn in Sotschi ist für den jungen Piloten hingegen Neuland. Weil niemand damit gerechnet hatte, dass Maier sich tatsächlich für Olympia qualifizieren könnte, absolvierte er dort bislang auch noch keine einzige Trainingsfahrt.