Nie aufgegeben: Silber gibt es zur Belohnung
Von Harald Ottawa
Es gibt berührende Geschichten, die das (Sportler-)Leben gelegentlich schreibt.
Jene von Matthias Lanzinger ist so eine, die nicht nur Skifans nahe geht.
Rückblick: Am 2. März 2008 zog sich der Salzburger bei einem Super-G in Kvitfjell schwerste Verletzungen zu mit der Folge, dass ihm nach vielen Komplikationen zwei Tage später das linke Bein unterhalb des Knies amputiert werden musste.
Aus, alles vorbei?
Mitnichten.
Keine Aufgabe
Schon wenige Wochen später wusste der heute 33-Jährige: Er möchte einmal eine Olympia-Medaille bei den Paralympics holen. Aufgeben war für ihn auch in den trostlosen Stunden ein Fremdwort.
Lanzinger wurde am Sonntag für seinen unbändigen Willen belohnt. Hinter dem Kärntner Markus Salcher, der tags zuvor schon Gold in der Abfahrt geholt hatte, wurde er im Super-G-Stehend-Bewerb Zweiter. "Dass es aber schon im zweiten Rennen geklappt hat, obwohl mir diese Piste und dieser Schnee nicht besonders liegen, ist schon eine Erleichterung."
Neuer Mut
Motiviert durch die Paralympics 2010 in Vancouver ordnete Lanzinger wieder alles dem Sport unter und kehrte 2011 auf die Rennpisten zurück. Im Dezember 2011 feierte er seinen ersten Sieg im Europacup, außerdem wurde er in der selben Saison dreifacher österreichischer Meister. Am 8. Januar 2013 nahm Lanzinger schließlich erstmals an einem Weltcuprennen als Behindertenskirennfahrer teil. Er wurde Dritter und jubelte am nächsten Tag sogar als Sieger des Riesenslaloms vom Podest.
Ohne Druck
Die 20-jährige Spitzensport-Erfahrung als Nicht-Behinderter machte sich bezahlt, wenngleich sich freilich viel geändert hat: "Im Alltag stört die Prothese kaum. Aber es ist gegenüber früher ein großer Unterschied, wenn man mit vollem Druck vereiste Pisten hinunter muss", sagte Lanzinger einem Internet-Portal aus der Schweiz.
In Sotschi soll es das nicht gewesen sein. "Ich rechne mir auch noch in der Super-Kombination und im Riesentorlauf Medaillenchancen aus", erklärt der Salzburger. Er weiß, er kann ohne Druck starten.
Lanzinger muss niemandem mehr etwas beweisen, er hat nicht Gegner, sondern vor allem das Schicksal besiegt.
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