Morgenstern springt aufs Stockerl
Von Christoph Geiler
Auf einmal war es wieder da. Dieses Gefühl der Sicherheit, das Thomas Morgenstern so lange vermisst hatte. Es hatte sich verflüchtigt, irgendwann im letzten Winter, und den Gefühlsmenschen Morgenstern aus der Bahn geworfen. Als er sich nun aber beim Weltcup-Auftakt in Lillehammer für den zweiten Sprung vorbereitete, war sich der 26-Kärntner seiner Sache plötzlich wieder ganz sicher. „Ich bin am Balken gehockt und hab’ gewusst: Jetzt geht es weit. Ich hab’s drauf.“
Gedacht, getan. Dass der zweifache Weltcup-Gesamtsieger mit seinem Sprung auf 102 Meter den Auftakt nach Übermaß um 1,3 Punkte verpasste, lag am starken Deutschen Severin Freund und am zu großen Rückstand nach dem ersten Durchgang (5.). Früher hätte sich Morgenstern darüber vielleicht noch ein wenig gegiftet, doch am Samstag jubelte er über seinen zweiten Platz ausgelassener als nach so manchem Sieg. „Ich hatte auch lange Zeit keinen Grund zum Feiern“, gestand Morgenstern, „ich verspüre ein so großes Gefühl der Erleichterung.“
Tiefpunkt
24 Stunden vor der emotionalen Eruption war seine Laune noch am Tiefpunkt gewesen. Dass er am Freitag nicht für den Mixed-Bewerb nominiert worden war, konnte Morgenstern, überehrgeizig wie er nun einmal ist, nicht nachvollziehen. „Ich war sehr enttäuscht. Aber ich lasse mich von so etwas nicht mehr rausbringen. Genausowenig wie ich mich mit meinen Gegnern beschäftigen will.“
Morgenstern war nicht der einzige, der nach dem Bewerb am Samstag erleichtert und zufrieden aufatmete. Für Cheftrainer Alexander Pointner war die Reaktion seiner Mannschaft nach der unnötigen Disqualifikation im Mixed-Teambewerb am Freitag (Kofler hatte einen zu weiten Anzug) „enorm wichtig. Es war eine Spannung da, weil wir am Freitag ausgerutscht sind.“ So konnte sich Pointner über sechs Österreicher unter den Top 15 freuen.
Podest verpasst
Auf der anderen Seite im österreichischen Adlerhorst war die Stimmung da schon ein wenig gedrückter. Nach der verpatzten Mixed-Teampremiere verpassten die beiden ÖSV-Überfliegerinnen Daniela Iraschko (6.) und Jacqueline Seifriedsberger (9.) den erhofften Podestplatz. „Ich weiß nicht, warum es in die Hose gegangen ist“, meinte die amtierende Weltmeisterin Iraschko.
Herren-Weltcup in Lillehammer | ||
1. | Severin Freund (GER) | 268,5 Punkte (99,0/100,5 Meter) |
2. | Thomas Morgenstern (AUT) | 267,2 (99,0/102,0) |
3. | Anders Bardal (NOR) | 267,0 (98,0/101,0) |
4. | Anders Jacobsen (NOR) | 266,4 (100,5/99,0) |
5. | Andreas Wellinger (GER) | 266,1 (103,0/98,5) |
6. | Anders Fannemel (NOR) | 256,4 (96,0/100,0) |
7. | Manuel Fettner (AUT) | 255,8 (97,0/99,5) |
8. | Gregor Schlierenzauer (AUT) | 255,2 (96,0/98,5) |
9. | Taku Takeuchi (JPN) | 252,9 (94,0/100,0) |
10. | Peter Prevc (SLO) | 251,7 (95,5/97,5) |
11. | Wolfgang Loitzl (AUT) | 251,6 (92,0/99,5) |
. | Richard Freitag (GER) | 251,6 (95,5/97,0) |
13. | Simon Ammann (SUI) | 249,2 (94,5/96,5) |
14. | Lukas Hlava (CZE) | 248,6 (93,5/99,0) |
15. | Andreas Kofler (AUT) | 247,5 (94,0/100,0) |
. | Michael Hayböck (AUT) | 247,5 (96,0/95,5) |
17. | Jaka Hvala (SLO) | 246,3 (94,0/98,0) |
18. | Michael Neumayer (GER) | 245,8 (95,5/96,0) |
19. | Noriaki Kasai (JPN) | 241,2 (94,5/95,0) |
20. | Rune Velta (NOR) | 237,5 (92,0/92,0) |
21. | Karl Geiger (GER) | 234,7 (94,0/93,5) |
22. | Janne Happonen (FIN) | 234,5 (91,5/94,0) |
23. | Sebastian Colloredo (ITA) | 232,2 (92,5/92,0) |
24. | Ole Marius Ingvaldsen (NOR) | 232,0 (93,5/92,0) |
25. | Maciej Kot (POL) | 231,1 (93,0/92,0) |
26. | Andreas Stjernen (NOR) | 230,8 (92,5/91,5) |
27. | Kento Sakuyama (JPN) | 225,1 (93,0/89,5) |
28. | Reruhi Shimizu (JPN) | 224,5 (93,0/88,5) |
29. | Anton Kalinitschenko (RUS) | 224,1 (93,5/89,0) |
30. | Kamil Stoch (POL) | 220,0 (91,5/91,5) |
weiter: | ||
38. | Martin Koch (AUT) | 110,3 (90,0) |
Damen-Weltcup in Lillehammer | ||
1. | Sara Takanashi (JPN) | 265,2 Punkte (96/98 Meter) |
2. | Sarah Hendrickson (USA) | 261,4 (98,5/95) |
3. | Anette Sagen (NOR) | 258,9 (99,5/97) |
4. | Carina Vogt (GER) | |
5. | Evelyn Insam (ITA) | 255,3 (103/96,5) |
6. | Daniela Iraschko (AUT) | 250,8 (95,5/93,5) |
weiter: | ||
9. | Jacqueline Seifriedsberger (AUT) | 242,8 (98/95,5) |
nicht im Finale: | ||
33. | Sonja Schoitsch | 105,5 (88,5) |
42. | Katharina Keil | 99,1 (84,5) |
47. | Chiara Hölzl (alle AUT) | 95,7 (83,5) |