Sport/Wintersport

Mayer: "Blutdoping moralisch legitim"

Der Ex-Langläufer und sein Ex-Trainer begrüßen einander freundschaftlich vor Gericht in Leoben. Schließlich ist Walter Mayer Trauzeuge von Michail Botwinow. Während Mayer in der Dopingaffäre - nicht rechtskräftig - verurteilt ist, kämpft der zweifache Olympia-Medaillengewinner noch um seinen guten Ruf. Die SOKO Doping hatte ihn angezeigt, weil er falsch ausgesagt habe: Nie sei er zwecks Anfertigung eines Eigenblutkonzentrates zur Leistungssteigerung im berüchtigten Humanplasma-Institut gewesen, behauptet der gebürtige Russe.

Zeuge

Mayer steht unter Wahrheitspflicht: "Ich weiß nicht, ob der Boti je dort war. Aber mit mir definitiv nicht." Überhaupt und außerdem: Er habe nie Sportler an dieses Institut vermittelt. Weder Ruderer, noch Läuferin Steffi Graf noch Langläufer oder Biathleten.

"Welchen Standpunkt hatten Sie zu Blutdoping?", fragt Richter Richard Gollner. "Es war ein weitverbreitetes System, aber nicht die führende Doping-Methode. Wenn man die Chancengleichheit im Weltsport herstellen wollte, wäre Blutdoping moralisch legitim", erklärt Mayer.

Augenzeugen

Es gebe Belastungszeugen, warnt ihn der Richter. Unter anderem Humanplasma-Geschäftsführer Rudolf Meixner. Dieser habe im Blutabnahmeraum an einem Tag im Jahr 2003 Botwinow, Steffi Graf, Christian Hoffmann und Harald Totschnig gesehen. "Das Geld für die Blutabnahmen habe er von Ihnen, Herr Mayer, erhalten." Und was hätte Meixner davon, Botwinow anzupatzen? "Blutdoping war damals verpönt, aber strafrechtlich noch nicht inkriminiert."

Mayer: "Es soll abgelenkt werden von dem, was dort wirklich alles passiert ist." Es gehe im Finanzstrafverfahren gegen das Institut um Millionen. "Großkalibrige Sportler haben dort 100.000 Euro für die Jahresbetreuung bezahlt ..." Namen nennt Mayer nicht.

Der Wiener Transfusionsmediziner Paul Höcker ist als Zeuge nicht hilfreich: Er könne sich Gesichter nicht merken, wisse also nichts zu Botwinow. Aber an Ex-Radrennprofi Bernhard Kohl könne er sich erinnern. "Der hatte doch ein sehr markantes Gesicht."

Steffi Graf ist als Zeugin unverzichtbar, derzeit aber auf Weltreise: Vertagung bis Jänner 2012.