Sport/Wintersport

Die Zeit ist reif für eine olympische Dürr-Periode

Selbstbewusste Kampfansagen und klar formulierte Ziele kennt man aus dem österreichischen Sport eigentlich nur vom Hörensagen. Mehr als das unerträglich überflüssige „Schauen wir mal, was rauskommt“ fällt den meisten heimischen Athleten häufig nicht ein.

Umso wohltuender und erstaunlicher klingen daher die Aussagen von Johannes Dürr, der vor dem Skiathlon am Sonntag (11 Uhr MEZ) erst gar kein Hehl aus seinen hochgesteckten Zielen macht. „Natürlich gehe ich auf eine Medaille los“, sagt der Göstlinger, „und ich weiß auch, dass für mich sehr viel bis alles möglich ist.“ Und das aus dem Mund eines österreichischen Langläufers.

Energieanfall

Die verbale Offensive sagt viel über diesen Johannes Dürr aus, der in diesem Winter mitten in die Weltklasse gelaufen ist. Selbstbewusstsein und Mut zeichnen den 26-Jährigen auch in der Loipe aus, wie er nicht zuletzt bei der Tour de Ski bewies, als er mit couragierten Auftritten und Energieanfällen sogar zwei Tagessiege feierte.

Nur zur Erinnerung: 2010 in Vancouver hatte Österreich keinen Herren am Langlaufstart. Vier Jahre später gibt es in Johannes Dürr eine echte Medaillenhoffnung. „Ich hab’ immer gewusst, dass ich es drauf habe“, sagt der Skating-Spezialist, der wegen des Pfeiffer’schen Drüsenfiebers körperlich jahrelang aus dem letzten Loch pfiff. „Seit ich das überstanden habe, geht es aufwärts.“

Das Projekt Olympia hat der Niederösterreicher akribisch durchgeplant. Seit vier Jahren absolviert Dürr nun schon Höhentrainingslager, weil bei Olympia 1500 Meter über dem Meeresspiegel gelaufen wird. Und weil die Loipe in Laura einen extrem steilen Schlussanstieg aufweist, ging es bei Dürr im Training häufig steil bergauf. „Die Strecke und der letzte Anstieg kommen mir entgegen.“

Startvorteil

Aber nicht nur das Finish dürfte Dürr liegen, der einzige Österreicher im Skiathlon genießt nun auch Start-Vorteile. Durch die starken Auftritte im Olympia-Winter hat sich der 26-jährige Skating-Spezialist eine bessere Startposition gesichert und nimmt das Massenstartrennen aus der ersten Reihe in Angriff. „Da habe ich früher auf den ersten Kilometern oft sehr viel Energie verbraucht, weil ich das Feld immer von hinten aufrollen musste.“

Bei den olympischen Bewerben hat Johannes Dürr nun freie Sicht auf die Medaille, die er auch längst ins Visier genommen hat. Nur bei seiner Rennstrategie hört er sich dann doch wieder wie viele seiner österreichischen Sportkollegen an. „Schauen wir einmal“, sagt er mit einem Lächeln: „Ich werde alle Favoriten im Auge behalten, und wenn einer wegrennt, werde ich ihm nachlaufen.“