Sport/Wintersport

Kröll beendet die Sieglos-Serie

Das Spekulieren mit dem Erfolg dominierte über die Angst vor Erfrierungen. Trotz bitterer, durch die hohe Luftfeuchtigkeit besonders unangenehmer Kälte versteckten sich die meisten Rennläufer in Chamonix nicht hinter einem Gesichtsschutz.

"Wegen der Aerodynamik", begründete Romed Baumann den Verzicht auf ein Maskieren und Verkleben. „Denn hier in Chamonix zählt jede Hundertstelsekunde.“ Der Tiroler sollte recht behalten. So knapp wie gestern lagen die schnellsten fünf seit mehr als 20 Jahren (Garmisch 1991) nicht beisammen.

Minimal Klaus Kröll, 31, war um einen Wimpernschlag schneller als Bode Miller. 0,01 Sekunden betrug der Vorsprung des Steirers, der damit das Warten auf den ersten österreichischen Abfahrtssieg in dieser Saison im siebenten Ablauf beendete. Bode Miller fehlten 26 Zentimeter, um Kröll auf der 3215 Meter langen französischen Hochgeschwindigkeitspiste abzufangen.

Erleichterung

Miller ("das hier ist nicht mein Hügel") maulte erst gar nicht über Pech, trennten ihn doch seinerseits nur 0,03 Hundertstel vom drittplatzierten Trainingsschnellsten Didier Cuche. Dahinter reihten sich zeitgleich (nur 0,08 hinter Kröll) der kanadische Weltmeister Erik Guay und ÖSV-Allrounder Romed Baumann ein.

Bei der Zwischenzeit lag Miller noch vorne. "Da hab ich gedacht, dass es wieder nix wird mit dem ersten Sieg", gestand Kröll. Wegen eines Patzers in der Panorama-Kurve, dort, wo auch Baumann aus der Spur getragen worden war, hatte Kröll schon während der Fahrt kaum noch an ein Spitzen-Resultat geglaubt. Umso größer war dann die Erleichterung. Nicht nur bei Kröll, sondern im gesamten ÖSV-Team.

Denn vor allem die Trainer hatte die Frage schon ganz schön genervt, wann endlich der erste Erfolg seit dem 12. März des Vorjahres, seit dem Kvitfjell-Sieg des inzwischen abgetretenen Michael Walchhofer, gelingen würde.

Optimal

Kröll deutete, sich bei seinem Servicemann bedankend, immer wieder auf seinen Ski. „Der war heute optimal.“ Und so, als hätte man es bei seinem Ausrüster (dessen Rennchef Günter Mader ist) geahnt, war von Salomon schon vor dem Rennen in Chamonix eine Pressekonferenz für 17 Uhr angesetzt worden. Bei der tauchte Kröll pflichtgemäß dann auch noch auf, ehe er bei Siegerehrung und öffentlichen Startnummernvergabe antanzen musste. Denn bereits am Samstag findet Teil 2 des Abfahrts-Doppels von Chamonix statt.

Teil 1 verlief trotz des hohen Tempos und der weiten Sprünge weitgehend unfallfrei. Von den Chamonix-Vorjahrsopfern war nur Georg Streitberger gestartet. Mario Scheiber hingegen musste wegen einer Magen-Darmverstimmung w.o. geben.

Ivica Kostelic (Platz 48) konnte seinen Vorsprung im Gesamtweltcup gegenüber dem abwesenden Marcel Hirscher nicht ausbauen.