Sport/Wintersport

Kräftiger Ostwind für die Adler

Wo steht derzeit die schönste Sprungschanze der Welt?

In Norwegen? In Deutschland? Oder in der Türkei?

Die Antwort ist einfach. Wer die architektonisch spektakulärste Schanzenanlage der Gegenwart sehen will, der muss in ein Land fahren, das man bisher mit vielem verbunden hat, nur nicht mit V-Stil und Telemark. In Erzurum in Ostanatolien steht das Schmuckstück und geht es nach der FIS , dann werden in absehbarer Zeit auf der Kiremitlik Tepe-Schanze schon die Superstars der Adlerszene abheben. Die Universiade hat 2011 jedenfalls bereits in der Türkei stattgefunden.

Erzurum ist nur eines von vielen neuen Schanzenprojekten, die auf die Aufnahme in den Weltcupkalender hoffen. Vor allem in Russland wurden in den vergangenen Jahren Hunderte Millionen Euro in neue Sprungschanzen investiert. Angefangen vom Olympiabakken in Sotschi über die moderne Anlage in Tschaikowski bis hin zu Nizhni Tagil, Moskau oder Almaty (Kasachstan) – die Adler verspüren einen frischen Wind aus dem Osten.

Luxusproblem

Dass die Zukunft des Skisprungsports im Osten liegt, das ist auch FIS-Direktor Walter Hofer bewusst, der mittlerweile deutlich mehr potenzielle Veranstaltungsorte hat, als Plätze im Weltcupkalender. „Wir haben zum Glück ein Luxusproblem“, erklärt der Österreicher.

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Schon aufgrund der teuren Investitionen müssen in den nächsten Jahren die neuen Ziele im Osten angeflogen werden. Die Skisprung-Damen heben bereits in Tschaikowski ab, die Kombinierer verschlägt es kommende Woche nach Russland. Dazu kommt, dass auch Südkorea mit dem nächsten Olympia-Ort Pyeongchang (2018) zur Generalprobe angeflogen werden muss.

Der Plan einer Fernost-Tournee schwebt bereits im Luftraum, zumal die Weltcupspringen in Sapporo meist unter der Abwesenheit der Stars leiden. Auch im Olympiawinter wollen sich etliche Größen die Reise nach Japan nicht antun. Gregor Schlierenzauer hat seinen Start in Sapporo bereits abgesagt. „Das stört uns nicht so, weil die kleineren Nationen Chancen haben, Punkte zu erreichen“, meint Hofer.

Klassiker

Der FIS-Direktor schließt derweil eine Verlängerung der Saison aus. Schon jetzt absolvieren die Skispringer in diesem Winter 28 Bewerbe – Olympische Spiele und Teamspringen nicht inkludiert. Weit wahrscheinlicher ist es deshalb, dass so mancher etablierte Weltcup-Ort künftig nicht mehr von den Skispringern besucht wird. „Achtzig Prozent der klassischen Orte sind unantastbar“, versichert Walter Hofer, „aber wir haben jetzt natürlich die Chance, die Veranstalter ein bisschen unter Druck zu setzen.“

Zumal auch alte, klassische Weltcup-Orte zurück in den Kalender drängen. In Hofers Zukunftsvision soll der Weltcupwinter irgendwann in St.Moritz starten. Da allerdings die neue Schanze erst noch errichtet werden muss, „wird das erst eine Option für 2017 oder 2018“.

Dann, wenn vielleicht auch schon in Erzurum um Weltcuppunkte gesprungen wird.