Kein Skiweltcup in Åre: Federica Brignone ist Gesamtsiegerin
Von Stefan Sigwarth
Kurz nach 18 Uhr am Mittwochabend war es fix: Die drei ab Donnerstag geplanten Weltcuprennen (Parallelslalom, Riesenslalom, Slalom) im schwedischen Åre finden nicht statt. Somit ist Federica Brignone die erste Italienerin, die den Gesamtweltcup gewinnt. Bereits zuvor war das Weltcup-Finale in Cortina d'Ampezzo abgesagt worden.
"Es tut uns sehr leid, dass wir die Bewerbe absagen müssen, auf die wir uns so lange vorbereitet haben", sagte Fredrik Broman, der Chef des Organisationskomitees von Åre. "Die gegenwärtige Situation hat uns keine andere Wahl als die Absage gelassen." Am Mittwoch beklagte Schweden das erste Todesopfer aufgrund des Coronavirus SARS-CoV-2019, eine ältere Person in Stockholm.
Fünf Saisonsiege in drei Disziplinen (Super-G, Riesenslalom, Kombination) genügten der 29-jährigen Allrounderin Brignone, um mit 1.378 Punkten erstmals die große Kristallkugel zu holen. Dazu gewinnt die Tochter der früheren Weltcup-Läuferin Maria Rosa Quario auch noch die Disziplinwertungen in Kombination und Riesenslalom, in Abfahrts- und Parallelwertung wurde sie Dritte.
Bitteres Ende für Mikaela Shiffrin
Mikaela Shiffrin, die nach wochenlanger Trauerarbeit um ihren verstorbenen Vater daheim in Colorado noch ohne Erwartungen in die letzten Bewerbe gehen wollte, ist somit nach drei Gesamtweltcupsiegen en suite entthront. Mehr noch: Die Amerikanerin, die am Freitag ihren 25. Geburtstag begeht, bleibt in diesem Winter erstmals seit 2013 ohne Kristallkugel; damals hatte sie erstmals den Slalom-Weltcup für sich entschieden.
153 Punkte fehlten der zweitplatzierten Shiffrin zur Titelverteidigung; Gesamtdritte ist die 24-jährige Slowakin Petra Vlhova mit 189 Punkten. Die 1,80 Meter große Athletin gewinnt die Wertungen in Slalom und Parallelbewerben, zudem ist sie Zweite im Riesenslalom.
Die Speed-Wertungen hatte sich bereits die Schweizerin Corinne Suter gesichert.
Enttäuschungen in Rot-Weiß-Rot
Beste Österreicherin im Gesamtweltcup ist - einigermaßen überraschend - Nina Ortlieb, die sich mit ihrem Sieg im Super-G von La Thuile in Brignones Heimat Aostatal noch auf den zwölften Rang schob. 472 Punkte ergatterte die 23-jährige aus Lech am Arlberg, direkt hinter ihr landeten Nicole Schmidhofer (445) und Stephanie Venier (438).
Die Tirolerin Venier ist am Ende einer schwierigen Saison als Siebente beste Österreicherin in der Abfahrt (233 Punkte), im Super-G konnte die Steirerin Schmidhofer immerhin den dritten Schlussrang verbuchen (217). Im Riesenslalom wurde die Vorarlbergerin Katharina Liensberger 13. (108), im Slalom wurde die 22-Jährige Dritte (276). Elisa Mörzinger wurde Vierte in den Parallelrennen (80), in der Kombination landeten Franziska Gritsch auf dem vierten (80) und Ramona Siebenhofer auf dem fünften Rang (64).
In der Mannschaftswertung landeten die Österreicherinnen mit 3.815 Punkten auf dem zweiten Rang hinter Italien (4.069). Die Slalomwertung konnten sie für sich entscheiden, zweite Plätze gab es in Kombination, Abfahrt und Parallelbewerben, den dritten im Super-G und den vierten in der Problemdisziplin Riesenslalom - hinter Italien, der Schweiz und Norwegen und nur vier Punkte vor Frankreich.
„Es war schon sehr überraschend, denn die Absage kam sehr spät, aber es wird schon seine Gründe haben. Wenn die Behörde sagt, es geht nicht, dann geht es nicht und das ist so hinzunehmen. Wir werden nun so schnell wie möglich nach Hause fahren und danach werden wir einen Plan aufstellen, wie es weitergeht“, erklärte ÖSV-Damen-Cheftrainer Christian Mitter
Die Herren warten, die Junioren fahren heim
Vorläufig noch nicht in der unfreiwilligen Sommerpause sind die alpinen Herren gelandet. Am Samstag und Sonntag sollen ja im slowenischen Kranjska Gora Riesenslalom und Slalom ausgetragen werden. Zuschauer wird es keine geben, und ob die Rennen wirklich stattfinden, war am Mittwochabend angesichts der Dynamik der Schutzmaßnahmen gegen die weitere Ausbreitung des Virus nicht abzusehen.
Unterdessen hat der Österreichischen Skiverband am Mittwochnachmittag sämtliche nationalen Sportaktivitäten eingestellt.
Und bei der alpinen Junioren-WM im norwegischen Narvik geht seit Mittwochabend auch nichts mehr, die verbliebenen Bewerbe wurden abgesagt. "Wir sind an einem Punkt angelangt, da sich die Zahl der Corona-Fälle in den letzten 24 Stunden fast verdoppelt hat und die Krankheit als internationale Pandemie eingestuft wurde", sagte WM-Chefarzt Sverre Håkon Evju. "Auch wenn wir hier in der Region noch keine Fälle haben, wir uns zum Abbruch der WM entschieden."
Somit bleibt es bei der Vorarlbergerin Magdalena Egger bei drei WM-Goldenen, ihre Salzburger Teamkollegin Lisa Grill hält bei drei Mal Silber nach Abfahrt, Super-G und Kombination. Bei den Herren holte Stefan Rieser Abfahrtsbronze, im Super-G feierten Rieser und Armin Dornauer einen Doppelsieg, die Kombi wurde wegen schlechter Pistenverhältnisse gestrichen. Im Damen-Riesenslalom gingen die Österreicherinnen am Mittwoch leer aus, Beste war beim Sieg der Schwedin Sara Rask Nina Astner als Neunte. Mit neun Medaillen holte der ÖSV-Nachwuchs auch den Medaillenspiegel - vor der Schweiz (2) und Schweden.
Federica BRIGNONE (Italien/29)
Geboren am 14. Juli 1990 in Mailand
Wohnort: La Salle (Aostatal)
Größe: 1,67 m
Familienstand: ledig
Ski/Schuhe/Bindung: Rossignol
Verein: Carabinieri Sporting Group
Hobbys: Kochen, Lesen, Tanzen
Größte Erfolge:
Olympia (0-0-1): Bronze Riesentorlauf 2018 Pyeongchang
WM (0-1-0): Silber Riesentorlauf 2011 Garmisch-Partenkirchen
Weltcup: 15 Siege (7 Riesentorläufe, 3 Super-G, 5 Kombinationen)
Gesamtweltcupsiegerin 2019/'20
Gewinnerin Riesentorlaufwertung und Kombinationswertung 2019/'20, Kombinationswertung 2018/'19
Junioren-WM: Gold Kombination 2009 Silber Riesentorlauf 2010