Sport/Wintersport

Janine Flock: Mit dem Kopf voraus in die Weltklasse

Die Mama ist der Vater des Erfolges. Hätte sie seinerzeit nicht ein ernstes Wörtchen mit Janine Flock gesprochen, die Tirolerin hätte ihre Skeleton-Karriere wohl schon nach dem Schnupperkurs wieder auf Eis gelegt. Aber die Mama beharrte darauf, dass die kleine Janine nach dem Sommer wieder zum Training antanzt. „Ich wollte eigentlich nicht mehr hin“, erinnert sich Flock, „aber die Mama hat gemeint: wenn du dich schon beim Skeletonverein angemeldet hast, dann musst du dich dort zumindest noch einmal blicken lassen.“

Heute ist Janine Flock dankbar, dass ihre Mama sie auf die richtige Spur gebracht hat. Denn sonst wären ihr einige große Erfolge und emotionale Momente vorenthalten geblieben. Als sie am Freitag beim Weltcup in Igls als Gesamtdritte ins Ziel kam, da stand die Familie Spalier für die Aufsteigerin des Winters, die in den letzten Wochen mit dem Kopf voraus mitten in die Weltklasse geflitzt ist.

Leistungsexplosion

2, 5, 4, 3 – das ist die beeindruckende Ausbeute der 24-Jährigen aus den letzten vier Weltcup-Rennen. Diese Leistungsexplosion mag für viele überraschend gekommen sein, nur Janine Flock selbst ist über ihren Erfolgslauf keineswegs verblüfft. „Wenn du hart arbeitest, dann kommt über kurz oder lang irgendwas Positives dabei raus“, erklärt die Tirolerin.

Flock, deren Freund und Kollege Matthias Guggenberger gestern Zwölfter wurde, hat so viel Zeit und Energie wie nie zuvor in den Skeleton-Sport investiert. Auch im Wissen, dass die Olympia-Saison ihre Abschiedstournee sein könnte. Skeleton-Läufer sind wie ihre Kollegen aus dem Bob-Lager Idealisten, die große Opfer für ihre Leidenschaft bringen. Bringen müssen. Das Preisgeld, das es im Eiskanal zu gewinnen gibt, ist nicht der Rede wert, die öffentliche Wahrnehmung und Akzeptanz der Piloten leidet unter der Allmacht des ÖSV, als Sponsoren müssen oft Familie und Freunde einspringen. „Natürlich habe ich mir im Sommer meine Gedanken gemacht, wie es weitergeht, wenn es mit Olympia nix wird“, erzählt die HSZ-Athletin.

Wenige Monate später macht sich Flock keine Abschieds-Gedanken mehr, nein: Die 24-Jährige darf sich plötzlich sogar berechtigte olympische Medaillenhoffnungen machen. Ein Verdienst ihres Fein- und Fahrgefühls im Eiskanal und des immer größer werdenden Vertrauens in die eigenen Fähigkeiten.

Gefühlssache

Denn das Skeleton-Fahren ist in erster Linie eine Gefühlssache. Wer sich während der Fahrt auf dem Schlitten zu viel bewegt, der ist auf der falschen Spur; wer allzu verkrampft auf dem Sportgerät liegt, der gerät leicht auf die schiefe Bahn; wer sich zu sehr über Material und die Linienwahl den Kopf zerbricht, der kommt vom Erfolgskurs ab. „Die Kunst ist es, den Schlitten einfach laufen zu lassen“, erklärt Flock.“

Für die kleine, heimische Bob-und Skeleton-Familie ist diese Eis-Eilige namens Janine Flock genauso ein echter Segen wie Bob-Pilot Benjamin Maier, der gestern das Olympia-Ticket löste. Auch in Hinblick auf die Heim-WM 2016. „Da geht mir das Herz auf“, strahlt Verbands-Boss Andreas Lotz. Den Leibarzt von Raich, Schlierenzauer & Co.rührte der dritte Platz in Igls zu Tränen. „Wir brauchen solche Erfolge, damit unser schöner Sport besser wahrgenommen wird.“