Sport/Wintersport

Schröcksnadel: "Der muss ja betrügen"

Peter Schröcksnadel ist wieder ganz in seinem Element. Nach dem Abstecher in den Sommersport gilt das Augenmerk des 75-Jährigen wieder ausschließlich seinem Skiverband. Vor dem Start in die 50. Weltcupsaison freut sich der ÖSV-Präsident über die Verlängerung der Partnerschaft mit A1 und lässt im KURIER-Interview mit neuen Ideen für den Skisport und mit harscher Kritik an heimischen Sportverbänden aufhorchen. Peter Schröcksnadel über ...

... Olympia in Rio "Ich hätte mir gedacht, dass ich die ungeliebte Lederhose öfter anziehen muss. Meine Medaillenprognose war keine Fehleinschätzung, wir waren knapp dran. Es gibt sicher Leute, die mir das vergönnt haben und sagen: ,Haha, der hat’s auch nicht geschafft.‘ So was geht mir aber schon lange nicht mehr nahe.

... das Projekt Rio "Es war eine gute G’schicht, viele Junge haben aufgezeigt. Aber du kannst in zweieinhalb Jahren keine Olympiasieger produzieren. Ich kann nur empfehlen, dass man dieses Programm weitermacht. Dann sollten langfristig sechs bis acht Medaillen bei Sommerspielen möglich sein. Eines habe ich auch gesehen: Es gibt im österreichischen Sport Verbände, bei denen die Verwaltung mehr kostet, als Geld bei den Athleten ankommt. Das ist ein Problem, wenn das Geld nicht dort landet, wo es eigentlich hin soll. Ich weiß, ich werde dafür jetzt wieder Kritik ernten, aber das ist mir wurscht."

... die Zukunft im Skiweltcup "Wenn man den Sport zu viel verändert, dann versteht ihn keiner mehr. Das Problem haben wir ja beim Skispringen. Ich sage: Die Super-Kombi funktioniert nicht, das sollte man beenden. Und was mir vorschwebt: Man fährt Dienstag und Mittwoch die technischen Disziplinen Slalom und Riesentorlauf, und zwar nur bei Flutlicht. Und die Wochenenden sind für Speedbewerbe reserviert. Das wäre attraktiv für die Fans und die TV-Anstalten. Weil ganz ehrlich: Wer schaut sich in Deutschland um die Mittagszeit einen Slalom an?"

... seinen Antrieb "Wichtig brauch’ ich nicht mehr sein, ums Geld geht’s mir auch nicht, und bekannt bin ich auch schon. Ich müsste mir das nicht antun, aber ich mach’ das gerne. Und zwar nehme ich gern Sachen und Projekte in Angriff, bei denen die Leute sagen, dass es eh nicht geht. Das motiviert mich extrem. Ich brauche Herausforderungen, sonst ist es fad im Leben."

... eine politische Karriere "Es hat Angebote gegeben, aber ich glaube, ich passe nicht in diese Welt. Aus einem einfachen Grund: Weil ich gewohnt bin, meine Meinung zu sagen. Das kommt nicht immer gut an."

... seine Kritiker " Wenn du Erfolg hast, dann gibt’s sofort auch den Neid. Manche Leute fragen sich: ,Wie kommt es, dass der das kann? Wie tut der? Der muss ja betrügen, der muss ja ein Gauner sein.‘ Aber mit dem Neid habe ich nichts am Hut. Wenn Leute auf mich neidig sind, dann haben sie selbst ein Problem."

... Innsbrucks Olympiapläne "Das Projekt ergibt nur Sinn, wenn Spiele veranstaltet werden, die überschaubar sind. Wenn die Menschen nicht nachvollziehen können, was da abgeht und die Meinung vorherrscht, dass jeder nur die Hand aufhält und kassiert, dann wirst du scheitern. Wichtig ist, dass Olympische Spiele für die normale Bevölkerung zugänglich sind."

... Winterspiele in Peking und die Fußball-WM Katar "Ich habe überhaupt nichts gegen Winterspiele in China oder in Korea. Ich bin froh darüber, je mehr Nationen man in den Skisport einbindet, desto glücklicher muss man sein. Das hilft der Verbreitung des Skisports. Aber eine Fußball-WM in Katar? Bitte, das ist ein eigenes Thema."

... seinen Nachfolger "Ich suche schon lange nach einem Nachfolger. Aber es ist echt schwierig. Bis zur Nordischen WM 2019 in Seefeld bleibe ich sicher Präsident. Mein Nachfolger hat bestimmt einen Vorteil, weil er einen Verband übernimmt, der funktioniert. Wie ich angefangen habe, war der ÖSV ein Fuzi-Verband mit einem Budget von 38 Millionen Schilling. Heute haben wir fast das Doppelte in Euro. Mein Nachfolger hat aber auch einen Nachteil: Wo willst du noch Erfolg produzieren, wenn eh alles funktioniert?"

Der Mensch

Peter Schröcksnadel (*30. Juli 1941 in Innsbruck) hat zwei große Leidenschaften: Den Skisport und das Fischen. Als Skifahrer wurde er einst Seniorenweltmeister im Riesentorlauf, als passionierter Fliegenfischer verbringt er viel Zeit in Kanada.

Der Präsident

Der Tiroler übernahm 1990 das Präsidentenamt beim ÖSV, nachdem er schon zuvor jahrelang beim Skiverband tätig war. In seiner Ära wurde aus dem ÖSV ein Vorzeigeverband mit einem Jahresbudget von 60 Millionen Euro und einer langen Erfolgsliste bei Olympischen Spielen und Weltmeisterschaften. Schröcksnadel ist auch im Vorstand des Österreichischen Olympischen Comités.

Der Geschäftsmann

Schröcksnadel begann bereits im Jahr 1964 sein Firmenimperium aufzubauen. Seine Sitour stellt Pistenmarkierungen her, Feratel ist heute eine der führenden Anbieter touristischer Informationssysteme. Der 75-jährige Tiroler ist an mehreren Skigebieten beteiligt (Hochficht, Hinterstoder, Schnalstal) und erhielt 1992 vom Wissenschaftsministerium den Professorentitel verliehen.