Sport/Wintersport

Hudec gewinnt Abfahrt vor Baumann

Wie immer verzichteten amerikanische Sender auf eine Ski-Übertragung, wie immer saß der österreichische Präsident des kanadischen Skiverbandes, Max Gartner, um vier Uhr in Calgary vor seinem Laptop, um sich via Liveticker zu informieren.

Und doch war am Samstag alles anders: Jan Hudec verhalf dem kanadischen Ski-Team zum ersten Saisonsieg. Womit er zugleich den ersten Abfahrtserfolg des Tirolers Romed Baumann verhinderte, dem Kollegen voreilig gratuliert hatten.

Vergessen war, ...

... dass der Sohn tschechischer Emigranten bei der WM 2009 im selben Rennen, in dem mit Jan Kucera ein anderes, in Kanada groß gewordenes tschechisches Flüchtlingskind Weltmeister geworden ist, einen Kreuzbandriss erlitten hat;
... und dass der gutmütige Jan das Konditionstraining nie gemocht und ihn sein Präsident daher mit Sportlern aus dessen früherem Metier verglichen hatte. Denn Max Gartner war einst Fußball-Profi in Innsbruck und Linz.

Goldmine

In Kanada sprangen nach den olympischen Heimspielen die Sponsoren ab. Erst im Herbst konnte der gebürtige Linzer Gartner bei der Geldsuche fündig werden, indem er den Besitzer einer Goldmine für seine Skifahrer begeisterte.

Hudecs Sieg ist für die Zukunft des kanadischen Skiteams Goldes wert. Am Vortag, als Klaus Kröll bei Teil 1 des französischen Abfahrtsdoppels die österreichischen Sieglosigkeit beendet hatte, war der Kanadier mit niedriger Nummer nicht gerade begünstigt und als guter Sechster auch kein Gesprächsthema.

Am Samstag aber taute Hudec mit Nummer 25 im Kälte-Derby (minus 22 Grad am Start) so richtig auf. Anders als am Vortag fiel die Entscheidung zugunsten des Überraschungssiegers relativ deutlich aus.

"Ich weiß nicht, wo ich Hudec heute die fünf Zehntel hätte abnehmen sollen", meinte Baumann ehrlich.

Die Konkurrenz aber weiß, dass der erste Abfahrtserfolg Baumanns nur noch ein Frage der Zeit ist.

Schock

Auch bei der Superkombi gilt Baumann in der klirrenden Kälte von Chamonix als heißer Podestanwärter. Der langjährige Parade-Kombinierer Benjamin Raich hingegen wurde per Hubschrauber ins Krankenhaus von Sallanches geflogen.

"Ihn treibt’s viel zu sehr nach oben", hatte Kröll vom Ziel aus gerufen. Im nächsten Moment geriet Raichs Innenski über den Außenski. Beim Sturz in der Panorama-Kurve zog sich Raich eine Prellung des rechten Unterarmes zu. Seine Teilnahme an der Superkombination ist fraglich.