Sport/Wintersport

Fenninger: "Es ist viel auf mich eingeprasselt"

Wenn es Muskeln gibt, die Anna Fenninger in ihrer Karriere wohl nie mehr trainieren muss, dann sind es jene in ihrer rechten Hand. Keine andere österreichische Sportlerin muss so viele Autogramme schreiben, wie die beliebte Salzburgerin, die am Dienstag in Innsbruck 1500 Kinder und Jugendliche beim Finale des Raiffeisen-Zeichenwettbewerbes mit ihrer Anwesenheit begeisterte.

Nach ihrem Olympia- und Gesamtweltcupsieg war die 24-Jährige fast pausenlos auf Achse. Eine Ehrung jagte die andere, ein Auftritt folgte dem nächsten, und wäre der Ski-Star jeder Einladung nachgekommen, dann hätte sich Anna Fenninger wohl klonen lassen müssen. Vor allem in den ansonsten nicht gerade skibegeisterten Vereinigten Staaten genießt die beste Skiläuferin der Welt inzwischen hohe Beliebtheitswerte. Allein im März, so rechnet Fenningers Manager vor, hätte sein Schützling in den US-Medien eine Werbewert von 60 Millionen Euro erzielt. "Es gibt sehr viele internationale Anfragen für sie." Auch für den Life Ball Ende Mai in Wien erhielt Fenninger, die gerade dabei ist, mit ihrem Freund, dem ehemaligen Snowboardprofi Manuel Veith, eine gemeinsame Wohnung zu beziehen, zuletzt eine Einladung. "Das wäre sicher sehr interessant, aber ich habe keine Ahnung, ob sich das zeitlich ausgeht."

Man kann es verstehen, dass sich Anna Fenninger nach diesem turbulenten Winter nach ein wenig Ruhe sehnt. Eben erst ist die 24-Jährige, braun gebrannt und ein wenig geschlaucht, vom ersten offiziellen Trainingskurs aus Zypern ("das war kein Urlaub, wir sind jeden Tag vier Stunden auf dem Rad gesessen") zurückgekehrt. "Jetzt freue ich mich darauf, daheim anzukommen und mein Leben ein wenig zu ordnen." Vorher sprach Anna Fenninger in Innsbruck noch über ...

... den Stress nach der Olympia-Saison
"Ich habe irgendwie das Gefühl, dass ich seit dem Saisonende noch nicht wirklich viel daheim gewesen wäre. Es ist sehr viel auf mich eingeprasselt, viele wollten und wollen was von mir. Das war vor allem am Anfang extrem hektisch und stressig. Jetzt will ich gerne Ruhe in mein Leben hineinbringen und mich auf die neue Saison vorbereiten. Ich hatte gefühlt nur zwei Wochen Urlaub, das ist eindeutig zu wenig."

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... den Urlaub auf Bali
"Die ersten drei Tage habe ich nur geschlafen, ich war einfach nur müde. Und dann war es für mich am Anfang wirklich schwer, richtig abzuschalten. Ich war zwar an einem anderen Ort, ganz weit weg, aber irgendwie war der Winter noch so präsent. Trotzdem war es wichtig, eine Zeit für mich selbst und für meinen Partner zu haben, um das Ganze richtig zu realisieren und darüber nachzudenken, was alles passiert ist. Denn dafür ist im Alltag eigentlich kaum Zeit. Auf Bali hatte ich Ruhe, nur ein Grazer hat mich dort erkannt."

... das Leben in der Öffentlichkeit
"Es war ja vor dieser Saison auch schon stressig. Natürlich: umso erfolgreicher du bist, umso mehr Termine hast du. Inzwischen habe ich mich an den Rummel schon gewohnt und kann damit besser umgehen, als vielleicht noch bei meinem ersten Sieg in Lienz. Das war damals zwar sehr schön, aber zugleich auch extrem anstrengend, weil ich immer das Gefühl hatte, dass ich ein Stück von mir hergeben und den Erfolg mit allen teilen müsste. Das wollte ich bis zu einem gewissen Grad ja auch, aber irgendwann kommt der Punkt, wo man Stopp und Nein sagen muss. Und das habe ich am Anfang meiner Karriere nicht gewusst, wann dieser Punkt erreicht ist. "

... Olympiagold und die große Kristallkugel
"Von außen betrachtet steht das Olympiagold sicher über dem Gesamtweltcupsieg. Das hat für die Menschen einfach eine größere Bedeutung, weil Olympische Spiele nur alle vier Jahre stattfinden und ein Olympiasieg einen gewissen Status hat. Wenn man es rein von der sportlichen Leistung her betrachtet, dann ist es sicher für einen Skifahrer schwieriger, die große Kugel zu holen. Weil du eben über eine ganze Saison deine Leistung bringen musst. Für mich hat deshalb beides den gleichen Wert."

... den Kindheitstraum Olympiasieg
"Für mich persönlich war der wichtigste und prägendste Moment, wie ich in Sotschi auf dem Podium gestanden bin und meine Medaille erhalten habe. Davon habe ich als Kind schon geträumt. Das sind Momente, die fast süchtig machen. Und deshalb fällt es auch nicht schwer, neue Ziel zu finden. Solche Momente will man als Sportler erleben, die sind auch eine Belohnung. Und ich bin sowieso jemand, der jeden Tag an seinen Beruf denkt. Vielleicht jetzt nicht unbedingt an das Skifahren, aber an den Sport und was ich zu tun habe. Da komme ich nicht raus."

... Stolz und Genugtuung
"Ich stehe jetzt nicht jeden Tag auf und sage: ‚jetzt bin ich Olympiasiegerin, was mach’ ich heute.‘ Ich muss mir auch nicht meine Medaillen jeden Tag anschauen. Ich habe noch genug Ziele. Ich bin zwar schon Weltmeisterin, aber es gibt ja auch noch andere Disziplinen, in denen ich es werden könnte. Und ich will noch einmal bei Olympischen Spielen starten."

... den Song Contest und Conchita Wurst
"Wir waren da gerade auf Trainingslager in Zypern und haben diesen riesigen Hype nicht so extrem mitbekommen. Ich finde es cool und man muss auch was draus machen. Ich glaube, dass jetzt Österreich toleranter ausschaut, als wir sind."

... die Fußball-Weltmeisterschaft in Brasilien
"Die WM verfolge ich schon. Es ist für mich jetzt zwar nicht wirklich wichtig, wer Weltmeister wird und ich halte auch für keine Mannschaft die Daumen – Österreich ist ja leider nicht dabei. Was ich wirklich interessant finde, sind Dinge wie: was denken die Fußballer, wie geht es in ihnen im Team, wie gehen sie mit dem Hype um? Solche Sachen interessieren mich sehr, weil es mich bis zu einem gewissen Grad ja auch selbst betrifft. Wobei es Fußballer natürlich viel, viel ärger haben, die sind ja teilweise schon in der Kategorie von Hollywood-Stars, weil sie ständig zu sehen sind. Ich glaube, ein Fußballer kann wirklich nicht mehr unerkannt bleiben. Bei mir ist das anders. Ich habe wenigstens im Winter einen Helm auf, und deshalb erkennt man mich jetzt im Sommer vielleicht schwieriger. Was mir aber schon aufgefallen ist: Als ich meine Haare blond hatte, da haben mich die Leute viel leichter erkannt."

Zwei Champions aus einer Schulklasse