Sport/Wintersport

Graz hat das Loser-Image abgelegt

Capitals-Coach Tom Pokel weiß, worum es geht: "Ich habe die schwierige Aufgabe, die Spieler so weit zu bringen, dass sie immer gewinnen wollen." Der 47-jährige Amerikaner erledigt diese Aufgabe sehr gut. Von den 15 Pflichtspielen haben die Wiener zwölf gewonnen und nur drei verloren.

Eine schmerzhafte Niederlage war das 0:3 am vergangenen Sonntag in Wien gegen die Graz 99ers. Am Sonntag kommt es in Graz zur Möglichkeit auf die Revanche. "It’s payback time", sagt Pokel. "Graz ist enorm stark, aber meine Mannschaft möchte sich revanchieren."

Was die Grazer so stark macht, erklärt Stürmer Philipp Pinter, der von 2010 bis 2013 in Wien spielte: "Das 3:0 letzte Woche war ein perfektes Auswärtsspiel von uns. Wir haben einen guten Mix an Spielern, haben ein gutes Powerplay, sind stark in Unterzahl und der Tormann hält gut." Die zentrale Figur der Grazer Renaissance ist der neue Trainer Todd Bjorkstrand. Der Amerikaner bestätigt seinen Ruf als extrem strenger und harter Coach. "Graz hatte in den letzten Jahren ein gewisses Loser-Flair. Viele haben gesagt, dass die Karriere zu Ende sei, wenn du nach Graz kommst. Das ist vorbei. Bjorkstrand gibt sich mit Mittelmaß nicht zufrieden." Machen die 99ers gegen Wien mehr Punkte als Linz in Bozen, dann sind sie Tabellenführer. Dass die Grazer so viele Testspieler haben, hat für Pinter mit dem Erfolgslauf nicht viel zu tun. "Es sind ja auch viele Spieler verletzt. Unser Kader ist nicht größer als bei anderen Teams."

Was die Anzahl der Derbys betrifft, liegt der ewig junge Schlager KAC - VSV gegenüber dem Wiener Fußball-Klassiker Rapid - Austria noch knapp im Hintertreffen. Wenn sich Sonntag die Lokalrivalen in Villach gegenüber stehen, dann ist es zum 304. Mal (gegenüber 310 in Wien). Ungewohnt ist der Spielbeginn mit 15 Uhr. Ein Wunsch von Servus TV, das den Eishockey-Fans auch die Übertragung der Konkurrenz Fußball (17.50 Uhr, ORF 1) ermöglichen will.

Sportlich ist es ein Derby der Nachzügler. Villach ist Achter, der KAC gar Vorletzter. Diese Konstellation hat es laut Kennern noch nie gegeben. Die Adler hatten die etwas bessere Generalprobe, kamen nach fünf Niederlagen gegen Schlusslicht Laibach zu einem knappen 3:2-Sieg. Dank der beiden Neuen Haydar (Treffer zum 3:1) und Krog (zwei Assists) war so etwas wie neuer Schwung feststellbar.

Beim KAC war dem neuen Trainer Doug Mason kein erfolgreicher Einstand gegönnt. Wohl deshalb, weil die alte Schussschwäche nicht abgelegt werden konnte. Aber der Chef war nicht unzufrieden: „Eine Steigerung war zu sehen. Die nächste wird es im Derby geben.“