Sport/Wintersport

Das ÖEHV-Team ist zum Siegen gezwungen

Es lag nicht an den zwei Niederlagen gegen die USA (3:5) und Frankreich (1:3), dass Österreichs Eishockey-Team am Montag den Weg in den Untergrund antreten musste.

Alle Inhalte anzeigen
Die Übungseinheit am spielfreien Montag fand nämlich in der 40 Meter unter der Oberfläche in den Fels gesprengten Trainingshalle der Hartwall-Arena statt. Die Stimmung bei den Österreichern war trotzdem nicht im Keller. "Die Moral passt. Aber wir sind natürlich enttäuscht, weil wir beide Spiele auch gewinnen hätten können", sagte Teamchef Manny Viveiros nach dem Training bei frostigen 0 Grad Celsius in den Katakomben.

Vor dem Training wurden das Frankreich-Spiel auf Video analysiert. „Wir hatten genug Chancen auf den Sieg. Aber es hilft nicht. Wir müssen das abhaken und uns auf die nächste Partie gegen Lettland konzentrieren.“

Umstellungen

Alle Inhalte anzeigen
Gegen die Letten wird Viveiros am Dienstag (15.15 Uhr/live ORFeins) die gesamte Mannschaft umstellen. Im Elitesturm mit Koch und Vanek bekommt Latusa statt Raffl seine Chancen. Raffl stürmt mit Herburger und Hundertpfund. Schuller mit Welser und den gestern nachgemeldeten Kristler.

Baumgartner spielt mit Peintner und Oberkofler. Viveiros begründet: „Es ist positiv, dass wir viele Torchancen gehabt haben. Aber für die Spieler ist es manchmal gut, wenn es neue Partner gibt. Latusa ist sehr talentiert. Er kann mit Koch und Vanek spielen.“

Alle Inhalte anzeigen
Verteidiger Andre Lakos wollte sich mit den Fehlern im Frankreich-Spiel nicht mehr beschäftigen: "Wenn man Profi ist, muss man solche Sachen wegstecken können. Jeder Einzelne kann es wiedergutmachen."

Der 33-jährige Wiener bestätigte, dass er nach der Saison wieder ins Ausland wechseln wird. Wahrscheinliche Destinationen des bisherigen Capitals-Spielers: Schweiz oder Deutschland.

Niederlagen

Gegen Lettland wird ein intelligentes Spiel gefragt sein. "Sie sind körperlich sehr stark, wir dürfen uns nicht auf Eins-gegen-eins-Situationen einlassen, sondern müssen miteinander spielen", sagt Viveiros, der überzeugt ist, dass Österreich Lettland besiegen kann.

Alle Inhalte anzeigen
Der letzte WM-Sieg gegen die Letten datiert allerdings aus dem Jahr 1999 (5:2). Danach gab es in vier Duellen vier – meist deutliche – Niederlagen. Seit dem Aufstieg in die A-WM 1997 ist Lettland noch nie abgestiegen, 13 Spieler verdienen ihr Geld in der russischen KHL. Und mit Zemgus Girgensons (19) kommt ein von Buffalo gedraftetes NHL-Talent zum Einsatz.

Der größte Star der Letten, die auch in Helsinki wieder von Tausenden Fans unterstützt werden, ist Assistant-Coach Arturs Irbe. Der ehemalige Salzburg-Goalie war eine der lauten Stimmen in der lettischen Unabhängigkeitsbewegung und weigerte sich nach der Abspaltung von der Sowjetunion für die damalige GUS zu spielen. Er wurde zum Volksheld.

Russische Spielfreude

Dass die unterirdische Trainingshalle nicht mit den bisher gezeigten Leistungen zu tun haben kann, wurde nach dem Training klar. Kaum hatte die Eismaschine ihre Arbeit getan, stapften die Russen, angeführt von Superstar Ilja Kowaltschuk, in die Höhle. Der Mann mit dem 100-Millionen-Dollar-Vertrag (bis 2025) bei New Jersey erzielte bei den ersten beiden Siegen (6:0 gegen Lettland, 4:1 Deutschland) vier Tore.

Die deutsche Eishockey-Nationalmannschaft ist bei der WM in Helsinki auf Rehabilitation aus. Nach einer enttäuschenden WM im vergangenen Jahr mit Rang zwölf und der verpassten Olympia-Qualifikation gegen Österreich hat Teamchef Pat Cortina ein anderes Auftreten gefordert. "Wir wollen der Welt unser wahres Gesicht zeigen", sagte der ehemalige Innsbruck-Trainer vor der WM.

"Hätten mehr verdient"

Das ist bisher ziemlich geglückt. Die guten Leistungen gegen die Gruppenfavoriten Finnland, Russland und Slowakei spiegeln sich in der Tabelle allerdings nicht wider, hat das DEB-Team doch erst einen Punkt geholt. "Drei gute Spiele gegen drei gute Gegner, ein Punkt - wir hätten uns mehr verdient. Nun müssen wir einen Weg finden, auch zu gewinnen", resümierte Deutschlands Teamchef Pat Cortina vor dem Spiel gegen Österreich am Mittwoch (15.15 Uhr/live ORF eins).

Alle Inhalte anzeigen
Und die Deutschen haben nach der verpatzten Olympia-Qualifikation mit Österreich noch eine Rechnung offen. "Wir brauchen jetzt Punkte, das würde uns zurück in den Kampf um einen Platz im Viertelfinale bringen. Aber wir dürfen jetzt nicht denken, dass die nächsten Mannschaften keine Top-Teams sind. Österreich gegen Deutschland ist immer ein harter Kampf. Ich glaube, wir haben noch nicht das Beste von Österreich gesehen", sagte Cortina.

Vanek wie Kowaltschuk

Vergleiche mit dem Qualifikationsturnier im Februar wollte der Italo-Kanadier nicht ziehen. "Beide Teams sind ein bisschen anders, die Situation ist anders", meinte er. So hat er etwa mit Stürmer Marcel Goc (Florida Panthers) und Verteidiger Christian Ehrhoff zwei NHL-Spieler zur Verfügung. Ehrhoff ist Klubkollege von Thomas Vanek bei den Buffalo Sabres und ist voll des Lobes über Österreichs Starstürmer.

Alle Inhalte anzeigen
"Wir werden unser defensives Spiel mit allen fünf Mann gegen ihn gut spielen müssen. Er ist ein super Spieler, er wird seine Möglichkeiten bekommen, aber wir müssen das einschränken. Er zählt zu den Spielern vom Typ eines Kowaltschuk, der uns am Sonntag Probleme bereitet hat", erklärte der DEB-Kapitän. Ilja Kowaltschuk, Torjäger der New Jersey Devils, hat die Deutschen beim 4:1-Sieg mit einem Hattrick quasi im Alleingang erledigt.

Olympiaqualifikation

Abgesehen von Vanek mahnt Ehrhoff, auch gegen die kleineren Eishockey-Nationen mit derselben Einstellung ins Spiel zu gehen. "Wir dürfen Österreich auf keinen Fall unterschätzen. Wir haben jetzt die drei stärksten Gegner gespielt. Da muss man schauen, dass man nicht denkt, dass Österreich eine leichte Nummer ist. Wir haben uns immer schwer gegen Österreich getan, wir müssen gewarnt sein", forderte er.

Ein Blick auf die jüngeren Spiele untermauert seine Einschätzung. Das bisher letzte WM-Spiel 2009 in Bern hat Österreich mit 1:0 gewonnen, in der Olympia-Qualifikation reichte dem ÖEHV-Team eine 2:3-Niederlage nach Verlängerung für das Ticket nach Sotschi.

Starke Deutsche

Was auf sie zukommt, wissen die Österreicher genau. "Sie spielen so, wie man die Deutschen kennt: super Einstellung, arbeiten sehr hart, sind physisch stark und als Team eine Einheit. Deshalb können sie jedes Spiel eng halten und den einen oder anderen Punkt mitnehmen", meinte Kapitän Thomas Koch.

Im Vergleich zum Februar erwartet Andre Lakos eine stärkere deutsche Mannschaft. "Sie sind besser aufgestellt als bei der Olympia-Qualifikation. Aber auch wir haben bessere Spieler dabei. Gegen Deutschland war es in letzten Jahren immer eng und hart. Darauf werden wir uns vorbereiten. Wir wissen, dass wir es schaffen können", sagte der Verteidiger.