Sport/Wintersport

"Ein Österreicher freut sich immer"

Was haben die Deutschen Severin Freund und Richard Freitag, der Tscheche Roman Koudelka, der Japaner Noriaki Kasai, die Norweger Anders Fannemel und Anders Jacobsen, der Schweizer Simon Ammann und die Österreicher Gregor Schlierenzauer und Stefan Kraft, gemeinsam?

Sie haben alle in diesem Winter zumindest schon ein Weltcup-Skispringen gewonnen. Was diese neun Saisonsieger aus aller Herrgottsländern aber noch eint, sind die Männer, die hinter den Erfolgen stehen. All diese Siege der Weltcupsaison 2014/15 tragen nämlich eine österreichische Handschrift.

Mal ist es ein Cheftrainer, mal ein Wachsler, mal ein Assistenzcoach – es sind durchwegs Österreicher, die den Adlern auf die Sprünge helfen. "Irgendein Österreicher freut sich inzwischen immer", sagt Ernst Vettori, der Sportdirektor beim ÖSV.

Beim Neujahrsspringen in Garmisch war es Alexander Stöckl, der als norwegischer Cheftrainer den Sieg von Anders Jacobsen bejubeln durfte. Die Tätigkeit in der Kaderschmiede Stams war für den Tiroler das Sprungbrett nach Norwegen, seit 2011 haben Stöckls Springer schon etliche Titel (Gesamtweltcup, WM-Gold, Nationencup) abgeräumt. Aber nicht nur wegen der Erfolge genießt der 41-Jährige in Skandinavien eine hohe Akzeptanz und Beliebtheit. Die Norweger schätzen auch, dass Stöckl ihre Sprache beherrscht. "Das war mir wichtig, ich will mit den Leuten kommunizieren können", erklärt Stöckl,der mit dem früheren Skiflugweltrekordhalter Thomas Hörl einen Servicemann aus Österreich beschäftigt.

Wie Stöckl war auch Werner Schuster lange Zeit in Stams als Trainer engagiert, und wie Stöckl musste auch der Vorarlberger sein Glück im Ausland versuchen, um einen Karrieresprung zu machen. Auch wenn die aktuelle Tournee etwas anderes zeigt, unter Schuster, der vom Tiroler Stefan Horngacher assistiert wird, befinden sich die Deutschen wieder im Aufwind, wie auch die Teamgoldmedaille in Sotschi bewies. Für Schuster ist es kein Zufall, dass im Moment die Österreicher im Skispringen so gefragt sind."Die Teams schauen, wo die besten Springer herkommen. "

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Hoch im Kurs befindet sich auchRichard Schallert, der als tschechischer Chef Roman Koudelka Flügel (drei Saisonsiege) verliehen hat. Der Schweizer Simon Ammann schwört seit Jahren auf die Fähigkeiten seines österreichischen Servicemannes Gerhard Hofer,der Japaner Noriaki Kasai lässt nur den SaalfeldnerAndreas Gruberan seine Ski.

ÖSV-Direktor Ernst Vettori ist einerseits stolz, dass die Österreicher im Skispringen die Lufthoheit haben. Andererseits weiß er genau, dass mit jedem neuen österreichischen Betreuer, der ins Ausland wechselt, der Gegenwind für die ÖSV-Springer größer wird. "Eines ist klar: es ist sehr viel Know-how ins Ausland abgewandert."