Sport/Wintersport

Dürr hinterließ eine einzige Erfolgsspur

Was macht ein Langläufer am Tag, nachdem er gerade das härteste Etappenrennen im Weltcup überstanden und dabei seinen ersten Sieg gefeiert hat?

Richtig: Er läuft munter weiter und zieht eifrig seine Spuren. Keine 16 Stunden nach seinem historischen Triumph beim Finale der prestigeträchtigen Tour de Ski war Johannes Dürr schon wieder in seinem Element und in der Loipe unterwegs. „Da hatte ich in Ruhe Zeit, noch einmal über alles nachzudenken, was in den letzten Tagen passiert ist“, erklärt der Niederösterreicher. Ehrlicher Nachsatz: „Aber richtig begreifen kann ich das alles nicht.“

Aber wer kann es diesem Johannes Dürr auch verdenken? Der 26-Jährige hat mit seinen starken Auftritten bei der Tour de Ski für viel Kopfschütteln gesorgt. Vor allem bei den prominenten Gegnern, denen der Göstlinger in den letzten Tagen regelrecht um die Ohren gelaufen war. Bereits am Freitag hatte Dürr mit der schnellsten Laufzeit im Verfolgungsrennen über 35 Kilometer aufhorchen lassen und dabei sogar ein Kompliment vom norwegischen Superstar Petter Northug erhalten. „Jetzt redet er nichts mehr mit mir“, sagt Johannes Dürr schmunzelnd.

Auf dem Schlussanstieg der letzten Etappe hatte der Skating-Spezialist dem Norweger mehr als eine Minute abgenommen und den Star im Finish wie einen Anfänger stehen lassen. Der verdiente Lohn: Rang drei in der Tour-de-Ski-Gesamtwertung und der Weltcupsieg für die schnellste Zeit des Tages, die Dürr markierte. „Diese Emotionen, als ich über die Ziellinie gelaufen bin, waren unbeschreiblich“, strahlte der Niederösterreicher, der erst vor einem Jahr seine ersten Weltcuppunkte gesammelt hat.

Einen Winter später zählt er nun plötzlich zu den Medaillenanwärtern für die Olympischen Spiele und hat in einem Rennen mehr Preisgeld gewonnen als in der gesamten Karriere zuvor. 27.000 Euro bekommt Dürr für den dritten Platz und den Tagessieg bei der Tour de Ski. „Wirklich, so viel?“, wunderte sich Dürr, „bist du narrisch.“