Sport/Wintersport

Diethart lässt die Tournee Kopf stehen

Dass Gregor Schlierenzauer das noch einmal erleben darf. Der Tiroler ist es ja eigentlich gewohnt, dass er alle Blicke auf sich zieht, sobald er auch nur irgendeinen Raum betritt, aber diesmal: nichts dergleichen. Als Schlierenzauer im Hotel der ÖSV-Adler in den Speisesaal kommt, nimmt keiner der Dutzenden Reporter und Fotografen Notiz vom besten Skispringer der Weltcup-Historie. „Herrlich“, sagt Schlierenzauer, „so ruhig ist es sonst nur, wenn ich in Oslo shoppen gehe.“

Die Blickrichtung hat sich schlagartig verändert bei dieser Vierschanzentournee. Seit Beginn des neuen Jahres, seit dem Sensationserfolg von Thomas Diethart, hat die Öffentlichkeit plötzlich nur noch Augen für den 21-jährigen Niederösterreicher. Thomas Diethart, der Adler aus dem Flachland, der drauf und dran ist, binnen weniger Tage die Schanzenwelt völlig auf den Kopf zu stellen. „Ich habe schon früher oder später damit gerechnet, dass ich einmal gewinnen werde“, erklärt der Tournee-Leader. Die Favoritenrolle nimmt er dankend an, Druck verspürt er keinen und von seinem Erfolgsmotto („nicht nachdenken“) will er auch bei den beiden Heimspringen in Innsbruck und Bischofshofen nicht abweichen.

ÖSV-Trainer Alexander Pointner möchte den Senkrechtstarter erst gar nicht bremsen. Ganz bewusst verzichtet er bei Diethart auf Videostudium und Fachgespräche. „Ich hab’ mich mit Thomas während der Tournee noch nie übers Skispringen unterhalten. Mein Rat an ihn war nur: ‚Schau den Gegnern tief in die Augen, das macht sie nervös!‘“

Bilder vom Neujahrsspringen

Schuld ist der Borkenkäfer. Wer auch sonst? Seit die Insekten den Wald rund um die Bergiselschanze als Spielwiese entdeckt haben, ist es dort vorbei mit der Beschaulichkeit und dem natürlichen Windschutz für die Anlage. In den vergangenen Jahren fiel fast der halbe Bergisel-Wald der Borkenkäferplage zum Opfer, und seither ist der Wind ein noch größerer Feind der Tournee-Veranstalter geworden. 2008 musste das Bergisel-Springen abgesagt werden, nun stehen die Zeichen abermals auf (Föhn)-Sturm.

Für Samstag sind Windspitzen bis zu 100 km/h angesagt, gegen solche Böen kann auch das Windnetz nichts ausrichten. „Ab einer Windstärke von rund 16 Metern pro Sekunde (ca. 60 km/h) ist ein Springen unmöglich“, erklärt Tournee-Präsident Alfons Schranz, der mit FIS-Direktor Walter Hofer bereits an einem Plan B arbeitet.

2008 war das Bergisel-Springen nach Bischofshofen verlegt worden, nun steht eine Verschiebung auf Sonntag im Raum.