Sport/Wintersport

Die meisterliche Geschichte der Vienna Capitals

In seiner ersten Emotion nach dem gewonnenen Semifinale gegen Linz sagte Capitals-Coach Jim Boni am Dienstag: "Zehn Jahre danach. Wir schreiben Geschichte. Let’s do it."

Es erinnert tatsächlich viel an das Frühjahr 2005. Nur die Ausgangslage nicht. Waren die Capitals vor zehn Jahren als großer Favorit in die Meisterschaft gegangen, sind sie ab Dienstag gegen Salzburg Außenseiter.

Doch die Erinnerung lässt viele Wiener Fans träumen. Parallelen zu 2005 gibt es. Zum Beispiel der Trainer. Jim Boni hatte die Capitals im Herbst 2003 im freien Fall übernommen. Eineinhalb Jahre später holte er den ersten Meistertitel nach 1962 wieder nach Wien. Seither genießt er bei den Wiener Fans Heldenstatus. „Der 12. April 2005 war einer der schönsten Tage in meinem ganzen Leben. Es war unglaublich, aber wir müssen in der Gegenwart bleiben. Wir haben noch was zu tun“, sagt Boni.

Der nette Kerl

Als im Februar 2015 die Zeit von Tom Pokel abgelaufen war und Jim Boni nach Wien zurückkehrte, war die Begeisterung bei den Fans groß. Boni schaffte erneut die Wende. Wie er das macht, erklärt Phil Lakos, der einzige Wiener, der schon 2005 im Meisterteam war: "Genau wie damals legt Jim viel Wert auf die Defensive. Und er ist immer noch der nette Kerl. Man kann mit ihm gut reden. Und die Spieler schätzen an ihm, dass er immer seine Meinung sagt. Damit tun sich viele Trainer schwer."

Die Erinnerungen an das Finale 2005 sind beim 34-jährigen Wiener schon ein wenig verblasst: "Wie jedes Finale war Serie gegen den KAC sehr hart. Die letzten beiden Spiele war ich leider verletzt."

Der Finaleinzug heuer sei aber etwas ganz Besonderes, weil er nach dem 0:2 im Viertelfinale gegen Fehérvár unerwartet ist: "Das Gefühl, es gedreht zu haben, macht es umso schöner." Jetzt sei auch gegen Salzburg etwas möglich: "Wenn wir so weiterspielen, dann haben wir gute Chancen." Jim Boni bekräftigt: "Salzburg ist die beste Mannschaft der Liga. Aber: 22 Spieler können Berge versetzen."

Übrigens spielen die Vienna Capitals erst seit dem Gewinn der Meisterschaft am 12. April 2005 in Heimpartien mit gelbschwarzen Trikots. Weil die Capitals in der Finalserie gegen den KAC nur die Auswärtsspiele gewannen, ließ sich Boni für die Entscheidung etwas Besonderes einfallen und seine Mannschaft auch im siebenten Spiel in Wien in den gelben Auswärtstrikots antreten. Die Caps siegten 6:2 und spielen seither nur noch auswärts in Schwarz.

Bann des Banners

Dass der letzte Titel zehn Jahre zurückliegt, könnte laut eines ungeschriebenen Eishockey-Gesetzes auch mit einem Bann zu tun haben. Demnach kann ein Team erst dann wieder Meister werden, wenn der Meister-Banner am Hallendach hängt. Deshalb gibt es bei den NHL-Champions gleich im ersten Heimspiel nach dem Triumph Banner-Zeremonien. In Wien war dies im Februar 2015 der Fall. Ohne Feier. Still und heimlich.

Play-off-Statistik

Topscorer:
1. John Hughes (RBS) 5 Tore/10 Assists,
5. Rafel Rotter (VIC) 1/12,
7. Brett Sterling (RBS) 6/5,
8. Ryan Duncan (RBS) 2/9,
10. Kris Foucault (VIC) 6/4,
11. Florian Iberer (VIC) 4/6.
Torhüter:
1. Luka Gracnar (RBS) 93,98 % gehaltene Schüsse,
3. Matt Zaba 92,39.

Final-Termine (best of 7):

7. April (19.30) in Salzburg,
10. April (19.30) in Wien,
12. April (17.45) in Salzburg,
14. April (19.30) in Wien.

Falls nötig:
17. April (19.30) Salzburg,
19. April (17.45) Wien,
21. April (19.30) in Salzburg.