Sport/Wintersport

Das Fazit nach dem alpinen Saisonauftakt in Sölden

Es ist mit Sölden jedes Jahr das Gleiche: die einen warnen davor, die Ergebnisse der Gletscherrennen überzubewerten; die anderen wiederum glauben, dass die Auftritte im Oktober durchaus aufschlussreich für den Verlauf des Winters sind. Dementsprechend fiel auch das erste Fazit aus. Manche wie Marcel Hirscher („ich habe gesehen, dass ich bei den Leuten dabei bin“) sind über ihren dritten Rang einfach nur erleichtert, andere wie Eva-Maria Brem („es haben sich Dinge aufgetan, an denen ich arbeiten muss“) reisten enttäuscht aus dem Ötztal ab. Eine Bilanz des ersten Weltcup-Wochenendes.

Was positiv auffiel:

Der Fanansturm

Rekordbesuch (14.000) beim Damen-Riesentorlauf am Samstag, gar noch 3500 Zuschauer mehr einen Tag später bei den Herren - das Interesse am Skisport scheint hierzulande ungebrochen. Dass mit Anna Fenninger ein Zugpferd und Fanliebling verletzt fehlte, tat der Begeisterung keinen Abbruch.

Die Familienstory

Eine Mama, die ihre Tochter zum Siegerinterview bittet – das hat es im Weltcup noch nie gegeben. Bei Maria-Rosa Quario war es in Sölden vorbei mit der journalistischen Objektivität und Sachlichkeit. Die Italienerin, einst Gewinnerin von vier Weltcuprennen, durfte als Reporterin über den Premierenerfolg ihrer Tochter Federica Brignone berichten.

Roland Leitinger

Irgendwann war Roland Leitinger die Sache selbst nicht mehr geheuer. Mehr als eine halbe Stunde stand der 24-Jährige aus St.Martin/Lofer in der Leaderbox im Rampenlicht, nachdem er im zweiten Durchgang sensationell vor dem starken Hannes Reichelt (16.) die Laufbestzeit aufgestellt hatte. Leitinger, der amtierende Europacupsieger im Riesentorlauf, machte zwanzig Positionen gut und sorgte als Sechster für die Überraschung von Sölden. „Jetzt kriege ich endlich was zurück“, jubelte der Salzburger, der wegen schwerer Verletzungen (Kreuzbandriss, Knöchelbruch) schon zwei Winter komplett pausieren hatte müssen. In Sölden ist Leitinger auf den Geschmack gekommen. „Ich will noch öfter dort stehen.“

Die Ausgeglichenheit

Bei den Damen waren acht Nationen in den Top acht vertreten, bei den Herren sechs. Der Weltcup machte seinem Name alle Ehre: er ist international. Packend war der Dreikampf im Herren-Riesentorlauf. US-Sieger Ted Ligety, der zum vierten Mal in Sölden gewann, der Franzose Thomas Fanara (2.) und Hirscher waren innerhalb von 17 Hundertstelsekunden. „Es ist enger zusammen gerückt“, findet auch Hirscher.

Nicole Hosp

Es war eine neue Erfahrung und Herausforderung für die Sölden-Siegerin aus dem Jahre 2002: die Frau, die es gewohnt war, immer ein Wörtchen um die Spitzenplätze mitzureden, sprach plötzlich vor Tausenden Fans. Hosp hat sich bei ihrer Premiere als Stadionsprecherin keine verbalen Einfädler geleistet und machte hinter dem Mikro in der Hand eine ähnlich gute Figur wie auf der Piste.

Was negativ auffiel:

Eva-Maria Brem

Durch die Verletzung von Anna Fenninger wurde die 27-Jährige über Nacht zur Nummer eins im Damen-Team. An den Rummel um ihre Person muss sich die Tirolerin erst noch gewöhnen. Mit Rang acht blieb Brem hinter ihren hohen Erwartungen.

Hirschers Gleiterfähigkeiten

Zugegeben, es ist Jammern auf höchstem Niveau, aber wenn es an den Läufen von Marcel Hirscher in Sölden etwas auszusetzen gab, dann sind es seine Gleiterfähigkeiten. Auch der Superstar selbst schreibt in seinem Blog: „Wenn man etwas finden möchte, woran ich und mein Team arbeiten müssen, dann sind das klar meine Zeitverluste im Flachstück. Die gilt es zu analysieren und zu minimieren.“

Die ÖSV-Damen

Sechs Läuferinnen wollte Damen-Chefcoach Jürgen Kriechbaum in die Punkteränge bringen, am Ende qualifizierte sich nur ein ÖSV-Trio für den Finaldurchgang. Manche der jungen Österreicherinnen wirkten auf dem schweren Hang überfordert. Gleich fünf kamen nicht ins Ziel. „Es hätte besser sein können, weiß auch Kriechbaum.