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Capitals-Präsident Hans Schmid: „Jetzt ist es ein Vergnügen“

Hans Schmid hat das Gespür für Führungskräfte. Der 78-jährige Unternehmer, Winzer und Präsident der Vienna Capitals verpflichtete im Sommer als Nachfolger von Meistertrainer Serge Aubin den 60-jährigen Dave Cameron, der bis April sieben Jahre in der National Hockey League an der Bande gestanden war. Jetzt sind die Capitals in der Erste Bank Liga wieder das dominante Team. Heute, 19.30 Uhr (ORF Sport+) treffen die Wiener in der Champions League auf die ZSC Lions, das neue Team von Serge Aubin. Um den Aufstieg ins Achtelfinale aus eigener Kraft zu schaffen, müssen die Wiener gegen die Zürcher mit mehr als drei Toren Differenz gewinnen. Im KURIER spricht Schmid über das Wiedersehen mit Aubin, den aktuellen Erfolg und das „vergnügliche Leben im Hause“ der Capitals.

KURIER: Wie hat Ihnen der Saisonstart mit zehn Siegen in Folge gefallen?
Hans Schmid:
Ich bin sehr zufrieden, aber wie Sie mich kennen, bin ich nicht euphorisch. Ich weiß, wie schnell alles geht.Wir haben viele Spiele mit einem Tor Differenz gewonnen. Und wir haben heuer mehr Verletzungen.

Durch die Ausfälle von Routiniers konnten sich Talente wie Benjamin Nissner präsentieren.
Das ist sehr positiv. Der neue Trainer gibt ihnen viel Eiszeit. Man sieht, wie sich die Spieler dann noch schneller entwickeln. Unser Nachwuchskonzept und die zweite Mannschaft trägt die ersten Früchte. Jetzt haben wir 15 Österreicher und 13 Wiener.

Müssten nicht Klubs mit starken Nachwuchsabteilungen wie Wien und Klagenfurt darauf drängen, dass es wieder eine Legionärsbeschränkung gibt?
Ich war immer ein Verfechter des Punktesystems, weil es gerecht ist. Jeder darf für seinen Kader nur 60 Punkte brauchen, egal, wie viel Geld er ausgeben könnte. (Anm.: Da Legionäre in diesem System vier Punkte kosten, kann ein Team mit bis zu 15 Legionären spielen). Man sieht, wie ausgeglichen die Liga jetzt ist. Jeder kann jeden schlagen. Wir haben insgesamt zu wenig Nachwuchsspieler. Aber je breiter wir werden, desto eher können wir auf Legionäre verzichten. Die Entwicklung ist die richtige. Ich glaube, dass alle Vereine mehr junge Österreicher einbauen werden.

Dornbirn hat aber gerade den 14. Legionär verpflichtet ...
Das hängt dort vielleicht von der Basis ab. Wir gehen unseren Weg weiter.

Trainer Dave Cameron kam aus der NHL. Ist er jener Spitzentrainer, wie ihn sein Lebenslauf angekündigt hatte?
Absolut. Es freut mich, dass er sich so um die Jugend kümmert. Er ist fleißig und besucht auch Nachwuchsspiele. Wir haben auch ein bisschen Glück: Serge Aubin war schon eine Ausnahmeerscheinung, und jetzt haben wir Cameron. Er bringt sicher einiges aus der NHL mit, das uns nicht schadet.

Am Mittwoch ist die Präsentation des neuen Hauptsponsors. Haben Sie Rückenwind nach zwei guten Saisonen?
Es ist schwer, Sponsoren zu finden, wenn du keine Erfolge hast. Die Zeiten sind vorbei, als Firmen wegen persönlicher Freundschaften etwas gemacht haben. Bei uns gibt es einen hohen Return on Investment.

Sie haben in einem KURIER-Interview angekündigt, dass Sie einen Nachfolger suchen. Gibt es schon einen?
Ich habe offene Augen und Ohren. Ich suche, aber nicht krampfhaft. Der Verein ist sehr gut aufgestellt. Manager Franz Kalla und sein Team machen einen hervorragenden Job. Jetzt ist es ein Vergnügen. Aber ich bin ja nicht mehr so jung. Wenn sich etwas ergeben sollte, dann bin ich offen dafür, einen Schritt zurück zu machen. Ich würde mich auch freuen, wenn ich mir die Spiele dann einfach in meiner Loge anschauen kann, ohne Verpflichtungen zu haben.

Sie haben oft betont, dass sie am Ende des Geschäftsjahres sechsstellige Summen zuschießen mussten. Ist das noch so?
Nein, Gott sei dank nicht mehr. Wir bilanzieren leicht positiv. Das ist in dieser Branche ohne Subventionen erfreulich. Wir müssen aber natürlich versuchen, mehr Tickets zu verkaufen, die Mannschaft besser zu vermarkten und die Halle besser auszulasten. Es geht sehr gut vorwärts. Wir bauen ein schönes Haus: Ziegel auf Ziegel, kein Fertigteilhaus. Es hat ein starkes Fundament. Im Hause der Vienna Capitals kann man momentan vergnüglich wohnen.