Bormio-Abfahrt: Paris siegt erneut, ein Schweizer überrascht
Die "Stelvio" von Bormio bleibt in der Hand von Dominik Paris. 24 Stunden nach seinem Freitag-Triumph schlug der Südtiroler bei der Abfahrt am Samstag neuerlich zu, fast hätte ihm aber der Schweizer Urs Kryenbühl die Show gestohlen. Dem Überraschungszweiten, der den 13. Platz vom Freitag als bisher bestes Resultat stehen hatte, fehlten nur 0,08 Sekunden auf den neuen Weltcup-Gesamtführenden.
Für Paris war es bereits der fünfte Abfahrtssieg in Bormio, der vierte in Serie. Inklusive Super-G hat er sechs Bormio-Triumphe zu Buche stehen. Damit setzte er sich sowohl in der Gesamt- als auch der Abfahrtswertung an die Spitze. Bis zur Startnummer 25 hatte noch Beat Feuz die Spartenwertung angeführt, ehe ihn Sensationsmann Kryenbühl auf Platz drei verdrängte. Für Matthias Mayer blieb nach dem Podestplatz am Freitag diesmal immerhin Rang fünf, Vincent Kriechmayr klassierte sich nach seinem Freitags-Missgeschick auf Rang zehn. Vorzeitig endete das Rennen für Routinier Hannes Reichelt, der mit einer Knieverletzung von der Strecke geflogen werden musste.
Paris war trotz des phasenweise starken Winds im unteren Teil der diesmal in voller Länge gefahrenen "Stelvio" einmal mehr eine Klasse für sich. "Ich bin mehr als zufrieden. Nach dem gestrigen Rennen habe ich mir nicht gedacht, dass ich noch einmal so eine Fahrt runterbringe", meinte der 30-Jährige. Auch wenn er gestehen musste, "nicht so sauber wie gestern gefahren" zu sein.
Es sollte reichen, wobei Kryenbühl mit mehreren Zwischenbestzeiten für bange Momente bei Paris sorgte. "Für mich ungewohnt", schmunzelte der Newcomer, der vor dem Freitag erst einmal in den Top-20 gelandet war. "Gestern war schon ein riesiges Resultat für mich. Das ist einfach bombastisch", meinte Kryenbühl, dem die Umstellung auf vegane Ernährung offenbar nicht geschadet hat. "Es ist nicht nur darauf zurückzuführen, es sind mehrere Puzzleteile", kommentierte er. Sein Landsmann Niels Hintermann als Sechster unterstrich mit Startnummer 28, dass die Piste auch zu späterem Zeitpunkt noch einiges "hergab".
Paris "fast unschlagbar"
Mayer zeigte mit Platz fünf seine aktuell gute Form in der Abfahrt, auch wenn er "mehr vorgehabt" hatte. "Unglaublich, wie sich der Dominik da bewiesen hat", sagte er zur Siegerfahrt. Er selbst brachte sich bei der Einfahrt zur Traverse um ein besseres Resultat. "Da hat es mir die Ski total verschlagen, und bin zu direkt dort hingekommen. Das hat extrem viel Zeit gekostet", analysierte der Abfahrts-Olympiasieger von 2014. Am Sonntag wartet mit der Kombination (11.00 Uhr/14.00 live ORF eins) der dritte Bewerb innerhalb von drei Tagen. "Es ist enorm, geht brutal rein. Auch für den Kopf ist das sehr kräfteraubend. In erster Linie ist mir der Super-G wichtig und im Slalom eine sichere Fahrt."
Auch Feuz, Sieger von Beaver Creek, musste die Klasse von Paris anerkennen. "Er fährt auf dieser Piste derzeit fast unschlagbar", betonte er. "Ich darf zufrieden sein, wieder ein Podest. Vier in Folge in der Abfahrt, das macht mich stolz", erklärte der Schweizer. Hat gar ein Speedfahrer Chancen auf die "große Kugel"? "Das ist nur möglich, wenn die Techniker Punkte liegen lassen. Aber wenn ein Speedfahrer eine Saison durchzieht, warum nicht?", erklärte Feuz.
Kriechmayr zweitbester Österreicher
Als zweitbester Österreicher klassierte sich Kriechmayr auf Position zehn. Am Freitag hatte er den Ski nach einem Schlag noch verloren, tags darauf gab es zumindest wieder Punkte. "Der Rückstand ist schon ein bisschen zu viel", meinte er dennoch, "vor allem im Mittelteil hat es mich ein paarmal aus der Position gerissen." Während das Rennen für Max Franz mit Startnummer 1 bereits nach etwas mehr als 30 Sekunden vorbei war, schafften es Otmar Striedinger (16.) und Christopher Neumayer (17.) in die Top-20, Johannes Kröll wurde 22.
So wie für Franz war das Rennen auch für Reichelt vorzeitig zu Ende. Der 39-Jährige kam von der Strecke ab und wurde erst vom Fangnetz gestoppt. Reichelt konnte sich danach zwar aufrichten, musste mit Schmerzen im rechten Knie aber per Helikopter von der Piste geflogen werden. Wie der ÖSV mitteilte, wird Reichelt in Innsbruck untersucht.
Gar nicht am Start war Deutschlands Ass Thomas Dreßen, der nach der Besichtigung am Samstagmorgen auf ein Antreten verzichtete. Das operierte Knie sei nach dem neunten Platz in der Abfahrt am Freitag dick geworden, erklärte der Deutsche Skiverband.