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Bernhard Starkbaum: Österreichs wichtigster Mann

Bernhard Starkbaum hat in den nächsten Tagen den schwierigsten Job im österreichischen Nationalteam. Als Tormann eines Mitfavoriten bei der B-WM in Katowice trägt der 30-jährige Wiener große Verantwortung. Jeder Fehler könnte den Aufstieg kosten. Doch nach vier Jahreen in der schwedischen Top-Liga bei Modo und Brynäs scheint ihn nichts mehr aus der Ruhe bringen zu können. Gut so, denn gleich im Auftakt-Spiel am Samstag treffen die Österreicher auf die unberechenbaren Südkoreaner (20 Uhr, ORF Sport +).

KURIER: Es steht im Raum, dass Sie nach Österreich bzw. nach Wien zurückkommen. Wie ist der Stand der Dinge?
Ich kann nichts dazu sagen und nichts dementieren. Ich habe mit niemanden geredet. Wenn es möglich ist, dann würde ich gerne im Ausland bleiben. Ein paar Optionen gibt es noch. Mal sehen, was nach der WM passiert.

Sie bauen gerade ein Haus in Wien. Spricht das nicht für die Vienna Capitals?
Das hat damit nichts zu tun. Nach der Karriere werden meine Frau und ich in Wien sesshaft werden.

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Wie zufrieden waren Sie mit dem Saisonverlauf?
Es war durchwachsen. Am Anfang haben wir Torhüter uns abgewechselt. Zwischendurch habe viel gespielt und teilweise auch sehr gut. Aber von den letzten 18 Partien habe ich nur noch zweieinhalb gespielt. Der Trainer hat mir gesagt, dass er lieber mit dem anderen Tormann spielt und mich nicht mehr will. Ich habe mir nix vorzuwerfen.

Sie waren vier Saisonen in Schweden. Was können Sie aus dieser Zeit mitnehmen?
Sehr viel. Ich habe eine neue Kultur kennengelernt, eine neue Sprache, einen neuen Lifestyle. Aber ich habe auch im Spiel sehr viel dazugelernt. Technisch und eisläuferisch ist die schwedische Liga sehr toll. Nach der NHL und Russland ist es die Top-Liga.

Was macht Schweden so gut, dass jedes Jahr die größten Talente von den NHL-Klubs umworben werden?
Sie setzen ganz einfach auf den Nachwuchs. Jeder Klub hat ein Nachwuchsprogramm, das mit Schulen zusammen arbeitet und sehr gut ausgebildete Trainer schon für die Kleinsten hat. Sie ziehen ihre Linie bis in die erste Mannschaft durch. In Österreich wird mehr auf Legionäre gesetzt. In Schweden sollen die Schweden die Leistungsträger sein. Wenn ein Legionär gleich gut ist wie eine Schwede, bekommt der Schwede den Vorzug.

2013 bei der WM in Helsinki gab es Gerüchte über Kontakte zu NHL-Teams. War da was dran?
Ich habe zwei, drei Mal mit Frederic Chabot (Anm. Tormann der Vienna Capitals 2005) gesprochen, der Tormann-Trainer in Edmonton war. Ihn habe ihn noch aus Wien gekannt. Sonst habe ich mit niemandem gesprochen. Und mein Manager hat mir auch nichts berichtet.

Auf was wird es in Katowice ankommen?
Wir müssen eine konstant gute Leistung bringen. Sehr wichtig wird sein, dass wir vor dem gegnerischen und vor dem eigenen Tor die bessere Mannschaft sind. Dort werden meistens die Spiele entschieden. Wir wissen, dass wir das Potenzial haben. Wir haben einige junge Spieler, aber der Zusammenhalt ist sehr stark. Wenn alle an einem Strang ziehen, sollte dem Wiederaufstieg nichts im Weg stehen.

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Ist es für einen Tormann eine große Umstellung, ob er bei der A-WM gegen die besten Stürmer der Welt oder bei der B-WM spielt?
Am Ende kommt es nur darauf an, die Scheibe zu halten. Ich muss mich immer fokussieren und immer bereit für den nächsten Schuss sein.

Ist ein Tormann in einem Spiel immer komplett konzentriert, auch wenn die Scheibe im Angriffsdrittel ist, oder schweifen die Gedanken auch mal ab?
So lange das Spiel läuft, bin ich total auf den Puck fixiert. Wenn aber eine Unterbrechung ist, versuche ich ein paar Sekunden abzuschalten, weil du nicht die Konzentration über zwei Stunden so hoch halten kannst.

Möglicherweise kommt noch Michael Raffl nach, wenn Philadelphia im NHL-Play-off ausscheidet. Was bedeutet es psychisch für eine Mannschaft, wenn ein guter NHL-Spieler zur B-WM kommt?
Das wäre natürlich ein Schub für das ganze Team. Der Michi ist ein erfahrener Spieler, der in der besten Liga der Welt konstant gute Leistungen bringt. Aber wenn er nicht kommt, haben wir trotzdem eine starke Mannschaft, die torhungrig ist und gutes Eishockey spielen kann.