Auf der 37,5-Milliarden-Baustelle wird geschuftet
Rund 37,5 Milliarden Euro sollen die teuersten Winterspiele der Geschichte kosten, ein Vielfaches der anfangs kalkulierten Summe. Zwar wiegeln Offizielle und selbst IOC-Chef Jacques Rogge ab: Grund für die immense Summe sei vielmehr, dass die komplette Infrastruktur neu entstehe. Doch auch Kremlchef Putin, der die Spiele beinahe im Alleingang nach Sotschi geholt hatte, platzte jüngst angesichts der hohen Mehrkosten bei einem Kontrollbesuch der Kragen.
Derzeit sind Bohrmaschinen-Geräusche im Zentrum von Sotschi omnipräsent. Der Lärm ist täglicher Begleiter in dem mediterran anmutenden Kurort. Kaum findet sich derzeit ein Platz in der Stadt mit ihren rund 400.000 Einwohnern, an der nicht gerade Arbeiter an einem neuen Hochhaus werken.
Für Touristen ist die Anreise bisher aber noch recht umständlich. So gibt es derzeit keine Direktflüge aus Österreich oder Deutschland. Experten fürchten zudem, der Flughafen könnte zu klein sein. Nebel ist immer wieder Grund für Flugausfälle.
In Zeitnot
Die Zeit bis zur Eröffnungsfeier am 7. Februar 2014 wird nach Ansicht der Experten knapp. Die Sportstätten seien zwar so gut wie fertig, betont OK-Chef Dmitri Tschernyschenko bei jeder Gelegenheit. Noch immer hapert es jedoch an der Infrastruktur. So kommt der Verkehr zwischen Sotschi und dem internationalen Flughafen sowie den Olympiastätten im Stadtteil Adler immer wieder zum Erliegen. Das Merchandising läuft hingegen schon auf Hochtouren. Ein Großprojekt ist der Bahnhof nahe dem Olympia-Gelände. Schon bald sollen moderne Schnellzüge Olympia-Fans und Skitouristen aus dem rund 1400 Kilometer entfernten Moskau nach Sotschi befördern. Am Flughafen sieht es dagegen bereits nach Olympia aus. Vor dem Gebäude empfängt das Ringe-Logo die Gäste. In der Eingangshalle sind Freiwillige im Gewand mit dem Sotschi-Schriftzug zu erkennen. Und junge Leute in knallroten Jacken eines US-Getränkekonzerns stürmen auf die Ankommenden zu und verschenken gekühlte Getränke. „Willkommen in Sotschi. Nur noch ein Jahr bis Olympia“, rufen sie.
T-Shirts mit dem Sotschi-2014-Logo weisen auf das nahende Mega-Ereignis hin. Noch ist das Interesse der Russen aber an vielen Disziplinen gering. Beim Weltcup der Nordischen Kombinierer fand sich am Wochenende nur eine Handvoll Zuschauer auf den Tribünen ein. Sorgen bereitet auch das milde Wetter. Im Skiresort Krasnaja Poljana, gut 40 Kilometer oberhalb von Sotschi, herrschten am Donnerstag plus acht Grad Celsius.
Genau ein Jahr vor Eröffnung der Olympischen Winterspiele 2014 in Sotschi haben mehrere russische Städte bei Straßenfesten den offiziellen Countdown gestartet. In Moskau enthüllten gestern die Organisatoren in der Nähe des Roten Platzes eine rund sechs Meter hohe und etwa acht Tonnen schwere Uhr, die die verbleibenden Tage bis zu den Spielen anzeigt.
In Chabarowsk rund 8000 Kilometer fernöstlich der Hauptstadt waren zuvor bereits bunte Luftballons in den Morgenhimmel gestiegen. Das russische Staatsfernsehen zeigte, wie in der Stadt an der Grenze zu China zahlreiche Sportfans bei Temperaturen von minus 23 Grad Celsius den Start einer Countdown-Uhr bejubelten.
In der sibirischen Stadt Nowosibirsk begleiteten Popsänger und ein Konfettiregen bei minus 18 Grad Celsius den Beginn des Countdowns. Auch in Jekaterinburg am Ural stießen zahlreiche Menschen bei leichtem Schneefall unter freiem Himmel auf die letzten zwölf Monate vor den Spielen an.