Sport/Wintersport

290. Kärntner Eishockey-Derby

Zum 290. Mal stehen einander am Sonntag die beiden Kärntner Eishockey-Teams KAC und VSV gegenüber. Vergleichbar ist dieses Derby in Österreich nur mit dem Fußball-Klassiker Rapid gegen Austria, der es bereits auf 298 Auflagen gebracht hat.

Allerdings: Das Kärntner Duell findet erst seit 61 Jahren statt. Es war am 4. Jänner 1950, als die Rotjacken - wie der KAC in Kärnten genannt wird - auf Villacher Eis mit 7:2 siegreich blieb.

Zu diesem Zeitpunkt hatte es in Wien bereits 76 Fußball-Derbys - die Premiere am 8. September 1911 gewann Rapid mit 4:1 - gegeben.

Historie

Das Wort Derby hat, wie vieles im Sport, seine Wurzeln in England. Es geht auf ein mittelalterliches Sportereignis namens "Shrovetide-Fußballspiel" zurück, das von zwei benachbarten Dörfern in der Grafschaft Derbyshire bestritten wurde.

In Kärnten hat das Spiel mit dem Puck und dem Schläger wegen der vielen im Winter zugefrorenen Seen eine lange Tradition. Die Eishockey-Rivalität zwischen der Landeshauptstadt Klagenfurt und Villach als dem zweitgrößten Ort des Landes hat weder religiöse (wie etwa im schottischen Glasgow) noch gesellschaftliche (wie anfangs zwischen dem Arbeiterklub Rapid und der noblen Austria) Hintergründe.

Aber dennoch war es verpönt, dass ein Villacher für den KAC spielt und umgekehrt. Erst Gerhard Felfernig brach mit diesem Tabu und war als Villacher an der größten Erfolgsserie des KAC (elf Titel in Folge in den 1960er- und '70er-Jahren) beteiligt. Dass danach Andreas, der Sohn der KAC-Legende Sepp Puschnig, 1997 nach Villach wechselte, ist ihm bis heute nicht verziehen worden.

"Ein Spiel gegen den VSV war immer etwas Besonderes", erinnert sich Thomas Cijan. Für Peter Raffl, der ihm so manchen Check geliefert hatte, war es nicht anders: "Gegen den KAC musste uns niemand motivieren. Allein diese drei Buchstaben genügten, um 110 Prozent zu bringen." Letzteres ist ein Hinweis auf die Eishockey-Philosophie der Rivalen. VSV steht für Aggressivität und schnörkelloses Spiel. Der KAC führt die feine Klinge, die den Villachern schon manch schmerzhaften Stich zugefügt hat.

Favoritenrolle

Es ist auch bezeichnend für dieses Derby, dass keiner Favorit sein will. "KAC ist Vizemeister und hat ein eingespieltes Team, das zu den Topfavoriten zählt", sagt VSV-Coach Mike Stewart. KAC-Trainer Manny Viveiros, übrigens als Spieler Meister sowohl beim KAC als auch mit dem VSV, verweist auf das 4:3 der Adler in Wien: "Das wird eine schwere Aufgabe. Wir sind Außenseiter."

Wie auch immer die 290. Auflage ausgeht, ein Derby wird unvergessen bleiben - als der VSV am 9. Jänner 2010 vor der Rekordkulisse von 30.500 Fans im EM-Stadion mit 3:1 siegte.

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