27 Hoffnungen auf Edelmetall
Von Stefan Sigwarth
Einen Tag nach den Schweizern haben auch die Österreicher ihr vorläufiges Aufgebot für die Titelkämpfe im Ennstal ausgeknobelt, was nicht immer eine leichte Angelegenheit war; drei Mitglieder des 27-köpfigen Kaders sind noch zu streichen. Wer darf was fahren – und wie stehen die Medaillenchancen?
Damen
13 Österreicherinnen umfasst der WM-Kader von Cheftrainer Herbert Mandl, der mit seinen Schützlingen vor zwei Jahren in Garmisch-Partenkirchen nicht weniger als vier Goldmedaillen bejubeln durfte. Und der damit ein Luxusproblem hat: Die Titelverteidigerinnen haben ein persönliches und nicht übertragbares Startrecht, daneben sind je Disziplin vier Plätze zu besetzen.
Super-G (5. Februar):
Anna Fenninger (Bild) ist in den bisherigen vier Saisonbewerben zwei Mal aufs Podest gefahren und daher die aussichtsreichste Kandidatin; ob Nicole Schmidhofer ihren Coup von Cortina (Zweite!) wiederholen kann, ist die große Frage. Weiters wohl am Start: Stefanie Köhle sowie Stefanie Moser oder Olympiasiegerin Andrea Fischbacher.
Medaillenchance: 2/5
Superkombination (8. Februar):
Medaillenchance: 4,5/5
Abfahrt (10. Februar):
Medaillenchance: 2/5
Riesenslalom (14. Februar):
Medaillenchance: 4/5
Slalom (16. Februar):
Medaillenchance: 4/5
Herren
Mathias Berthold hatte in einigen Disziplinen knifflige Entscheidungen zu treffen – so viele Kandidaten, so wenige Startplätze. Am Ende kam ein 14er-Team heraus.
Super-G (6. Februar):
Medaillenchance: 4/5
Abfahrt (9. Februar):
Um den vierten Platz matchen sich Romed Baumann, Florian Scheiber und Joachim Puchner. Titelverteidiger: Erik Guay (Kan).
Medaillenchance: 4/5
Superkombination (11. Februar):
Romed Baumann und Matthias Mayer hegen leise Podesthoffnungen, der vierte Mann dürfte Hannes Reichelt sein.
Medaillenchance: 2/5
Riesenslalom (15. Februar):
Benjamin Raich und Hannes Reichelt sind die weiteren Herausforderer, um den vierten Platz streiten Marcel Mathis (Bild) und der WM-Dritte von 2011, Philipp Schörghofer.
Medaillenchance: 4/5
Slalom (17. Februar):
Und immer war der Annaberg-Lungötzer auf dem Stockerl. Eine Riesenserie, aber auch eine Riesenlast für den 23-Jährigen.
Hilfreich zur Seite stehen ihm die Routiniers Mario Matt, Benjamin Raich und Manfred Pranger; Reinfried Herbst muss vor dem Fernseher zuschauen. Vor zwei Jahren sicherte sich der Franzose Jean-Baptiste Grange den Titel.
Medaillenchance: 5/5
Teambewerb
Am 12. Februar steigt unter Flutlicht der Sie-und-Er-Lauf am Fuße der Planai. Vor zwei Jahren erlitt Benjamin Raich einen Kreuzbandriss, seine geschockten Mitstreiter holten Silber hinter Frankreich. Auch heuer ist der Teambewerb kein Selbstläufer: Italiener, Deutsche, Schweden und Franzosen sind starke Konkurrenz, von den Amerikanern ganz zu schweigen.
Medaillenchance: 4/5
Reinfried Herbst spricht von einer brutalen Watschn. Der Olympia-Zweite von 2006 und Slalom-Weltcupsieger von 2010 bekommt keine WM-Chance.
In der Schweiz, wo nur vier von 13 für die WM nominierten Herren die WM-Kriterien (einmal unter Top Acht oder drei Mal unter Top 15) schafften, hätten sie einen wie ihn wohl mit der Sänfte Richtung Schladming getragen. Dem ÖSV aber haben die Plätze 6 und 7 des Salzburgers nicht genügt. Dabei, sagt Herbst, sei Benjamin Raich nur ein Mal schneller als er gewesen. „Daher hätte ich mir eine Qualifikation um den Slalom-Startplatz verdient.“
In Wahrheit geriet Herbst nicht wegen Raich, zumal dieser als Kombinierer Medaillenchancen hat, sondern wegen Marcel Mathis ins Abseits. Der 20-Jährige gilt im Riesenslalom als Riesentalent, nur hat er’s in dieser Saison nicht gezeigt.
Vielleicht erlebt Herbst, 34, vor Olympia 2014 in Sotschi einen dritten Frühling. Heuer war Russland für ihn noch keine Reise wert: Beim Moskauer Parallel-Rennen schied er aus. Marcel Hirscher setzte hingegen seine Erfolgsserie fort. Danach folgten eine zweistündige mitternächtliche Busfahrt von der Ski-Rampe zurück ins Hotel, vier Stunden Schlaf, neuerliche zwei Bus-Stunden zum Flughafen. Und, und, und. Aber Hirscher fühlt sich stressresistent, spekuliert er doch ernsthaft damit, in Schladming vor Riesentorlauf und Slalom in der Kombination auf Medaillenjagd zu gehen und sich damit ein Abfahrtsabenteuer anzutun.
Für die WM-Kombi war auch Trainersohn Frederic Berthold ein Thema gewesen. Gestern gewann der 21-jährige in Sarntal (Italien) die Europacup-Abfahrt. Zu spät. Chefcoach Mathias Berthold kennt keine Protektion. Er ließ sich weder durch den jüngsten Erfolg seines Juniors noch durch alte Verdienste von Herbst beeinflussen.